Wovor die Angst?  Die Bitcoin-Kritik des IWF ist postkolonial und überheblich!

Während die USA hart gegen den Krypto-Space vorgehen, warnt der IWF nun vor Bitcoin. Warum sich in der Anti-Bitcoin-Tonalität ein problematisches Weltbild von IWF und anderen westlich geprägten Finanzinstitutionen zeigt.

Sven Wagenknecht
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IWF

Beitragsbild: Shutterstock

| Der Internationale Währungsfonds warnt erneut vor Bitcoin. Doch warum eigentlich?

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat am 23. Februar ein Policy-Paper veröffentlicht, das in den sozialen Medien bereits hitzig diskutiert wurde. Unter dem Namen “Elements of Effective Policies for Crypto Assets” gibt man kritisch zu bedenken, dass Kryptowährungen das staatliche Geldmonopol untergraben können. Damit der Einfluss auf das internationale Finanzsystem nicht überhandnimmt, sollten Kryptowährungen keinen Status als legales Zahlungsmittel erhalten. Kurzum: Man möchte nicht, dass sich Nationen dazu entschließen, Kryptowährungen als Währung anzuerkennen oder ihnen mit einer Laissez-Faire-Regulierung begegnen. Stattdessen soll es restriktive Vorgaben geben, die die Krypto-Ökonomie kleinhalten.

Geldmonopol kann auch Bitcoin bedeuten

In der oberlehrerhaften Art und Weise des IWF, Nationen vor der Bitcoin-Legalisierung zu warnen und insbesondere die Bitcoin-Nation El Salvador zu rügen, betont man, dass das Geldmonopol staatlich sein müsste. Da El Salvador keine eigene Währung mehr besitzt, hat es dieses staatliche Geldmonopol im klassischen Sinne aber gar nicht mehr. Der dort im Einsatz befindliche US-Dollar untersteht der amerikanischen Notenbank. Folglich ist dieser nichts weiter als eine Fremdwährung für das kleine lateinamerikanische Land.

Dieser Umstand zeigt, dass es dem IWF überhaupt nicht um El Salvador geht. Vielmehr soll der Reservewährungsstatus des US-Dollars nicht angezweifelt werden. Aus der Sicht von El Salvador unterwandert der Bitcoin genauso viel oder wenig das staatliche Geldmonopol wie der US-Dollar. BTC hat in El Salvador schließlich den gleichen rechtlichen Status als gesetzliches Zahlungsmittel inne wie der US-Dollar. Auch tendiert der Einfluss von El Salvador auf beide Währungen gen Null.

Und überhaupt: Sollte das staatliche Geldmonopol nicht in erster Linie bedeuten, dass der Staat bestimmt, was als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt ist? Ob es sich dabei um eine eigene Fiatwährung, Fremd-Fiatwährung, Bitcoin oder Zigaretten handelt, obliegt der staatlichen Autonomie.

Geldpolitischer Postkolonialismus

Anscheinend sind für den IWF manche Staaten gleicher als andere. Soll bedeuten, dass man bei der internationalen Institution Entwicklungsländer wie EL Salvador eher wie kleine Kinder behandelt und westliche Industriestaaten und insbesondere die USA als die Hausherren. Ganz nach dem Motto: staatliche Autonomie ja, aber dann bitte so wie es die westlichen Industrienationen vorschreiben.

Böse formuliert könnte man dem IWF eine Form von geldpolitischem Postkolonialismus unterstellen. Auch die Weltbank, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) oder das weniger bekannte Financial Stability Bord (FSB) müssen sich diesen Schuh anziehen. Immer wieder kommt es vor, dass sie in einer lehrerhaften Tonalität vorgeben zu wissen, was das Beste für andere, insbesondere nicht westliche Länder, ist.

Wenn sich die genannten Institutionen nicht nur als Lobbyorganisation der amerikanischen Notenbank verstehen, sollten sie damit aufhören, regelmäßig die autonomen Entscheidungen von Ländern aus der südlichen Hemisphäre zu kritisieren.

Hat der IWF auch eine eigene Meinung?

Angesichts des deckungsgleichen Narrativs von IWF und den wichtigsten amerikanischen Finanzinstitutionen – US-Notenbank, US-Finanzministerium und US-Wertpapieraufsicht – zu Bitcoin und Co., stößt vor allem der Zeitpunkt des Policy Papers sauer auf. So wurde das Paper am 8. Februar vom IWF-Direktorium freigegeben und am 23. Februar offiziell veröffentlicht.

Es fällt also zeitgleich mit dem Beginn des Krypto-Crackdowns in den USA zusammen. Als Außenstehender entsteht hier der Eindruck, dass der Internationale Währungsfonds als verlängerter Arm Washingtons fungiert.

Fazit

Um Missverständnissen vorzubeugen: IWF als auch Weltbank haben als Bretton-Woods-Nachfolgeorganisationen zu einer geldpolitischen Stabilisierung in den letzten Jahrzehnten beigetragen. So wurden Hilfszahlungen und Kredite an Entwicklungsländer geleistet, die zu wichtigen Reformen geführt und humanitäre Katastrophen verhindert haben.

Dennoch gibt dies dem IWF und der Weltbank nicht das Recht, Länder wie El Salvador gezielt in ein Abhängigkeitsverhältnis zu drängen, bei der jegliche Emanzipationsversuche, beispielsweise durch Einführung von Bitcoin, im Keim erstickt werden.

Auch ist es scheinheilig, Ländern wie dem Libanon, die aktuell in einer Finanzkrise stecken, von Kryptowährungen abzuraten. Bitcoin und Stablecoins sind für die Bevölkerung der oftmals einzige Weg Finanztransaktionen vorzunehmen. Zumal die eigene Währung, das libanesische Pfund, innerhalb von drei Jahren über 95 Prozent an Kaufkraft eingebüßt hat.

Wenn man so überzeugt von der Überlegenheit des Fiatwährungssystems gegenüber Bitcoin ist, warum kann man dann El Salvador und andere Bitcoin-Befürworter nicht einfach in Ruhe machen lassen? Wovor die Angst?

Die Welt braucht keine Fiatgeld-Missionare, sondern die Anerkennung von staatlicher Souveränität, auch in geldpolitischen Fragen.

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