Mt.Gox: Gläubiger der Bitcoin-Börse erhalten Angebot aus Russland

Für Gläubiger der gehackten und insolventen Bitcoin-Börse Mt.Gox hat sich eine weitere Möglichkeit aufgetan, einen Teil ihrer Gelder zurückzuerhalten. Eine russische Anwaltsfirma hat ihnen ein entsprechendes Angebot unterbreitet – die Geschädigten bleiben jedoch misstrauisch.

Anton Livshits
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Beitragsbild: Shutterstock

Für Gläubiger der gescheiterten Bitcoin-Börse Mt.Gox gibt es einen weiteren Hoffnungsschimmer. Der Krypto-Handelsplatz meldete bereits im Jahr 2014 Insolvenz an, dem war der Verlust von 850.000 Bitcoin durch einen Hack vorausgegangen. Zahlreiche Gläubiger warten seitdem auf eine Entschädigung. Die russische Anwaltskanzlei ZP Legal bot jüngst an, einen Teil der vermissten Gelder zurückzuholen.

Berichten zufolge soll ein Großteil der Mt.Gox-Gläubiger mit großer Skepsis auf den Vorschlag von ZP Legal reagiert haben. Die russische Firma behauptet, bis zu 200.000 Bitcoin von namentlich nicht bekannten russischen Staatsbürgern zurückfordern zu können. Dafür verlangt ZP Legal allerdings eine Provision von 50 bis 75 Prozent der wiedergewonnenen Bitcoin, im Falle eines Erfolgs würde überdies auch ein Stundensatz von 320 US-Dollar pro Stunde fällig. Im Angesicht der hohen Gebühren und einer undurchsichtigen Rechtsstrategie, machten lediglich Anspruchshalter von 15.000 Bitcoin von den Diensten der russischen Firma Gebrauch. Das Angebot von ZP Legal lief bis zum 22. September.

ZP Legal will Mt.Gox-Gelder durch Behördendruck wieder holen

Die Strategie von ZP Legal mutet in der Tat abenteuerlich an. Die Anwaltskanzlei nahm bereits im Februar Kontakt mit Vertretern der Mt.Gox-Gläubiger auf. Ihr Angebot betrifft eine Verbindung zwischen Mt.Gox und der ehemaligen russischen Bitcoin-Börse BTC-e. Die Hacker wuschen hier einen Teil der gestohlenen Gelder.

Konkret schlug ZP Legal vor, im Namen der geprellten Mt.Gox-Kunden polizeiliche Beschwerden gegen BTC-e einzureichen. Die Gläubiger müssten in der Folge nur auf die Auslieferung des BTC-e-Betreibers Alexander Vinnik von Griechenland nach Russland warten. ZP Legal würde sodann helfen, die anderen Diebe der Mt.Gox-Gelder ausfindig zu machen. Als Reaktion auf Druck der russischen Behörden würden diese sich dann schuldig bekennen und die gestohlenen Gelder im Austausch für geringere Strafen zurückzahlen. Andernfalls würden sie in Russland verurteilt werden, worauf hin sie auf Schadensersatz verklagt werden könnten.

Gläubiger der Bitcoin-Börse bleiben skeptisch

Der Anwalt und Mt.Gox-Gläubiger Daniel Kelman beschrieb das Angebot von ZP Legal in seinem Blog als eine unethische „Mystery Box“. Schließlich weigere sich die Anwaltskanzlei, konkrete Details ihrer Rechtsstrategie publik zu machen. Darüber hinaus ist auch die Rechtslage von Kryptowährungen in Russland nach wie vor unklar. Die gestohlenen Bitcoin zurückzuerhalten, könnte daher problematisch werden.

Auch das Verhältnis zwischen dem Vorschlag von ZP Legal und dem in Japan laufenden Mt.Gox-Insolvenzverfahren ist nach wie vor ungeklärt. Fest steht allerdings, dass der Gerichtsweg in Japan eine Kompensation aller Gläubiger vorsieht. Im Falle von ZP Legal würden allerdings nur diejenigen profitieren, die sich für eine Zusammenarbeit mit der Anwaltskanzlei entscheiden. Die Gläubigerin Kim Nilsson erklärte gegenüber Coindesk, dass sich die meisten Gläubiger eine faire Kompensation für alle Betroffenen wünschen.

Verfolgt ZP Legal politische Ziele?

Darüber hinaus gibt es noch eine weitere Theorie, mit der sich das Handeln von ZP Legal erklären lässt. Demnach sei das eigentliche Ziel der Anwaltskanzlei, die Auslieferung von Alexander Vinnik an Russland sicherzustellen. Der ehemalige Betreiber von BTC-e ist momentan in Griechenland inhaftiert, allerdings fordern sowohl Russland als auch die USA seine Auslieferung.

Russland möchte allem Anschein nach verhindern, dass Vinnik in die Hände des US-amerikanischen FBI gerät. Denn ihm werden Verbindungen zu russischen Eliten nachgesagt. Zudem soll auch das Hacker-Kollektiv Fancy Bear über BTC-e Mittel für ihre Operationen erworben haben. Die Gruppe wird unter anderem für Angriffe auf die US-Demokraten während der Präsidentschaftswahl im Jahr 2016 verantwortlich gemacht.

Die griechische Regierung gab unterdessen an, die Höhe der Schadensforderungen von Mt.Gox-Opfern aus den beiden Staaten bei ihrer Auslieferungsentscheidung berücksichtigen zu wollen. Das Vorgehen von ZP Legal würde die Waagschale folglich mehr in die Richtung Russlands kippen lassen. Die Anwaltskanzlei verneinte gegenüber dem Krypto-Magazin Coindesk eine politische Motivation.

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