Meinungs-ECHO Kryptowährungen in Indonesien als “haram” eingestuft

Den indonesischen Krypto-Space beschäftigt derzeit eine Frage theologischer Natur. Sind Kryptowährungen “haram”?

Daniel Hoppmann
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Gemälde der Al-Aqsa Moschee in Jerusalem

Beitragsbild: Shutterstock

Im noch jungen Krypto-Space stellen sich Fragen über Fragen. Häufig geht es dabei um regulatorische Themen: Ist Ripple ein Security Token? Sollte die steuerliche Haltefrist beim Staking verlängert werden? Ist Bitcoin Mining umweltschädlich? Nun kursiert eine Nachricht aus Indonesien, die dem Diskussionsspektrum um Kryptowährungen einen theologischen Aspekt hinzufügt.

Im nach Einwohnerzahl größten muslimischen Land der Erde hat eine Zweigstelle der größten islamischen Organisation des Landes, Nahdlatul Ulama (NU), in der Provinz Jawa Timur in einer sogenannten Fatwa Kryptowährungen als “haram” (sündhaft) bezeichnet. Das berichtet das indonesische Newsportal Tempo.

Bei einer Fatwa handelt es sich um eine Art unverbindliches Rechtsgutachten im islamischen Recht (Scharia), das im Rahmen einer Diskussionsrunde, dem Bahtsul Masail, erstellt wird. Der NU-Vorsitzende Kiai Azizi Chasbullah begründet das Urteil folgendermaßen:

Die Teilnehmer der Bahtsul Masail sind der Ansicht, dass die Regierung Kryptowährungen zwar als Ware anerkennt, sie aber nicht nach der islamischen Scharia legalisieren kann.

NU-Vorsitzender Kiai Azizi Chasbullah

Nach Ansicht der Mitglieder des Gremiums stellten Kryptowährungen ein Mittel dar, um die Legalität von Transaktionen aufzuheben. Ferner seien die digitalen Assets auch als Tool für Betrug einsetzbar.

Islamisches Recht: Besitz erlaubt, Zinsen nicht

Tatsächlich ist die Frage nach der Vereinbarkeit von Kryptowährungen und der Scharia ein heiß diskutiertes Thema – auch innerhalb Kreise muslimischer Gelehrter. Während die einen ähnliche Positionen wie die NU vertreten, sehen andere keinen “Rechtsbruch” beim Handeln oder Hodln. Im Nachbarstaat Malaysia etwa segnete der Scharia Aufsichtsrat der nationalen Börsenaufsicht im Juli letzten Jahres das Traden mit digitalen Assets ab.

Generell gelten für muslimisch geprägte Länder etwas andere Finanzregeln als im Rest der Welt. So ist das Erwirtschaften von Zinsen (Riba) strikt verboten, der Besitz von beispielsweise Aktien hingegen nicht. Da die Grenzen hier leicht verschwimmen können, gibt es Projekte, die muslimischen Investoren versuchen, Guidelines an die Hand zu geben, um Glauben und Finanzinteresse in Einklang zu bringen. So arbeitet etwa ein australisches Entwicklerteam aktuell an einer DeFi-Plattform, die vereinbar mit der Scharia sein soll.

Abseits der theologischen Fragestellung boomt der Kryptomarkt in Indonesien. Laut dem nationalen Handelsministerium zählte das Archipel im Mai etwa 6,5 Millionen Kryptoinvestoren, mehr als der heimische Aktienmarkt an der Indonesia Stock Exchange (5,7 Millionen). Durch ein Krypto-Gesetz im Februar 2019 ist der Handel mit Kryptowährungen seither in Indonesien möglich, zum Leidwesen der nationalen Zentralbank. Die startete dafür im Mai dieses Jahres ein Pilotprojekt zur Einsetzbarkeit einer digitalen Zentralbankwährung.

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