Bitcoin aktuell Wird 130.000 US-Dollar das BTC-Top? Warum Bitcoin aktuell schwächelt

Erst Allzeithoch, dann Absturz: Nach dem größten Flash-Crash der Krypto-Geschichte wirkt der Markt betäubt. Gold glänzt, Bitcoin stagniert.

Giacomo Maihofer
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Eine physische Darstellung von Bitcoin, umgeben von Goldnuggets auf einem dunklen Hintergrund.

Beitragsbild: Shutterstock

| Noch nicht auf dem gleichen Vertrauenslevel: Bitcoin und Gold

Wilde Tage, jetzt: eine Ruhephase. Erst erklomm Bitcoin am 6. Oktober 2025 ein neues Allzeithoch von 126.000 US-Dollar, dann folgte fast direkt eine heftige Korrektur und eine Woche später schließlich: der größte Flash-Crash der Krypto-Geschichte – über 19 Milliarden US-Dollar an Positionen wurden binnen 24 Stunden liquidiert. Aktuell notiert die größte Kryptowährung der Welt bei rund 106.000 US-Dollar, also fast 15 Prozent unter dem Allzeithoch.

Die Stimmung am Markt: uneindeutig, aber eher frustriert – gerade mit Blick auf die Rallye, die Edelmetalle hinlegen. Bitcoin stieg seit Jahresbeginn um rund 15 Prozent, Gold hingegen um fast 60 Prozent – auf eine Marktkapitalisierung von rund 30 Billionen US-Dollar, die beste Jahresperformance seit Jahrzehnten. Das gelbe Metall ist damit das 25-Fache von Bitcoin wert. Die Distanz zwischen den Assets wird größer. Und damit stellt sich die Frage: Welche Richtung schlägt das “digitale Gold” jetzt ein? Folgt es der Rallye – oder wird es abgehängt?

Akkumulation oder Ende des Bullenmarkts?

In den sozialen Medien wird wieder diskutiert: Wenn Tech-Aktien und Gold so stark performen, und Bitcoin nicht – wie viel Kraft steckt dann noch für eine weitere Rallye?
Der bekannte Bitcoin-Verfechter PlanB meint: Der Bullenmarkt ist noch lange nicht zu Ende. Sein Hauptargument: Der RSI (Relative Strength Index) hat in diesem Zyklus noch nicht die 80 überschritten – ein Wert, der historisch das Ende eines Bullenmarkts markierte. Zum Vergleich: Gold hat aktuell einen RSI von 91, so hoch wie noch nie.

Allerdings ist der RSI kein makroökonomischer Indikator, sondern ein kurzfristiger Momentum-Messer. Er zeigt Überkauftheit an, aber nicht, wann ein Markt wirklich dreht. Gerade in späten Phasen eines Bullenmarkts kann ein hoher RSI monatelang bestehen, während der Preis weiter steigt – oder kippen, ohne Vorwarnung. Hinzu kommt: Die Marktstruktur hat sich verändert. Durch ETF-Zuflüsse, institutionelle Akteure und algorithmischen Handel reagiert Bitcoin heute anders als in früheren Zyklen. RSI-Vergleiche über Zeiträume hinweg sind daher nur bedingt aussagekräftig.

Dasselbe gilt für den Vergleich mit Gold, der Bitcoin lange positiven Wind gab – als “digitales Gold”. Zwar folgen beide Assets in bestimmten Marktphasen ähnlichen Mustern: Als “harte” Wertspeicher profitieren sie von Inflationssorgen, steigenden Schulden und sinkenden Realzinsen. Wie Anthony Pompliano in seinem Newsletter schreibt:

Wenn Gold gestiegen ist, folgte Bitcoin im Schnitt rund 100 Tage später. Beide Anlageklassen profitieren von denselben Rückenwinden: steigenden Staatsschulden, undisziplinierten geldpolitischen Maßnahmen und geopolitischer Unsicherheit. Als Reaktion darauf neigen Anlegerinnen und Anleger dazu, einen größeren Teil ihres Portfolios in “hartes Geld” umzuschichten.

Doch die Korrelation ist episodisch: Mal orientiert sich Bitcoin stärker an Gold, mal an Risiko-Assets wie Tech-Aktien, etwa in Phasen expansiver Geldpolitik und hoher Liquidität wie 2020–2021. Eine enge Bindung zwischen beiden Märkten existiert also immer nur temporär und taugt kaum als verlässlicher Indikator für die Kursentwicklung.

Tatsächlich entkoppeln sich beide aktuell: Die Gold-Rallye wird durch massive Zentralbankkäufe (vor allem aus China, Russland und Indien) befeuert, während Bitcoin von ETF-Zuflüssen und Unternehmenskäufen getragen wurde, die inzwischen deutlich nachlassen.

Eine Grafik vergleicht die Goldbestände der Zentralbanken in den Jahren 2000 und 2024 nach Ländern. Sie zeigt einen starken Anstieg in Russland und China, einen Rückgang in der Schweiz und verdeutlicht das wachsende Interesse an Alternativen wie Bitcoin im Vorfeld eines möglichen Allzeithochs im Jahr 2025.
So viel Gold kauften Zentralbanken von 2000 bis 2024. Für 2025 sind die Zahlen nochmal höher | Bloomberg

Laut 10x Research hat sich der Kaufrausch der Bitcoin-Treasuries deutlich abgekühlt.
Während Unternehmen im Juli noch über 100.000 BTC akkumulierten, waren es im August nur noch rund 48.000 BTC, im September knapp 46.000 BTC – ein klarer Rückgang. Auch Schwergewichte wie Strategy (ehemals MicroStrategy) treten auf die Bremse, kaufen nur noch kleinere Mengen. Der japanische Ableger Metaplanet steckt sogar in finanziellen Schwierigkeiten.

Zwar verzeichnen die Spot-Bitcoin-ETFs von BlackRock und Fidelity weiterhin Zuflüsse, doch diese haben zuletzt an Dynamik verloren. Nach Milliarden-Zuflüssen im Sommer kam es Anfang Oktober an mehreren Tagen zu Nettoabflüssen – ein Zeichen, dass das institutionelle Momentum vorerst nachgelassen hat.

Weiß sind Wale bis 10.000 BTC, Blau alles darüber. Die Linien sind spiegelverkehrt | Quelle: 10x Research

Auch On-Chain-Daten zeigen ein Marktbild der Ausgeglichenheit: Die Whales (1.000–10.000 BTC) akkumulieren in Phasen der Schwäche, während die Mega Whales (über 10.000 BTC) Gewinne realisieren. Das Ergebnis: eine neutrale Nettobilanz seit Mitte des Jahres – eine Umverteilung von älteren, kapitalkräftigen Wallets zu neuen Haltern.

Oder wie es 10x Research formuliert:

Während die Umverteilung alter Wallet-Bestände (Legacy Wallet Distribution) irgendwann nachlassen dürfte und die Nachfrage seitens ETFs und institutioneller Investoren stabil bleibt, könnten sich die Preise wieder erholen und tendenziell weiter nach oben bewegen.

Auf der Wettplattform Polymarket spiegelt sich dieser verhaltene Optimismus wider: Rund 45 Prozent der Nutzer erwarten, dass Bitcoin bis Jahresende die 130.000 US-Dollar knackt – doch kaum jemand rechnet mit einem explosiven Anstieg darüber hinaus.

Volumenrückgang und technische Abkühlung

Ein Blick auf die Spot-Volume-Bubble-Map von CryptoQuant zeigt, dass der Markt aktuell weder überhitzt noch panisch ist. Das tägliche Handelsvolumen ist seit Jahresanfang um rund 80 Prozent gefallen – von über 40 Milliarden US-Dollar im Februar auf aktuell rund 7 Milliarden US-Dollar. Auch die Volatilität hat abgenommen, die Märkte bewegen sich enger und reifer. Auch an den Derivatemärkten zeigt sich Zurückhaltung: Sinkendes Open Interest und teils negative Funding Rates deuten darauf hin, dass Trader das Risiko reduzieren.

Grau steht für Neutral, grün für Cooling, Orange für Heating und Rot für Overheating | Quelle: CryptoQuant

Stillstand vor dem nächsten Impuls

Der Markt wirkt ausgepowert. Die großen Themen sind eingepreist: ETF-Zuflüsse, das Halving, die Zinserwartungen der Fed – alles längst Teil des Narrativs. Neue Geschichten, die frisches Kapital anziehen könnten, fehlen. Gold und Aktien wirken für den Mainstream aktuell attraktiver. Entsprechend sinkt die Liquidität am Krypto-Markt; Handelsvolumen und Interesse gehen zurück, während große Akteure abwarten. Bitcoin steht damit zwischen zwei Welten: Für die einen bleibt es das digitale Gold, für die anderen eine Tech-Aktie auf Steroiden. In dieser Identitätskrise spiegelt sich die aktuelle Marktstille, zu viel Makro, zu wenig Vision.

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Quelle:

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