So verändert die Tokenisierung unser Finanzwesen und nicht zuletzt unser Leben

Der Begriff Tokenisierung ist aufgrund seiner Abstraktheit nur schwer zu fassen. Dabei geht es um mehr als nur die Veränderung eines Mediums wie beispielsweise bei dem Wechsel von Schallplatte zu CD. Tokenisierung eröffnet eine ganz neue Dimension. Welche Dimension gemeint ist und warum sie jeden von uns betrifft.

Sven Wagenknecht
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Beitragsbild: Shutterstock

Was versteht man unter Tokenisierung? Es handelt sich in erster Linie um einen digitalen Verbriefungsprozess von Besitzverhältnissen an bestimmten Gütern, Anlagegegenständen oder Rechten. Kurzum: Man kann praktisch alles tokenisieren. Ganz gleich ob Aktien, Turnschuhe, Eigentumswohnungen, Lizenzrechte an Musikstücken oder sonstige Nutzungsrechte. Jeder Gegenstand oder alles, was verbrieft werden kann, also auch immaterielle Güter, kann man in Token umwandeln bzw. durch diese verbriefen. Anstatt einer Urkunde, wie unter anderem bei Wertpapieren, „verbrieft“ ein Token, der einer Blockchain zugeordnet ist, die jeweiligen Besitzverhältnisse. Die Konsequenz: Wir müssen unser Verständnis von Finanzialisierung neu überdenken.

Token schalten den Finanzmarkt-Turbo ein

Nun stellt sich die Frage, welchen konkreten Nutzen Tokenisierung konkret bringt. Was ist an einem tokenisierten Handel besser als einem Handel via Urkunden, der elektronisch über staatlich regulierte Registerstellen und Abwicklungsgesellschaften wie Clearstream läuft?

In erster Linie steigert die Tokenisierung die bestehende Markteffizienz enorm. Was sich trocken nach einem Lehrsatz aus einem BWL-Buch anhört, hat enorme Auswirkungen. Bedeutet es doch, dass alles, was bis dato an Börsen handelbar ist, um weitere Anlagegegenstände erweitert und selbst noch effizienter wird. Selbst wenn man nur Unternehmen ins Auge fasst und nicht andere finanzielle Werte, ist allein für den Standort Deutschland das Ausmaß der Tokenisierung signifikant.

Wenn aus GmbHs Aktiengesellschaften werden

So gibt es von den rund 8.000 Aktiengesellschaften in Deutschland nur ca. 800, die an einer Börse zum Handel freigegeben sind. Auf der anderen Seite gibt es über eine halbe Million GmbHs, die nicht bzw. nur stark eingeschränkt Zugang zum Kapitalmarkt haben. Der Finanzialisierung respektive „Liquide-Machung“ der GmbHs durch Tokenisierung eröffnet gerade den kleinen und mittelständischen Betrieben in Deutschland eine neue Art der Finanzierung via Security Token.

Der Security Token ist rechtlich nichts anderes als ein Wertpapier, sprich eine Aktie oder Anleihe, nur eben auf Tokenbasis. Im Gegensatz zu einem IPO sind Kosten und Aufwand deutlich geringer, zumal es keiner Gründung einer AG bedarf, um Anteile respektive Forderungen, handelbar zu machen. Mit der Adaption der Security Token Offerings werden also allein in Deutschland über eine halbe Million Unternehmen börsenbereit gemacht.

Das Anlage- sowie Finanzierungsspektrum erfährt dabei sowohl von Anleger- als auch Unternehmensseite einen enormen Schub. Den Startschuss hat in Deutschland die Bitbond GmbH gemacht, die bereits ihren Anleihe-Token via Security Token Offering zur Finanzierung herausgibt.

Wenn die Uckermark auf die Blockchain kommt

Die Finanzialisierung von Unternehmen ist dabei nur ein Puzzleteil in der Tokenisierung. Natürlich ist dies bereits auch heutzutage ohne Token und Blockchain möglich, allerdings ist der Aufwand so hoch, dass man nur einen Bruchteil aller handelbaren Güter und Rechte wirklich vollumfänglich verbrieft.

Durch standardisierte Tokenisierungsverfahren stehen in Zukunft auch Privatpersonen neue Partizipationsmöglichkeiten am Immobilienmarkt offen. Wer keine Immobilie im Wert von beispielsweise 200.000 Euro kaufen oder finanzieren kann, kann so via Token trotzdem Teileigentümer einer Immobilie werden und anteilsmäßig an den Mieteinnahmen beteiligt sein. Anstatt in einen weltweiten Immobilienfonds zu investieren, der Gewerbeimmobilien in den Metropolen abdeckt, steht es jedem offen, Anteilseigner an einem Mehrfamilienhaus in der Nachbarstraße zu werden.

Natürlich gibt es zum gegenwärtigen Stand regulatorische Hindernisse, die dieses Szenario noch nicht ohne Umwege realisierbar machen. Erste Anbieter wie Brickblock, PROPY oder Alt.Estate sind bereits am Markt und bieten, wenn auch nur eingeschränkt, ausgewählte Immobilienprojekte an. Viele weitere wie BrickMark oder SwissRealCoin stehen schon in den Startlöchern.

Die Stufen der Tokenisierung

Im ersten Schritt beobachtet man die Tokenisierung von Unternehmen. Im zweiten Schritt folgen Immobilien und im dritten Schritt können es bereits die Nike Sportschuhe sein, deren digitale Zwillinge man tokenisiert.

Wem das zu absurd klingt, dem sei ein Blick auf die digitale Kollektion des Modelabels Carlings empfohlen. Hier kommt zwar noch keine Blockchain-Lösung zum Einsatz, aber man bekommt einen Eindruck, wohin die Reise in der virtuellen Welt geht. Auch arbeitet das Berliner Blockchain-Start-up LUKSO daran, digitale Zwillinge aus der Fashion-Industrie handelbar zu machen. Zukünftig kann so jeder die digitale Version seiner Handtasche oder seines Autos digital handeln.

Am Ende angekommen tokenisieren wir uns selbst bzw. unsere digitalen Zwillinge, also beispielsweise Avatare in der Virtual Reality. Schließlich wollen wir sicherstellen, dass keine Kopien, ergo digitale Doppelgänger von uns, im virtuellen Raum ihr Unwesen treiben. Bis es soweit ist, werden allerdings noch viele Jahre vergehen.

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