Sind wir lebendige Währungen? Ungehorsam und Widerstand in Zeiten von Blockchain: Die Schule des Ungehorsams

Sind wir lebendige Währungen? In Berlin wagt die „School of Disobedience“ das Denken jenseits des Bretton-Woods-Systems. Bitcoin ist dafür die Grundlage. Emanzipation und Befreiung der Unterdrückten durch Blockchain – wie nahe kommen wir der Utopie einer neuen Weltwirtschaft?

Polina Khubbeeva
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Beitragsbild: Shutterstock

Der beste Weg eine Bank auszurauben? Die Erfindung einer Währung!“ Dieses Zitat des kanadischen Dichters John Terpstra stand am Anfang eines Diskussionsabends zum Thema Bitcoin-Ökosystem, Krypto-Ökonomie und neue globale Finanzsysteme am 21. Januar im Grünen Salon der Volksbühne Berlin. School of Disobedience – Schule des Ungehorsams – heißt die Veranstaltungsreihe, die sich selber als offenen Raum für Programmierer, Humanisten, Aktivisten und Wissenschaftler versteht. Im Fokus stehen zeitgenössische Themen der Zukunft an der Schnittstelle zwischen Sozialem, Politischem und Technischem. Derzeit wird das Konzept der Krypto-Ökonomie in Vorträgen und Seminaren vorgestellt und diskutiert.

Wie besetzt man eine finanzielle Abstraktion?

Erik Bordeleau ist Wissenschaftler am SenseLab der Concordia University in Montreal und Finanzgestalter bei der Economic Space Agency (ESA). Er forscht zu der Philosophie und Theorie neuer Finanzsysteme. Dabei steht für ihn und die ESA nichts Geringeres als die „kollektive Praxis von Zukunftsgestaltung und das Neudenken von Wert am Ende einer Wirtschaftsform, wie wir sie kennen“ im Vordergrund.

Die Veranstaltung war gut besucht von jungen Kunst- und Medienschaffenden, Programmierern, Start-up-Entrepreneuren und Wissenschaftlern. Im Kern verfolgten sie die Frage, ob das Bitcoin-Ökosystem die Entfremdung zwischen Sozialsphäre und Finanzmarkt überwinden kann. Als Beispiel dienten die „Occupy-Wallstreet“-Proteste. Diese seien aber noch eng in neomarxistischen Vorbehalten „der Linken“ gegen das Finanzkapital verhaftet gewesen.

Krypto und Bitcoin könne aber, so die steile These der ESA, den Bruch zwischen globalem Aktivismus und Kapitalzirkulation aufheben. Schließlich schafft die Blockchain-Technologie und ihr Umfeld Werte, die die Nutzer – theoretisch – unabhängig von dem Monopol von Staaten und Banken nutzen können. Das macht letztlich neue Formen der Wissensproduktion und globalisierter Teilhabe möglich.

Netzwerke als neue Typen von Institutionen?

Bitcoin, die Blockchain-Technologie und Distributed-Ledger-Technologien brechen neue Konzepte von Netzwerken Bahn. Das „Geldsystem wird zurückerobert“. Zugespitzt formuliert: Jeder Einzelne kann eine lebende Währung werden. Alle Teilnehmer können Agenten des gesellschaftsökonomischen Wandels sein.

Statt der etablierten Institutionen werden unabhängige, basisdemokratische und non-profit-orientiert organisierte Netzwerke zu Knotenpunkten kommunaler Vergesellschaftung, Entwicklung und Partizipation. Ob blockchainbasierte Mikrokredite in Afrika, Entwicklungshilfe oder die Neubesetzung von Kunst und Finanzen – Bitcoin macht Teilhabe und Austausch weltweit zugänglich.

Das „Seminar School of Disobedience: Kryptoökonomie“ findet am 06. , 13. und 25. Februar im Grünen Salon der Volksbühne Berlin statt. Arbeitssprache ist Englisch, die Teilnahme ist kostenfrei. Anmeldungen können schließlich noch bis zum 29. Januar an schoolofdisobedience@gmail.com gerichtet werden.

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