Satoshi Nakamoto: Wer war der Bitcoin-Erfinder?

Um Satoshi Nakamoto ranken sich viele Legenden. Wer war der mysteriöse Bitcoin-Erfinder? Ein Blick auf einige Theorien. "Der sichere Modus kann immer noch ausgelöst werden, wenn eine längere ungültige Blockchain angezeigt wird" – wusste Satoshi Nakamoto, dass das sein letzter Satz im Bitcointalk-Forum sein würde, lässt sich ihm wohl kein Hang zum Theatralischen unterstellen. Seit dieser Nachricht aus dem Dezember 2010 herrscht Funkstille, der mysteriöse Bitcoin-Erfinder verschwand. Was neben seinem Werk blieb, sind viele Fragen. Wer Satoshi Nakamoto war, ob eine Person oder mehrere, ist bis heute ungeklärt. Umso mehr Spekulationen und vermeintliche Spuren gibt es. Eine davon führt nach Deutschland. Er kam, sah, siegte – und ging Um Satoshi Nakamoto ranken sich viele Legenden. Als gesichert gilt nicht viel. Auf sich und sein Projekt aufmerksam machte er am 31. Oktober 2008 mit dem unscheinbaren Whitepaper "Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System". Einige Wochen später, am 3. Januar 2009, setzte sich die Blockchain mit dem ersten Block in Gang. Bis zu seinem plötzlichen Verschwinden verstrichen nur einige Monate. Den vorletzten Post veröffentlichte er am 11. Dezember 2010. Darin zeigte er sich besorgt über die mediale Aufmerksamkeit, die sich durch die Enthüllungsplattform Wikileaks auf Bitcoin lenkte: "Es wäre schön gewesen, diese Aufmerksamkeit in einem anderen Zusammenhang zu bekommen". Wikileaks, das zuvor Spenden über Bitcoin einführte, habe laut Satoshi Nakamoto "in ein Hornissennest gestochen". Seine Mahnung, "der Schwarm" komme "auf uns zu", gab Verschwörungsmythen Futter. Einen Tag später folgte der letzte Beitrag, danach gab es nur noch sporadischen E-Mail-Verkehr. Die Summe aller Teile Auch wenn es zur Mythenbildung beiträgt, ist Bitcoin nicht aus dem Nichts entstanden. Es gab viele theoretische Konzepte und praktische Anwendungen, auf die sich Satoshis Arbeiten stützen konnten. Die Grundsteine legten experimentierfreudige Kryptografen, die Teil der losen Cypherpunk-Bewegung waren. Einer davon war David Chaum, der mit seiner Dissertation "Computer Systems Established, Maintained, and Trusted by Mutually Suspicious Groups" bereits 1982 viele Elemente eines Blockchain-Protokolls beschrieb. In den 90ern entwickelte er "Ecash", eine der ersten Kryptowährungen überhaupt. Stuart Haber und W. Scott Stornetta haben 1991 eine Software programmiert, die der heutigen Blockchain sehr ähnlich war. Im Whitepaper mit dem Titel “How to Time-Stamp a Digital Document” beschrieben sie eine Methode zur Erzeugung und Überprüfung von Zeitstempeln für digitale Dokumente. Der Ansatz basierte auf kryptografischen Hash-Funktionen und gilt als einer der frühesten Vorläufer der Blockchain-Technologie. 1992 fügten sie ihrem System Merkle-Trees hinzu, die auch in Blockchains Anwendung finden. Es ist wahrscheinlich, dass Satoshi Nakamoto von all dem wusste und – möglicherweise unter anderem Namen – aktiv in der Szene war. Bekannt ist etwa, dass er in einer Mail vom 22. August 2008 an Wei Dai, der bereits seit 1998 an dem digitalen Bargeldsystem “b-money” arbeitete, um Infos bat, die er in seinem Whitepaper zitierte. Wer war Satoshi Nakamoto? Es gibt einige Namen, die immer wieder fallen. Hal Finney etwa, der im Jahr 2004 das System “Reusable Proofs of Work” entwickelte, ein Vorläufer des späteren Proof of Work-Mechanismus, der bei der Bitcoin-Blockchain zum Einsatz kommt. Bereits Ende der 90er diskutierte er die Privacy-Funktion ZK-Proofs. Finney galt als Pionier auf dem Gebiet der Kryptografie, war nachweislich früh in der Entwicklung von Bitcoin beteiligt und erhielt die erste Bitcoin-Transaktion überhaupt – von Satoshi Nakamoto. Wäre es Hal Finney selbst gewesen, hätte er eine Art Doppelleben inszeniert. Zu Lebzeiten wies Finney solche Theorien zurück. Auswertungen der E-Mail-Verläufe sollen inzwischen belegt haben, dass Finney nicht Nakamoto gewesen sein kann. Befragen kann man ihn heute nicht mehr. Hal Finney verstarb 2014 an Amyotropher Lateralsklerose (ALS). Ein weiterer Kandidat ist Nick Szabo. 1998 entwickelte er die letztlich nicht umgesetzte Kryptowährung "Bit Gold", die viele Gemeinsamkeiten mit Bitcoin hat, auch die Wortwahl im Whitepaper. Beweise dafür, dass Szabo Satoshi ist, gibt es jedoch nicht. Auch nicht für die Theorie, es könne Len Sassaman gewesen sein. Bei ihm sprechen ebenfalls viele Indizien dafür: Seine Arbeiten am TCP/IP-Protokoll oder der Verschlüsselungstechnik "Pretty Good Privacy" (PGP), seine Bekanntschaft mit Hal Finney und Adam Back, der Person, die erstmals mit Satoshi Nakamoto Kontakt hatte. Sassaman forschte außerdem an der byzantinischen Fehlertoleranz, sein Doktorvater war David Chaum. Herausfinden wird man es wohl nicht. Len Sassaman nahm sich 2011 das Leben. Zwei Monate zuvor erhielt Bitcoin-Entwickler Mike Hearn die letzte bekannte Mail von Satoshi Nakamoto. Darin gab er an, sich nun "anderen Dingen widmen zu wollen". Spurensuche in Deutschland Von Namensvetter Dorian Satoshi Nakamoto, der 2014 vom “Newsweek”-Magazin als vermeintlicher Kopf hinter Bitcoin ausfindig gemacht wurde, bis Craig Wright, der selbst behauptet, Satoshi Nakamoto zu sein, gibt es einige eher unwahrscheinliche Anwärter. Einer wohl scherzhaften Theorie zufolge soll Satoshi Nakamto ein Akronym sein, dass sich aus SAmsung, TOshiba, NAKAmichi, and MOTOrola zusammensetzt. Spekuliert wird auch darüber, ob Satoshi Nakamoto möglicherweise eine Gruppe gewesen sein könnte. Dafür spricht, dass im White Paper häufig von "we" die Rede ist. Dagegen jedoch Einträge auf dem Bitcointalk-Forum oder auch Email-Verläufe, die auf eine Person schließen lassen. Auch über einen möglichen Wohnort ließ sich der Suchradius bisher nicht eingrenzen. Laut einer Theorie weise das Whitepaper theoretische Kenntnisse deutscher Wirtschaftsschulen auf. Eine andere will anhand von Zeitstempeln von E-Mails herausgefunden haben, dass Satoshi zeitweise in Großbritannien gelebt hat. Belege, dass der Bitcoin-Erfinder aus Deutschland oder UK stammt, gibt es aber nicht. Das wenige, das man über Satoshi Nakamoto weiß, begrenzt sich auf Einträge in Foren, Mails und seine Aktivitäten als Miner. Vermutlich hat er – oder sie – mehr als 22.000 Blöcke geschürft und soll bis zu 1,1 Millionen Bitcoin in über 20.000 Adressen halten. Viel mehr ist nicht bekannt. Ob beabsichtigt oder nicht: Das Konzept der Dezentralität hätte Satoshi nicht konsequenter umsetzen können.

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