Unaufhaltsame Dystopie?  NFTs und Metaverse: Wie Meta zu einem „Staat“ werden könnte

Fast wöchentlich gibt Meta Fortschritte in puncto NFT-Etablierung bekannt. Neben Instagram werden erste NFT-Funktionalitäten nun für Facebook freigeschaltet. Wohin Zuckerbergs Vision vom Metaverse führen könnte, welche Rolle dabei Wallets spielen und wie wir eine Dystopie verhindern können.

Sven Wagenknecht
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Beitragsbild: Shutterstock

| Der Meta-Konzern rollt NFT-Funktionalitäten auf seine verschiedenen Dienste aus.

Auf den ersten Blick mag es nicht auffallen, doch kein anderer Weltkonzern setzt so sehr auf NFTs wie Meta. Der Social-Media-Gigant hat vor ein paar Tagen verkündet, dass Facebook-Nutzer NFTs in ihre Timelines posten können. Zudem soll es zukünftig möglich sein, NFTs zwischen Instagram und Facebook auszutauschen. Bei Instagram können schon seit längerem US-Nutzer die NFT-Funktion in Anspruch nehmen.

Auf das Ökosystem kommt es an

Rund die halbe Weltbevölkerung nutzt mindestens einen der Meta-Dienste. Wenn Meta nun Schritt für Schritt NFTs für jede seiner Plattformen öffnet, entsteht dadurch ein entsprechend großes Ökosystem, das kontinuierlich mit neuen Funktionen erweitert werden kann. Meta macht kein Geheimnis daraus, dass wir uns noch ganz am Anfang befinden und in den nächsten Monaten zahlreiche Neuerungen zu erwarten sind. Beispielsweise sollen NFTs auch auf dem Meta-eigenen Marktplatz Meta Quest App Store zu handeln sein.

NFTs: Meta Pay in Vorbereitung

Neben den attraktiven Gebühren und Provisionen, die Meta bei NFT-Transaktionen einstreichen möchte, geht es vor allem um die eigene Finanzinfrastruktur. So stieß der Konzern bereits zahlreiche Projekte an, um stärker in den Finanzsektor vorzudrängen. Seien es die eigenen Stablecoin-Projekte Libra und Diem oder zuletzt die Novi Wallet. Auch wenn diese vorerst gescheitert sind, hält Meta an einer tokenbasierten Infrastruktur fest.

So hat Meta-CEO Mark Zuckerberg am 22. Juni bekannt gegeben, dass Facebook Pay zu Meta Pay umbenannt und ebenfalls mit diversen Wallet-Funktionen ausgestattet werden soll. Wenn wir also in der Metaverse-Welt von Meta, die aktuell unter dem Namen Horizon aufgesetzt ist, digitale Sneaker kaufen oder ein kostenpflichtiges Spiel spielen, dann wird auch dies zukünftig mithilfe der Wallet-Lösung abgewickelt werden.

Die Wallet als Dreh- und Angelpunkt

Dabei geht es nicht nur um unser Geld und unseren digitalen Besitz, der durch die Meta-Wallet-Lösungen verwahrt wird. Auch unsere Identität kann in der Wallet verwaltet werden. Bereits heute können wir uns via Facebook auf diversen Webseiten anmelden, ohne auf der jeweiligen Seite dafür ein Nutzerkonto anlegen zu müssen. Mit der digitalen Identität, die wir durch unsere Identifizierung beim Meta-Konzern erhalten, können die Meta-Walletlösungen auch im Web 3.0 als Identifizierungshilfe dienen.

In Zukunft könnte das bedeuten, dass Meta-Wallets nicht nur unser Bankkonto ersetzen, sondern auch eine Art “Aufbewahrungsmappe” für Identitätsurkunden wie Personalausweis, Fitnessstudio-Mitgliedsausweis etc. darstellen. Diese Form der nicht-monetären NFTs könnte dem Konzern helfen, seine Nutzer noch stärker an sich zu binden.

Big Picture: Metaverse

Letztlich münden die zahlreichen NFT-Ambitionen und Projekte in der Konzernpriorität Nr.1, dem Metaverse. In Zukunft könnten tausende von Jobs in den virtuellen Welten von Meta entstehen. Menschen würden Häuser bauen, in denen sich Ladenlokale gründen. Also zum Beispiel ein Nike Shop für die CryptoKicks, wie sie aktuell noch in der “2D-Welt” auf OpenSea erhältlich sind. Auch Partys, Konferenzen sowie Business Meetings sind denkbar, die in entsprechenden Räumlichkeiten angemietet werden.

Spinnt man dieses Szenario weiter, dann gelangt man zu einem Konzept, das man mit “digitalen, privaten Volkswirtschaften” gleichsetzen könnte.

Bruttometaverseprodukt (BMP)

Meta würde in diesem Fall immer mehr in die Rolle eines Staates hineingeraten. Nutzer würden zu Bürgerinnen und Bürger der neuen virtuellen Welt werden. Auch die Wertschöpfung könnte mit Messgrößen aus der analogen Welt verglichen werden.

Während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) den Wert aller in einem Jahr hergestellten Waren und Dienstleistungen zusammenfasst, könnte ein “Bruttometaverseprodukt” als Äquivalent dienen. Soll bedeuten: Der Wert aller NFTs und Kryptoanwendungen, die innerhalb eines Jahres generiert werden, könnten als Messgrundlage dienen. Durch die Beteiligung an den NFT-Umsätzen in der eigenen Metaverse-Welt wäre zudem für eine Art Mehrwertsteuer gesorgt. Via NFT-Smart-Contract würden so die Einnahmen auf das Konto respektive die Wallet von Meta wandern.

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So verhindern wir die Meta-Dystopie

Sollte es zu dieser Dystopie kommen, dann dürfte Meta zum wertvollsten Unternehmen auf dieser Welt aufsteigen (aktuell Platz 14) und auch die Marktkapitalisierung von Apple (aktuell Platz 1) bei weitem übertreffen. Allerdings muss es nicht dazu kommen.

Zum einen werden sich die Staaten, insbesondere die USA, nicht gefallen lassen, dass ein einzelnes Unternehmen derart mächtig wird. Zum anderen gibt es neben der Unternehmens-getriebenen Metaverse-Variante auch noch dezentrale Alternativen, die von der Community ausgehen.

Blockchain-Alternativen Sandbox und Decentraland

In puncto Nutzerfreundlichkeit, Funktionalität und Angebot mögen die noch hinterherhinken, doch sind sie die einzige Möglichkeit, einen Machtmissbrauch zu unterbinden. Bereits heute kritisieren viele Menschen die Datenkrake Meta. Sollte das hier vorgestellte NFT-Metaverse-Konzept Realität werden, dann wäre die Dimension und Abhängigkeit auf einem ganz anderen Level.

Umso wichtiger ist es, dass sowohl DeFi-Anwendungen als auch Metaverse-Welten in den nächsten Monaten und Jahren entstehen, die eine ernstzunehmende Alternative zu Meta darstellen. Dies wird allerdings nur gelingen, wenn die Menschen ausreichendes Vertrauen in DeFi-Anwendungen aufbauen und sich zum anderen auch wirklich in den Meta-Alternativen wie Decentraland oder Sandbox aufhalten möchten. Aktuell sind wir davon leider noch weit entfernt.