Umstrittener Ethereum-Klon Pulsechain: Der “größte Airdrop aller Zeiten” – Scam oder legitim?

Hochmütig tönt es aus Richtung der neuen Blockchain rund um Hex-Gründer Richard Heart. Doch während die Community gehypt ist, warnen Kritiker vor Betrug.

Johannes Macswayed
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Pulsechain Hex Richard Heart

Beitragsbild: Shutterstock

| Die Pulsechain von HEX-Gründer Richard Heart ist umstritten. Einige vermuten dahinter sogar einen Scam

Sie ist schon nach einer Woche, gemessen am TVL, die achtgrößte Blockchain im Space. Rund 430 Millionen US-Dollar konnte sie in nur wenigen Tagen einfangen. Und doch wird sie in fast keinem Krypto-Medium erwähnt: Pulsechain. Es ist das neue Projekt des umstrittenen Krypto-Entrepreneurs Richard Heart, der Kritiker schon mit dem HEX-Token stutzig machte. Kuriose Zahlen zum Start des Projekts und ein verdächtiger Lock-Up-Mechanismus legen nahe, dass auch bei Pulsechain nicht alles mit rechten Dingen abläuft. Was hat es damit auf sich?

Was ist Pulsechain?

Pulsechain ist eine Layer-1-Blockchain, die Smart Contracts unterstützt. Sie basiert anders als Ethereum und Co. auf einem neuartigen “Proof-of-Staked-Authority”-Konsensmechanismus, bei dem die designierten Validatoren durchrotieren, um Transaktionen zu bestätigen. Der Start der Pulsechain ist bereits seit 2021 in Planung. Damals versprach Richard Heart, mit Pulse die Skalierbarkeit Ethereums zu erhöhen. Um das zu erreichen, hat das Projekt die gesamte Ethereum Blockchain kopiert und auf eine optimierte Chain übertragen, wo geringe Gebühren und eine schnelle Ausführung von Transaktionen möglich sind.

Pulsechain ist damit effektiv eine vollumfängliche Hard-Fork Ethereums, wie auch ETHPoW, das zum Ethereum-Merge die gesamte Blockchain duplizierte. Alle Assets, die Nutzer auf Ethereum halten, existieren nun also auch auf Pulsechain. Dies macht Pulse technisch gesehen zum bisher größten Airdrop im Krypto-Space. Doch heißt das nicht, dass alle Token auf Pulse gleichermaßen wertvoll sind. Erst wenn Entwickler und Projekte ihre Aktivität auch auf Pulse weiterführen, erreichen die Token dort denselben Wert wie auf der Ethereum Mainchain. Bisher ist davon aber nicht viel zu sehen. Nur drei Protokolle sorgen für das derzeit hohe Volumen auf Pulse. Fast all dieses stammt von der DEX “PulseX“, die ein Großteil ihres Kapitals durch einen fragwürdigen Lock-Up-Prozess bekam. Das restliche TVL teilen sich “DynastySwap” mit 11.560 US-Dollar und “ComponentSwap” mit kuriosen 39 US-Dollar. Die Tatsache, dass zu Pulsechain kein White- oder Litepaper existiert und die zwielichtige Vergangenheit ihres Gründers Richard Heart lassen zudem an der Seriosität des Projekts zweifeln.

Fragwürdige Opfergabe

Um außer durch den Airdrop an den Coin der Pulsechain (PLS) zu kommen, konnten Nutzer vor gut zwei Jahren einem Prozess beitreten, der sich “Sacrificing” nennt. Hierfür “opferten” sie ihre damaligen ERC20-Token, um im Gegenzug einen zukünftigen Anteil an PLS zu sichern. Es handelt sich hierbei also um eine Art ICO. Unklar ist, wie viel Anleger pro geopfertem US-Dollar bekamen. Je nach Quelle unterscheiden sich diese Angaben. Zu Beginn des Sacrificings waren es scheinbar 10.000 PLS pro US-Dollar, während das Verhältnis nach den ersten 5-Tagen abnahm. Bei späteren Opfergaben sollen manche Nutzer so lediglich 137 PLS pro US-Dollar erhalten haben. Hinzu kommen Multiplikatoren und Boni. Je größer der eingesetzte US-Dollar-Wert, desto größer der Faktor. Das motiviert Anleger, besonders früh, große Token-Mengen aufzugeben. Späte Anleger wären hingegen beim heutigen Token-Preis von PLS (derzeit etwa 0,0001 US-Dollar) im Minus.

Schon mit HEX versprach Heart seinen Investoren eine hohe Rendite durch das Staken von Token zu erzielen. Einen erkennbaren Use-Case gibt es nicht. Stattdessen scheint das Projekt vom Image seines charismatischen Gründers zu zehren. Diesen umgeben Geschichten über Betrugsmaschen und krumme Geschäfte. Diese beinhalteten angeblich oft Spam-E-Mails, wodurch Heart den Ruf des “Spam-Kings” bekam.

Skeptiker warnen folglich vor HEX und der neuen Pulsechain. Allen voran der Bitcoiner Eric Wall ist überzeugt, dass es sich bei Pulsechain um einen Scam handelt, wie er in einem jüngsten Interview erklärt. Bis zu 1,4 Milliarden US-Dollar seien ihm zufolge durch das Sacrificing direkt an den umstrittenen Gründer geflossen. Die Community steht hingegen verbissen hinter ihrem Anführer. Sie glauben daran, dass HEX und Pulsechain die Interoperabilität und Skalierbarkeit Ethereums erhöhen und den Sektorder alternativen Layer-1-Chains dominieren werden. Wir mahnen auf jeden Fall zur Vorsicht.

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