Über Krypto-Regulierung Solana-Gründer: “Stellt euch vor, Google wäre in Russland gegründet worden”

Die USA verlieren die “technologische Führung”, wenn nicht bald eine klare Kryptoregulierung an den Start geht. Denn auch der amerikanische Traum braucht Regeln.

Tim Reindl
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SEC USA

Beitragsbild: Shutterstock

| Die SEC fährt einen harten Kurs bei der Krypto-Regulierung

“Ich treffe jeden Tag vielversprechende Unternehmer, die die nächste große technologische Innovation in Amerika aufbauen wollen, aber nicht wissen, wie man ein Blockchain-Unternehmen gesetzeskonform aufbaut”, beklagt Anatoly Yakovenko, CEO von Solana Labs. Die Kryptobranche brauche dringend klare Regeln, sonst seien die USA bald abgehängt. Für den Gründer wird der Standort zunehmend unattraktiv. Yakovenko versucht den Kongress zu überzeugen, einen Krypto-freundlichen Kurs einzuschlagen und appelliert dabei an “amerikanische Werte”.

Schlechte Startbedingungen für Krypto-Gründer

Der Aufwand, um in den USA ein Blockchain-Startup so zu strukturieren, dass es “gesetzeskonform” funktioniere, sei viel zu hoch und oft mit “Zehntausenden von Dollar in Anwaltskosten” verbunden, erklärt Yakovenko. Die Bedingungen für junge Unternehmer aus seiner Sicht: “erschreckend”.

Sie sehen, wie börsennotierte, milliardenschwere Unternehmen Schwierigkeiten haben, sich in der rechtlichen Landschaft zurechtzufinden, und fragen sich, wie ihr kleines Projekt überleben soll.

Anatoly Yakovenko, CEO von Solana Labs

Laut Daten von Electric Capital waren im Jahr 2018 42 Prozent der weltweiten Open-Source-Blockchain-Entwickler in den USA ansässig. Bis 2022 sank dieser Wert auf 29 Prozent. Bei der Wahl, “in Amerika zu bleiben oder ihren Traum zu verwirklichen, entscheiden sich immer mehr Gründer dafür, das Land zu verlassen”.

Ohne Regeln geht es nicht

In diesem Herbst stimmt das US-Repräsentantenhaus über zwei Gesetzesentwürfe ab, die mehr Klarheit in die Regulierung digitaler Vermögenswerte bringen könnten. Yakovenko appelliert dabei an die “amerikanischen Werte” der Entscheidungsträger. Ganz nach dem Motto: Auch der American Dream braucht Regeln. “Viele von uns sind hier, weil wir echte Werte schaffen wollen – und wir wollen amerikanische Werte als Grundlage für die einflussreichsten Unternehmen der Welt”, so Yakovenko. Er selbst ist mit elf Jahren aus der Sowjetunion nach Amerika, “wo es unbegrenzte Möglichkeiten gab”, migriert.

Den Anschluss nicht verlieren

Damit die USA die besten Talente in der Branche anziehen und halten können, brauche es einen überzeugenden Rechtsrahmen, der “Verbraucher schützt und Unternehmertum fördert”. Der Solana-Mitgründer verweist auch auf den internationalen Wettbewerb.

Stellen Sie sich vor, Google wäre in Russland oder Reddit in China gegründet worden. Wie anders würde das Internet heute aussehen?

Der Kongress habe dafür Sorge zu tragen, die “technologische Führung Amerikas” zu schützen. Außerdem müsse das Land eine Vorreiterrolle bei Investitionen in die Blockchain-Entwicklung einnehmen. “Europäische und asiatische Regierungen investieren bereits in Blockchain”, so Yakovenko.

Welches Land zieht Blockchain-Entwickler an?

Die Sorgen von Yakovenko scheinen nicht unbegründet. Weltweit feilen Regulatoren an Gesetzen, um die Krypto-Branche in geordnete Bahnen zu lenken. In Europa tritt mit MiCA ein umfassendes Regelwerk für digitale Vermögenswerte in Kraft. Auch Hongkong zeigt große Ambitionen und will zu einem neuen Hotspot für den globalen Kryptomarkt avancieren.

In den USA hat man es in den letzten Jahren versäumt, einen klaren regulatorischen Rahmen aufzustellen. Mit einem strengen Kurs versuchen Behörden wie die SEC der Situation mit Sanktionen und Verboten Herr zu werden. Bislang ohne Erfolg. Die Wertpapierbehörde und ihr Chef, Gary Gensler, geraten zunehmend in die Kritik.

Podcast

Electric Capital hat über 5.000 Web3-Entwicklerprofile auf Github analysiert und auf ihren Standort hin überprüft:

Berührungsängste abbauen

Geld für Kriminelle: Dieses Image legten Bitcoin und Co. über die letzten Jahre allmählich ab. Dazu brauchte es viel Aufklärungsarbeit und die wird auch in Zukunft weiter nötig sein. Anleger und Unternehmen wagen zunehmend den Sprung ins Web3. Sie nutzen Blockchains, investieren in Kryptowährungen und machen sich mit der Materie vertraut. Mit einer gleichen Einstellung wären die Regulatoren gut beraten.

Das glaubt auch Anatoly Yakovenko. Die politischen Entscheidungsträger müssten selbst mit der Technologie herumexperimentieren. Ein großes Problem dabei: Den meisten Beamten, die digitale Vermögenswerte regulieren, ist deren Nutzung verboten. Das mache es schwierig, gute Richtlinien zu entwickeln: "Stellen Sie sich vor, Sie versuchen, soziale Medien zu regulieren, ohne jemals Facebook geöffnet zu haben!"

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