Die Kryptowährung Bitcoin hat im Vergleich zu Fiatwährungen viele Vorteile. Sie funktioniert global, kommt ohne zentrale Verwaltung aus, ist resistent gegenüber Manipulationen und von Natur aus begrenzt. Das daher abgeleitete Potential von Bitcoin sorgte für Spekulationen, was sich wiederum in starken Kursschwankungen bemerkbar gemacht hat.
Aus dieser Problematik heraus entwickelten sich Stable Coins. Wie der Name bereits andeutet, soll der Kurs eines Stable Coins stabil und Kursschwankungen somit ausgeschlossen sein. Damit hätte die Wirtschaft ein wertstabiles Geldmittel.
Diesen einen Vorteil genannt, bleiben die meisten positiven Eigenschaften von Bitcoin bei Stable Coins auf der Strecke. Einer davon ist, dass Stable Coins einen Gegenwert brauchen. Im Falle von Libra soll dieser Gegenwert aus einem Währungskorb bestehen, in dem sich US-Dollar, Euro, Yen, Britisches Pfund und Singapur-Dollar befinden. Auch Staatsanleihen der entsprechenden Nationen seien inkludiert.
Libra = EU+USA+JP+GB+SGP
Wie der Spiegel am 20. September berichtete, hat Facebook auf eine Anfrage von Fabio de Masi, finanzpolitischer Sprecher der Linksfraktion, reagiert. Wie es darin heißt, setzt sich der Währungskorb wie folgt zusammen:
- 50 Prozent US-Dollar und US-amerikanische Staatsanleihen
- 18 Prozent Euro und Euro-denominierte Staatsanleihen
- 14 Prozent Yen und japanische Staatsanleihen
- 11 Prozent Britisches Pfund und britische Staatsanleihen
- 7 Prozent Singapur-Dollar und Singapur-Staatsanleihen
Schweiz bewahrt Ruhe
Im Vorlauf reagierten viele Regierungssprecher skeptisch auf Facebooks Vorhaben. Die Entscheidungsgewalt über Libra liegt indes bei der Libra Association, zu der weitere Hochkaräter der Internetindustrie gehören: eBay, Uber, PayPal, Visa und MasterCard. Das Konsortium hat seinen Unternehmenssitz in der Schweiz.
Die zuständige Finanzbehörde Finma hatte erst kürzlich ein „internationales Vorgehen [als] unverzichtbar“ gehalten. Die Schweizer Behörde scheint das Währungsvorhaben des US-Konzerns für regelbar zu halten, man müsse sich lediglich an die bereits gegebenen Regularien halten. Hierfür gab Facebook bekannt, die Tochter Calibra in Irland anzusiedeln, „um von dort europäische Libra-Nutzer zu bedienen und sich den EU-Geldwäscherichtlinien zu unterwerfen“.
Facebook vs. China?
Fabio de Masi sieht im Vorhaben von Facebook „eine Bedrohung von Demokratie, Freiheit und Finanzstabilität.“ Insbesondere die Möglichkeit auf Geldschöpfung sieht er als reale Gefahr, weswegen „das Projekt verboten“ gehöre. Stattdessen plädiert er für das Recht, ein Konto bei der EZB aufmachen zu können, „das der Geldschöpfung der [Privat-]Banken und Datenkraken wie Facebook entzogen ist.“ Das einzige wirtschaftliche Gegengewicht für den noch nicht realisierten Libra scheint jedoch China zu sein. So äußerte sich Facebook dezidiert zum Ausschluss des chinesischen Yuans aus ihrem Währungskorb.