Interview mit Phil Harvey Was bedroht die Zukunft der Bitcoin-Mining-Industrie?

Bitcoin und der Stromverbrauch: Eine umstrittene Debatte. Für Phil Harvey, CEO von Sabre56, einem Berater für Blockchain-Rechenzentren, steht allerdings fest: Die Mining-Industrie kann die Revolution der Energiewirtschaft unterstützen.

Dominic Döllel
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Bitcoin

Beitragsbild: Sabre56

| Phil Harvey war Teil einer britischen Spezialeinheit. Jetzt schürft er Bitcoin

Bitcoin: Klimakiller und Umweltsau? Ja, zumindest, wenn es nach einigen Kritikern geht. Kampagnen wie “Change the Code, not the Climate” von Greenpeace hetzen gegen die erste Kryptowährung, Proof of Work sei veraltet. Der damit einhergehende Stromverbrauch zu hoch – vor allem in Zeiten der Energiekrise.

Bitcoiner halten dagegen. Proof of Work sei ein Feature und kein Bug. Phil Harvey sieht das ähnlich. Er ist überzeugt von BTC, hat schon früh investiert und treibt die Mining-Industrie voran. Als CEO von Sabre56, einem Beratungsunternehmen für Blockchain-Rechenzentren, will er die Energiewirtschaft revolutionieren. Warum Bitcoins hoher Stromverbrauch gerechtfertigt ist, wie die Industrie grüner werden kann und welche Probleme die Mining-Industrie in Zukunft bedrohen, verrät er im Interview mit BTC-ECHO.

BTC-ECHO: Du hast deine Karriere als jüngstes Mitglied einer britischen Spezialeinheit gestartet. Was hat dich anschließend in die Bitcoin-Mining-Industrie gebracht?

Phil Harvey: Ein Freund von hat mir über die Technologie erzählt. Bitcoin war damals ein paar Hundert US-Dollar wert. Ich habe Geld reingesteckt, um zu sehen, wie das alles funktioniert. Letztlich habe ich alles verloren, aber das hat mich nicht abgeschreckt – sodass ich 18 Monate danach erneut investiert habe, diesmal noch ernsthafter als vorher. Ich habe recherchiert und Nodes aufgesetzt. Und dann dachte ich mir: Warum soll ich nicht nach Kanada gehen und eigene Einrichtungen aufbauen – was ich dann auch tat.

Politik, Umweltschützer und Proof-of-Stake-Verfechter kritisieren Proof of Work (PoW) scharf. Glaubst du, dass PoW sein Recht hat, noch immer unter anderen Konsens-Algorithmen zu sein?

Ja, das denke ich schon. Bitcoin ist das Original, das erste seiner Art und durch niemanden unterstützt. Die anderen Konsensus-Protokolle haben alle einen Unterstützer und sind fähig, ihren Algorithmus zu ändern. Was ist die beste Lösung? Ich weiß es nicht. Nur weil Proof of Work viel Energie benutzt, heißt das nicht, dass das schlecht für die Umwelt ist. Neben Kryptowährungen gibt es beispielsweise Elektroautos, die viel Lithium benutzten. Der Schaden, den das der Umwelt zufügt, ist groß. Egal in welcher Industrie oder welchem Unternehmen du arbeitest: Du musst immer auf den Einfluss in der Gesellschaft und der Umwelt achten.

Rechtfertigt das Potenzial von Bitcoin – als Wertaufbewahrungsmittel und dezentrales Währungssystem – den hohen Energieverbrauch?

Der Stromverbrauch wird durch Leistung gerechtfertigt. Gibt es eine Möglichkeit, die Last auf die Infrastruktur zu reduzieren? Ja. Gibt es eine Möglichkeit, unseren Bedarf aus nicht-erneuerbaren Ressourcen zu reduzieren? Ja absolut. In der Mining-Industrie haben wir ein sehr rapides Wachstum. Das ermöglicht uns die kontinuierliche Veränderung, sich neu zu erfinden und Effizienzen zu identifizieren.

Als die Mining-Industrie startete, waren die Maschinen normale Haushalts-Computer – mit kleiner Hash-Leistung. Aber die Leistung ist, so wie die Effizienz, gewachsen. Mit mehr Computer-Leistung gibt es mehr Dezentralität und Sicherheit. Die Leistung wird weiter steigen. Mittlerweile sehen wir das auf unseren Miningfarmen: Mehr Maschinen verbrauchen weniger Platz, bei gleichem Energieverbrauch, aber gesteigerter Rechenleistung. Das Industriezeitalter hat 50 – 60 Jahre gebraucht, um wirklich Momentum aufzunehmen. Wir haben das in 10 Jahren geschafft. 

Hat Bitcoin Mining das Potenzial, die Energiewirtschaft in eine grünere und CO₂-freundlichere Industrie zu verwandeln?

Ja. In Texas werden Krypto-Nutzer damit konfrontiert, Energie vom Netz zu stehlen. Das ist nicht die Realität. Wir verbrauchen zwar Energie, aber nicht die ganze Zeit. Wenn wir keine Einnahmen generieren, kann die Energie zurückgegeben werden.

Die Fähigkeit dieser Leistungsverteilung – in solch einem Maßstab –  gab es noch nie. Das sehen wir bei Sabre56 selbst: Viele der Mining-Einrichtungen, die wir in den nächsten Jahren bauen, werden mit Solarfeldern oder einer Windfarm kombiniert. So können wir Energie vor Ort herstellen. Die daraus generierte Energie können wir anschließend benutzen oder an das Netz verkaufen, um die Infrastruktur zu unterstützen. Damit erzielen wir Anreize für die Industrie, grüner zu werden.

Was bedroht die Zukunft der Mining-Industrie?

Die Verarbeitung von Chips und der Mangel an Materialien wird immer etwas sein, dass die Mining-Industrie bedrohen wird. Ich glaube nicht, dass der Zugang zu Energie ein Problem wird. Wir werden sehen, dass bestimmte Gebiete das Mining verbieten. Nicht jeder will einen Nuklearreaktor im Garten stehen haben. Man kann nicht mit allem einverstanden sein. Nicht jeder heißt eine neue Industrie willkommen – so läuft das eben.

Vielen Dank für das Gespräch.

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