Uniswap diskutiert Beteiligung an Gebühren Größte DEX könnte bald täglich Tausende US-Dollar an Holder verteilen

Neun Millionen Dollar nimmt Uniswap an Gebühren ein – pro Tag. Jetzt wird abgestimmt, ob ein kleiner Teil davon zukünftig an Holder geht.

Giacomo Maihofer
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Uniswap

Beitragsbild: shutterstock

| Die UNI-Community steht vor einer Richtungsentscheidung.

Neun Millionen US-Dollar pro Tag. Soviel nimmt die größte dezentrale Kryptobörse Uniswap an Gebühren an. Ein kleiner Teil davon könnte bald an Uniswap-Holder gehen, sollte sich ein aktuell heiß diskutierter Vorschlag durchsetzen. Es wäre ein gewaltiger Schritt. Für das Projekt. Und den gesamten DeFi-Space.

Uniswap ist unverkennbar der Anführer, wenn es um dezentrale Finanzen geht. Seit 2018 ist die Plattform am Markt, oft wurde sie kopiert und blieb doch der Konkurrenz immer einen Schritt voraus. Heute ist Uniswap die größte dezentrale Kryptobörse der Welt.

Uniswap-Wal entscheidet Uniswap-Wahl

Fast 1,3 Milliarden US-Dollar werden laut Coinmarketcap dort gegenwärtig pro Tag gehandelt. Auf der größten US-Kryptobörse Coinbase sind es nur knapp 200 Millionen US-Dollar mehr. Anders als bei zentralen Börsen wie Coinbase und Co. hat bei Uniswap niemand Zugriff auf die virtuelle Brieftasche, außer die Nutzer. Sie stellen auch die Liquidität auf der Börse selbst bereit und bestimmen gemeinsam über Veränderungen ab. Nun stehen sie vor einer Abstimmung, die die Plattform radikal verändern könnte. Es geht um die Aktivierung des sogenannten Fee Switch.

Bisher gehen die rund neun Millionen US-Dollar an Transaktionsgebühren komplett an sogenannte Liquiditätsgeber. Diese sperren ihre jeweiligen Tokens in Pools, damit diese für den Handel auf Uniswap zur Verfügung stehen. Dafür werden sie mit 100 Prozent der Gebühren belohnt. Mit dem Fee Switch könnte sich das ändern: 0,5 Prozent der Gebühren könnten dann an die Holder von Uniswap-Tokens gehen. Aktuell wären das 45.000 US-Dollar. Pro Tag.

Die Reaktion auf den Vorschlag ist in der Community bisher überwältigend positiv. Bei jeder Uniswap-Wahl wird mit Tokens gewählt. Nur 54 Tokens stimmten bei der ersten von drei Wahlen am 20. Juli 2022 gegen den Vorschlag – 3,5 Millionen dafür. Der überwiegende Großteil der Ja-Stimmen kam allerdings von einem einzigen User – einem Uniswap-Wal.

Rechtliche und technische Hürden

In den nächsten zwei Wahlen dürften gerade die Liquiditätsgeber versuchen, ein Veto gegen den Vorschlag einzulegen, um ihren Anteil zu behalten. Selbst wenn der Vorschlag durchgehen sollte, stehen der Aktivierung des Fee Switch noch viele technische und rechtliche Hürden im Weg.

Bisher werden die Gebühren in Form der Tokens ausgeschüttet, die bereitgestellt und gehandelt werden. Um ihre Verteilung in Uniswap oder Stablecoins zu ermöglichen, müsste “sehr viel Infrastruktur gebaut werden”, so ein Entwickler gegenüber The Defiant. Wenn der Fee Switch aktiviert würde, könnte das Uniswap zudem mehr wie ein traditionelles Unternehmen aussehen lassen, das Gewinne an Stakeholder ausschüttet. Die US-Aufsichtsbehörde SEC untersuchte die Plattform schon 2021 wegen möglichen Rechtsverletzungen. Sie macht aktuell verstärkt Jagd auf Kryptprojekte.

Die entscheidende dritte Wahl erfordert außerdem mindestens 40 Millionen Tokens, um akzeptiert zu werden. Davon ist man bisher noch weit entfernt. Die Diskussionen in der Community über das neue Gebührenmodell dürften in den nächsten Wochen und Monaten intensiv werden.