Sport im Web3 Verpassen deutsche Unternehmen den Einstieg?

Ein Großteil der Sportorganisationen spricht dem Web3 eine wichtige Rolle zu. Dennoch gibt es bei drei Viertel keine Strategie für das Internet der Zukunft. Woran könnte das liegen?

Marlen Kremer
Teilen
FIFA und NFT

Beitragsbild: Shutterstock

| Auch die FIFA bedient sich an dem Potential von NFTs

Coinbase, Crypto.com und Binance: Außer der Tatsache, dass alle drei Unternehmen auch Krypto-Börsen sind, haben sie noch eine weitere Sache gemein. Sie alle sind in der Vergangenheit Partnerschaften mit Akteuren aus dem Sportsektor eingegangen, um Bitcoin und Co. dem Mainstream schmackhafter zu machen.

Doch auch klassische Sportorganisationen entdecken jüngst die Branche für sich und tätigen Maßnahmen, um im Web3 Fuß zu fassen. So ernannte die FIFA für die Fußballweltmeisterschaft 2022 Algorand (ALGO) als offizielle Blockchain des Events, die Australian Open fanden letztes Jahr parallel in Decentraland statt und für die Olympischen Winterspiele in Peking gab es eine NFT-Kollektion für das Team Deutschland.

Eine neue Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) zeigt, wie sich der globale Sportsektor allgemein verändert, welche Trends zu erwarten sind und wie aktiv klassische Sportorganisationen in Sachen Web3 wirklich sind.

Web3-Strategie: Fehlanzeige bei 75 Prozent der Unternehmen

Knapp ein Drittel (32,5 Prozent) der befragten Organisationen bestätigen laut Studie, dass das Web3 eine wichtige Rolle für deren Zukunft spielt, fast 20 Prozent stimmen sogar “voll und ganz” zu.

Während sich gut ein Viertel der Studienteilnehmer:innen dazu neutral aussprechen, geben 15,8 Prozent der Befragten keine eindeutige Antwort. Etwa 5 Prozent geben an, dass sie dem Web3 für die Zukunft ihrer Organisation keine wichtige Rolle zuordnen. Rund 2 Prozent stimmen der Aussage “überhaupt nicht” zu.

Obwohl über die Hälfte der Befragten das Web3 in der Zukunft ihres Unternehmens als wichtig erachten, haben fast 75 Prozent der Teilnehmer:innen für das Thema noch keinen richtigen Plan ausgearbeitet. Laut Studie geben fast drei von vier Befragten an, keine Web3-Strategie zu verfolgen. Im Umkehrschluss heißt das jedoch: gut 25 Prozent der teilnehmenden Sportorganisationen wissen ganz genau, was in Sachen Web3 zu tun ist.

"Viele Sportorganisationen in Deutschland sind noch in einer eher abwartenden und beobachtenden Rolle in Bezug auf ihre Web3-Strategie", erklärt Dr. Konstantin Druker, Operations Lead Sports Business Advisory, PwC Deutschland gegenüber BTC-ECHO. "Web3 gewinnt erst wieder an Priorität, wenn der Markt sich erholt und Blockchain-basierte Lösungen nachhaltigere Geschäftsmodelle vorweisen können. Im Prinzip fehlt es vielen Lösungen noch an der kritischen Menge an Usern, bevor sie in den Fokus rücken."

Collectibles bieten die größten Chancen für den digitalen Sportsektor

Von NFTs bis zum Ticketing: Es gibt verschiedene Bereiche im Sportsektor, an die die Blockchain-Technologie anknüpfen kann.

Über 40 Prozent der Befragten antworten demnach, dass sie in Collectibles die größten Chancen für Akteure in der Sportindustrie sehen. Platz zwei nehmen dabei Blockchain-Gaming und In-Game-Token ein (36,2 Prozent). Mit 36,7 Prozent können sich auch virtuelle (Fan-)Erlebnisse einen Platz auf dem Siegertreppchen sichern.

"Collectibles sind ein gut erschlossener und gut verstandener Markt im Sport, das Kernprinzip ist nicht erklärungsbedürftig und der Einstieg somit leicht", meint Druker, der die Studie mit verantwortet hat. "Interessant wird hier natürlich die Wertentwicklung und die Entwicklung des Handelsvolumens der NFTs auf Marktplätzen in der Zukunft sein", meint er. "Für Sportrechte-Halter entstehen dadurch neue digitale Vermarktungsrechte, die monetarisiert werden können. Gleichzeitig gibt es eine Web3-affine Zielgruppe, die man damit abholt."

Mit knapp 20 Prozent liegt der Einsatz der Blockchain-Technologie im Ticketing für Sport-Events auf dem letzten Platz. Warum bisher nur etwa eine von vier Sportorganisationen der Umfrage eine Web3-Strategie verfolgen, dürfte zumindest auch teilweise an den Hürden liegen, die mit der noch jungen Branche in Verbindung stehen.

Laut Umfrage ist es eine Lücke im technischen Fachwissen, die Akteure im Sportsektor davon abhält, ein entsprechendes digitales Ökosystem umzusetzen. Über die Hälfte (52,9 Prozent) nennt fehlende finanzielle Ressourcen als Hürde, in das Web3 vorzustoßen. Die mangelnde Bereitschaft, Risiken einzugehen, sowie ein fehlendes Commitment der Führungsebene landen auf den zwei letzten Plätzen. Sie fallen mit jeweils über 25 Prozent dennoch ins Gewicht, wenn es um Hindernisse zum Thema Web3 geht.

Trotz Hürden gibt es bereits einige Sportorganisationen in Deutschland, die aktiv daran arbeiten, in den Web3-Sektor vorzustoßen. Auch Druker sieht darin einige Chancen, die sich Akteuren in der Sportbranche bieten: "Wenn man Web3 als eine neue Plattform betrachtet, auf der User neue Verhaltens- und Kommunikationsmuster entwickeln, dann entstehen auch neue Möglichkeiten des Web3-Marketings", erklärt er gegenüber BTC-ECHO.

Insbesondere "datengetriebene Marketing- und Engagement Kampagnen über Wallet-Interaktionen" könnten zum Standard werden, meint Druker. Eine Web3-Strategie wird umso interessanter, je mehr man aus Web3-Initiativen machen kann. Hier könnten datengetriebene Marketing- und Engagement Kampagnen über Wallet-Interaktionen zum Standard werden. "Ein Trend wird hoffentlich sein, dass Rechtehalter sich selbst aktiver in die Projekte und deren Entwicklung involvieren." 

Methodik

PwC befragte zwischen September und November 2022 insgesamt 507 Akteure des Sportsektors aus 43 verschiedenen Ländern. Zum Zeitpunkt der Studie hielten die jeweiligen Befragten eine Führungsposition inne. Die Ergebnisse der Umfrage wurde durch Interviews mit Branchenexpert:innen im Anschluss ergänzt.

Du möchtest Kryptowährungen kaufen?
Wir zeigen dir die besten Anbieter für den Kauf und Verkauf von Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum, Solana & Co. In unserem Vergleichsportal findest du den für dich passenden Anbieter.
Zum Anbietervergleich