Zentralbank unter Druck Inflation löst im Libanon heftige Proteste aus – Krypto als Ausweg?

Inflation und politische Unruhen bedrohen die Existenzen der libanesischen Bevölkerung. Ist die Flucht in Richtung Krypto der Ausweg?

Tim Reindl
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Libanon

Beitragsbild: Picture Alliance

| Protestanten setzen in der libanesischen Hauptstadt Tripolis Reifen vor der Zentralbank des Landes in Brand

Im Libanon kommt es zu Attacken auf Bankfilialen und Finanzbehörden. Das Land steckt in einer schweren Finanzkrise. Denn die landeseigene Währung, das libanesische Pfund (LSP), hat innerhalb der letzten drei Jahre etwa 95 Prozent seines Wertes eingebüßt. Nach Angaben der UN befinden sich zudem drei Viertel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Die toxische Kombination aus massiver Geldentwertung und einem Abhebungsstopp führte zur Eskalation des Konflikts. Der offizielle Wechselkurs wurde erst Anfang Februar auf 15.000 LSP pro US-Dollar angepasst. Auf dem Schwarzmarkt sank das libanesische Pfund zeitweise auf 70.000 LSP pro US-Dollar.

Protestanten setzen Bankfilialen in Brand

Aufgrund der hohen Inflation halten viele Libanesen ihre Vermögenswerte lieber in amerikanischen Dollar. Doch durch die Abhebungslimits können viele Kunden nicht auf ihre Ersparnisse zugreifen. Ein Bankenstreik spitzte die Lage zu. Die Gelder lägen bei Zentralbank und Regierung und können deshalb nicht ausgezahlt werden, erklärte der libanesische Bankenverband.

Infolge kam es zu Angriffen auf Bankfilialen und auf das Anwesen des Vorsitzenden der libanesischen Bankenvereinigung. Vor der libanesischen Zentralbank legten Protestanten ein Feuer.

Kryptowährungen als Alternative

Aufgrund der anhaltenden Finanzkrise und dem Vorgehen der Banken flüchten sich einige Anleger in Kryptowährungen. Bereits 2021 berichtete Reuters, dass vor allem junge Libanesen auf Stablecoins ausweichen, um sich vor staatlicher Kontrolle und Geldentwertung zu schützen.

Ein libanesischer Arbeiter erklärte gegenüber dem Nachrichtenportal: “Es ist lustig, wenn die Leute sagen, Krypto sei nicht real, denn wir haben im Libanon herausgefunden, dass diese digitale Währung 100 Mal realer ist als die Lollars, die wir auf der Bank haben”. Als Lollars (Libanesische Dollars) werden in der Bevölkerung die US-Dollar bezeichnet, die im Finanzsystem des Landes feststecken und deren Wert durch einen willkürlichen Wechselkurs der Zentralbank festgelegt wird.

Libanesische Zentralbank unter Korruptionsverdacht

Der internationale Währungsfonds fordert indessen tiefgreifende Reformen. Anfang des Monats hatte Frankreichs Präsident Macron eine Krisen-Konferenz einberufen, um den Libanon politisch und wirtschaftlich wieder auf Kurs zu bringen. Neben Frankreich und den libanesischen Regierungsvertretern befinden sich die USA, Katar, Saudi-Arabien und Ägypten in der Delegation. Bei der letzten Libanonkonferenz hatten die Teilnehmerländer humanitäre Hilfe in Höhe von 370 Millionen Dollar zugesagt.

Die Delegation forciert nicht nur den raschen Einsatz einer neuen Präsidentschaft, sondern drängt auch auf einen neuen Zentralbankchef. Gegen Amtsinhaber Riad Salameh wird in mehreren Staaten wegen Korruption und Geldwäsche ermittelt. Laut Informationen der Süddeutschen Zeitung wurden rund 325 Millionen US-Dollar von der Zentralbank an ein Firmenkonto auf den Jungfraueninseln überwiesen, das dem Bruder von Salameh zugeordnet wurde.

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