Report: Wash Trading bei Krypto-Börsen nach wie vor verbreitet

Die Non-Profit-Organisation Blockchain Transparency Institute (BTI) hat ihren zweiten Bericht zum Ranking für Krypto-Börsen veröffentlicht. Binance bleibt nach wie vor die größte Exchange, was das Handelsvolumen und Benutzerzahlen anbelangt. Gleichzeitig stellt BTI die Aussagekraft der Daten von Coinmarketcap infrage.

Christopher Klee
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Zwei Monate nach ihrem ersten Report hat die Non-Profit-Organisation Blockchain Transparency Insitute (BTI) erneut die Krypto-Börsen dieser Welt unter die Lupe genommen. BTI hat dabei den Anspruch, genauere Daten zu liefern als die bekannte Bitcoin-Kursseite Coinmarketcap (CMC).

BTI vs. Coinmarketcap

Auf den allerersten Blick scheint es wenig Abweichung zwischen den Börsen-Rankings von Coinmarketcap und BTI zu geben. Beide werden von den Bitcoin-Börsen Binance, OKEx und Huobi angeführt. Binance ist dabei mit einem täglichen Handelsvolumen von über einer Milliarde US-Dollar Tabellenführer. Die tägliche Besucherzahl der weltgrößten Krypto-Börse beläuft sich auf rund 312.000. Die zweit- und drittplatzierten Exchanges OKEx und Huobi kommen hier nur auf jeweils rund 100.000 tägliche Besucher, bei einem täglichen Handelsvolumen von rund 690 Millionen bzw. 585 Millionen US-Dollar.

Auf den nachfolgenden Plätzen offenbart sich indes ein auffälliger Unterschied zwischen den Rankings von CMC und BTI. Die wenigsten Bitcoin-Börsen, die auf CMC die Plätze vier bis zehn belegen, finden sich auch im BTI-Ranking. Die Ausnahmen bilden Bitfinex und Upbit.

Das liegt vor allem daran, dass BTI an seiner Methodik gefeilt und Börsen, bei denen API-Trading einen Großteil des Handels ausmacht, in eine gesonderte Liste ausgelagert hat. Der Grund: BTI geht davon aus, dass bei Börsen mit einem API-Trading-Anteil von über 80 Prozent der Verdacht nahe liegt, dass das Handelsvolumen mittels Wash Trading künstlich aufgeblasen wurde. Die Betonung liegt hier auf „Verdacht“, denn:

„Das bedeutet nicht unbedingt, dass andere Transaction-Mining-Börsen auf dieser Liste ihre eigenen Bots verwenden, um ihre Volumina zu vergrößern; nur dass sie im Vergleich zu ihrem tatsächlichen Volumen von Web- und mobilen Nutzern eine übermäßige Anzahl von Bot Trades anziehen, die ihre Gebührenstruktur ausschließlich für den Abbau von einheimischen Exchange-Token verwenden.“

Bereits im August-Report beklagte BTI grassierendes Wash Trading unter den Top-100-Börsen. Vor allem die Krypto-Börsen ZB.COM und Lbank sollen ihr Handelsvolumen massiv nach oben „korrigiert“ haben:

„Zu den größten Übeltäterinnen in den [Coinmarketcap-]Top 10 gehören die ZB-Börse, die ihr Volumen per Wash Trading um das 390-Fache zu steigern scheint, sowie die Lbank, die ihr Handelsvolumen um das – sage und schreibe – 4.400-Fache hochmanipulierten.“

Kleine Altcoins für großes Volumen

Die Analyse von BTI hat ergeben, dass viele Krypto-Börsen Altcoins mit geringer Marktkapitalisierung nutzen, um ihre Handelsvolumina aufzublasen:

„Wir haben auch festgestellt, dass viele dieser Börsen auf Coins mit niedriger Marktkapitalisierung setzen, die verzweifelt nach der Anerkennung und dem Volumen einer Top-10- oder Top-25-Börse suchen. In vielen der Krypto-Projekte, mit denen wir gesprochen haben, geht es auch darum, die Börse mit einer großen Menge an Token zu versorgen, die dann verwendet werden, um die Volumenzahlen auf CMC massiv zu erhöhen und potenzielle Händler von anderen Börsen mit einem viel niedrigeren, aber realen Volumen anzuziehen.“

Gleichzeitig kämen bei Krypto-Börsen unter Wash-Trading-Verdacht häufig 80 bis 90 Prozent der Benutzer direkt von der Seite Coinmarketcap.com. Die künstlich aufgeblasenen Handelsvolumina nehmen die Exchanges zum Anlass, teils horrende Listing-Gebühren von 5 bis 60 BTC (etwa 340.000 Euro) zu verlangen.

Wash Trading als Symptom fehlender Regulierung

Der Verdacht, dass Krypto-Börsen Wash Trading betreiben, besteht schon länger. Spätestens mit der Veröffentlichung von „Chasing fake Volume: a crypto-plague“, einem Medium-Post von Sylvain Ribes im März 2018, geriet insbesondere OKEx in den Verdacht, massives Wash Trading zu betreiben.

Ribes hat dazu eigens eine eigene Analysetechnik entwickelt, in der er die Orderbücher aller großen Krypto-Börsen sammelte. Danach untersuchte der Analyst, wie stark ein Verkauf einer Kryptowährung in Höhe von 50.000 US-Dollar deren Preis drücken würde. In seinem vielbeachteten Artikel stellte Ribes OKEx an den Pranger. Das von OKEx angegebene Handelsvolumen sei in keiner Weise mit seinen Berechnungen vereinbar. Die Frage wäre demnach nur, ob das Volumen zu 90, 95 oder 99 Prozent gefälscht sei.

Auch das BTI bezieht sich in seiner August-Analyse explizit auf Ribes Methodik:

„Unter Verwendung der von Sylvain Ribes durchgeführten Slippage-Recherche über gefälschte Volumina an Börsen […] wurde ein Basissatz von Börsen, die scheinbar eine genaue Volumendarstellung durchführen, erstellt. Diese Untersuchung korrelierte genau mit der größten Anzahl von Unique Visitors, die von SimilarWeb gemeldet wurden.“

Trotzdem befindet sich OKEx sowohl bei CMC als auch bei BTI noch ganz oben auf der Liste – und das, obwohl der Verdacht der Marktmanipulation sich in einer weiteren Analyse erhärtet hat. Diese Tatsache spiegelt auch den Umstand wider, dass sich Krypto-Börsen nach wie vor in unregulierten Gewässern bewegen. Andernfalls hätten an traditionellen Finanzmärkten verbotene Praktiken wie das Wash Trading bereits zum Untergang einiger – auch der „großen“ – Krypto-Börsen geführt.

Die noch verhältnismäßig junge Non-Profit-Organisation BTI leistet einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung von Krypto-Investoren und -Investorinnen für diese Thematik. Man darf gespannt sein, zu welchen Erkenntnisse das stetig wachsende Team in seinem Dezember-Report kommen wird.

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