Mark Zuckerberg: „Wir verkaufen keine Kundendaten“

Mark Zuckerberg wird heute, am 23. Oktober, vor dem US-Kongress aussagen. Die Rede des Facebook-Chefs ist bereits online verfügbar. Darin geht es unter anderem um den geplanten Facebook Coin Libra. Auch auf die alte und dennoch aktuelle Frage nach den Kundendaten und was Facebook mit ihnen vorhat, geht Zuckerberg ein.

Phillip Horch
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Mark Zuckerberg, Facebook, Libra

Beitragsbild: Shutterstock

Mark Zuckerberg, Geschäftsführer und Gründer von Facebook, will mit Libra eine digitale Währung mit globaler Reichweite schaffen. Als „Stable Coin“ soll Libra über einen stabilen Wert verfügen. Um diese Wertstabilität zu erzielen, soll Libra durch einen Währungskorb sowie durch Staatsanleihen gedeckt sein. Das Projekt stößt jedoch auf weitläufige Kritik. Die Verbindung eines privaten Unternehmens mit einer globalen Währung lässt bei Regulierungsbehörden und Regierungen gleichermaßen Zweifel aufkommen. In einer Rede vor dem US-Kongress will Mark Zuckerberg diese Bedenken heute zerstreuen.

Mark Zuckerberg will den Dialog fördern

Am 16. September trafen sich Vertreter des Libra-Projekts bereits mit Benoît Cœuré von der Europäischen Zentralbank (EZB) in Basel, um die Zukunft des Projekts zu diskutieren. Dabei fanden 26 Zentralbanken-Vertreter zusammen, die sich weitestgehend einig waren: Facebook muss sich vielen regulatorischen Hürden stellen, bevor sich das Libra-Projekt durchsetzen kann.

Heute wird Mark Zuckerberg in seiner Rede vor dem US-Kongress dagegen betonen, dass Facebook hier behutsam vorgehen wolle:

[…] Wir [haben] gehört, dass Menschen besorgt sind, dass wir zu schnell voranschreiten. Wie wir es von Beginn an gesagt haben, wollen wir uns die Zeit nehmen, [alles] richtig zu tun. Wir haben ein White Paper mit verfasst, um einen Dialog mit Experten und Regulatoren und Entscheidungsträgern, die die Stabilität und Sicherheit unseres Finanzsystems überwachen, zu fördern,

Dementsprechend plane Facebook nicht, mit Libra an die Öffentlichkeit zu gehen, bevor nicht alle Bedenken der Behörden ausgeräumt seien:

Wir wollen klarstellen: Facebook wird […] das Libra-Zahlungssystem nicht […] [einführen], wenn nicht alle US-Regulierungsbehörden zustimmen.

Laut Zuckerberg haben sich Vertreter von Libra zur Absprache bereits mit 30 Regulierungsbeauftragten getroffen.

Ein umstrittenes Gespann: Facebook, Libra und die Daten

Facebook geriet in der Vergangenheit aufgrund seines Umgangs mit Kundendaten in die Kritik. Gerade der Skandal um Cambridge Analytica geriet hier in den Fokus. Mittels Mikrotargeting, dem gezielten Platzieren von Werbung auf Facebook, sollen die letzten Wahlen in den Vereinigten Staaten erheblich beeinflusst sein. Der Grund dafür: Sensible Nutzerdaten sind von Facebook zu Cambridge Analytica geflossen. So etwas soll laut Zuckerberg bei Libra nicht mehr vorkommen. So beteuert er:

  • Wir verkaufen keine Kundendaten.
  • Wir nutzen Kundendaten nicht, um Entscheidungen über Geldverleih oder Kredite zu treffen.
  • Wir teilen keine Informationen mit Drittparteien zum Zweck des Geldverleihs oder Kreditentscheidungen.

Dennoch, so räumt Zuckerberg ein, sei eine Nutzung der Zahlungsdaten nicht vollkommen ausgeschlossen:

Wir nutzen Informationen über Transaktionen auf unseren Services, um sie zu verbessern, Werbung eingeschlossen. Dennoch nutzen wir die Zahlungsinformationen von Menschen und ihren Accounts selbst nicht für Werbezwecke.

Was hier widersprüchlich erscheint, passt insgesamt in den Umgang von Facebook mit Daten. Sie werden zwar – auch in Bezug auf Finanzinformationen – nicht direkt mit Personenprofilen verwendet. Dennoch nutzt Facebook die Daten für Werbung.

Für alles gesorgt? Geldwäsche, Terrorismus und Betrug im Fokus

Ebenso kümmere sich Facebook bei seinen lizenzierten Zahlungsgesellschaften um Dinge wie Anti-Geldwäsche-Richtlinien und Schutz vor Terrorismusfinanzierung, ebenso wolle man Betrug verhindern.

Bestehendes soll auch auf Kommendes angewendet werden. Calibra, die Wallet für den geplanten Facebook Coin Libra, soll ähnlichen Richtlinien folgen, wie sie bereits bei Facebook-Zahlungen bestehen. Allerdings sei Calibra eine regulierte Tochtergesellschaft, sodass es eine klare Trennung zwischen Facebooks sozialen Daten und Calibras Finanzdaten gebe:

Calibra wird die Kontoinformationen oder Finanzdaten der Kunden nicht an Facebook weitergeben, es sei denn, es handelt sich um die Verhinderung von Betrug oder kriminellen Aktivitäten, wenn Personen sich bereit erklären, ihre Daten weiterzugeben, oder wenn wir gesetzlich dazu verpflichtet sind.

Auch hier fällt auf: Ganz ausschließen kann Facebook die Nutzung der Daten nicht.

Libra soll keine souveräne Währung werden

Anschließend betont Zuckerberg, dass man nicht plane, eine souveräne Währung wie den Euro oder US-Dollar herauszugeben. Vielmehr verstehe sich Calibra und der Libra Token als Zahlungsdienstleister:

Schließlich stellt sich die Frage, ob Libra eine souveräne Währung ersetzen soll und ob es angemessen ist, dass private Unternehmen an dieser Art von Innovation beteiligt sind. Ich möchte klarstellen: Dies ist kein Versuch, eine souveräne Währung zu schaffen. Wie bei bestehenden Online-Zahlungssystemen ist es eine Möglichkeit für Menschen, Geld zu überweisen.

Geldpolitik bleibe damit in der Macht von Zentralbanken. Die Libra Association habe keine Intention, mit souveränen Währungen in Konkurrenz zu treten oder sich in Sphären der Geldpolitik zu bewegen. Dennoch räumt Zuckerberg ein, dass die Nutzung der Finanzdaten für Regierungen recht nützlich sein könne:

Wir glauben auch, dass Libra eine Gelegenheit bietet, den Kampf gegen Finanzkriminalität wie Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu verstärken. Viele illegale Aktivitäten werden durch Bargeld finanziert. Ein digitales Zahlungssystem mit […] der Kenntnis seiner Nutzerpraktiken ist einfacher zu sichern, und Strafverfolgungsbehörden und Regulierungsbehörden können ihre eigene Analyse der On-Chain-Aktivitäten durchführen.

Facebook verliert Partner

Facebook hat mit MasterCard, PayPal und Visa bereits einige wichtige Partner aus dem Zahlungsdienstleistungssektor verloren. Zuletzt äußerte auch Ralph Hamers, Geschäftsführer der ING Bank(engruppe), gegenüber der Financial Times, dass man sich bei bestehenden Zweifeln offenhalte, etwaige Partnerschaften zu kündigen. Jamie Dimon von JPMorgan Chase bezeichnete Libra außerdem jüngst als „nette Idee, die niemals passieren wird.“

Das Unternehmen scheint sich von diesen Bedenken jedoch nicht beeindrucken zu lassen. Libra-Chef David Marcus hat in einem Interview mit Bloomberg etwa die Dringlichkeit von Libra unterstrichen. Falls die USA in Bezug auf eine digitale Währung nicht aktiv werde, würde China ihnen mit einer digitalen Zentralbankenwährung das Wasser abgraben. Ähnlich schließt Mark Zuckerberg seine Ausführungen vor dem US-Kongress:

Ich verstehe, dass die Leute Bedenken wegen Libra haben. Aber ich denke, es wäre schlecht für unser Land und die Welt, wenn die Unternehmen davon abgehalten würden, sich solchen Herausforderungen zu stellen, und sich mit sichereren Optionen zufrieden geben würden, die den Status quo stärken. Das würde unserem nationalen Ruf für Innovation schaden, unsere Wirtschaft weniger wettbewerbsfähig machen und letztendlich mehr Macht in die Hände der bestehenden Akteure und nicht der Menschen legen.

Die komplette Rede findet man hier.

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