Tether hat Schritte unternommen, um den eigenen Stable Coin (USDT) unattraktiv für Geldwäsche zu machen. Dafür erwarb es eine Compliance-Lösung aus dem Hause Chainalysis. Deren Know Your Transaction (KYT) Tool wird von Tether seit dem 12. Februar verwendet.
Chainalysis verkündete den Start des Anti-Geldwäsche-Programms in einer Pressemitteilung. Know Your Transaction erlaubt demnach die Echtzeitkontrolle des gesamten Lebenszyklus eines Token, von seiner Herausgabe bis zur Einlösung. Das Team hinter dem umsatzmäßig größten Stable Coin erhält somit die Möglichkeit, die eigene Blockchain im Ganzen zu überblicken und nach verdächtigen Aktivitäten abzusuchen. Der Chainalysis-Mitbegründer Jonathan Levin äußerte sich hierzu folgendermaßen:
Durch die Einführung einer angemessenen AML-Überwachung [Anti-Geldwäsche-Überwachung] von Transaktionen demonstriert Tether sein Engagement für Transparenz und die Einhaltung von Vorschriften und baut so das Vertrauen der wachsenden Nutzergemeinde weiter aus.
Transparenz ohne die Weitergabe von personenbezogenen Daten
Das Know Your Transaction Tool gestattet ferner die Erstellung von individuellen Risikoprofilen für jeden Token-Besitzer. Dennoch soll das Tool eine Erfüllung von staatlichen Anti-Geldwäsche-Vorgaben gewährleisten, ohne die persönlichen Daten von Nutzern weiterzugeben. Dies betonte zumindest Paolo Ardoino, Chief Technology Officer bei Tether:
Als eine der größten Kryptowährungen gemessen an der Marktkapitalisierung haben wir nicht nur gegenüber den Regulierungsbehörden, sondern auch gegenüber dem Kryptowährungs-Ökosystem die Verantwortung, über transparente, automatisierte Compliance-Lösungen zu verfügen, um jedes beliebige Volumen zu jeder Zeit bearbeiten zu können. Diese Lösung ermöglicht es uns, ein sicheres Compliance-Programm zu gewährleisten, das das Vertrauen der Regulatoren, der Strafverfolgungsbehörden und der Anwender fördert. Dies wird erreicht, ohne dass die Identitätsdaten unserer Benutzer weitergegeben werden, da diese Daten nur auf unseren Servern gespeichert werden.
Tether und Bitfinex weiterhin unter Verdacht
Die Mutmaßungen und Anschuldigungen rund um Tether und die Krypto-Börse Bitfinex reißen unterdessen nicht ab. Beide Unternehmen haben die selbe Eigentümerstruktur. Ihnen wird immer wieder vorgeworfen, den Bitcoin-Kurs gezielt manipuliert zu haben. Momentan müssen sie sich deswegen gar vor einem US-Gericht verantworten.
Im Kern jener Anschuldigungen steht der Verdacht, dass der Tether Stable Coin nicht wie versprochen vollständig von US-Dollar und anderen Einlagen gedeckt ist. Ein Audit nach allen Regeln der Kunst ist bislang ausgeblieben. Tether und Bitfinex hätten stattdessen nicht gedeckte USDT-Token gedruckt, um damit Bitcoin zu kaufen und den Kurs nach oben zu treiben. Die Ökonomen John Griffin und Amin Shams wollen eben dies in einer Studie nachgewiesen haben. Die beiden implizieren sogar eine wesentliche Verstrickung der beiden Unternehmen in den enormen Kursanstieg von Bitcoin Ende 2017.
Tether und Bitfinex haben sich im Übrigen wiederholt von diesen Vorwürfen distanziert. Den Wahrheitsgehalt der soeben erwähnten Studie haben sie ebenfalls entschieden zurückgewiesen. Dennoch liegt die Vermutung nahe, dass Tether nicht zuletzt in Compliance-Maßnahmen investiert, um steigendem Misstrauen entgegenzuwirken.