Isländische Mining-Rechner womöglich in China aufgetaucht

Bei einer Razzia haben die chinesischen Behörden vergangenen Monat 600 gestohlene Mining-Rechner sichergestellt, dies berichten lokale Nachrichten. Die isländische Polizei hat jetzt einen Prüfantrag gestellt, ob es sich bei den Geräten um die Anfang des Jahres gestohlenen isländischen Rechner handelt. Nach einer spektakulären Diebesserie waren diese scheinbar von der Insel verschwunden. Bislang tappten die Ermittler im Dunklen.

David Barkhausen
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Mit einer Reise um den halben Globus könnte der Fall nochmals eine Portion Kuriosität zulegen: Nachdem Ende April im nordchinesischen Tianjin bei einer Razzia 600 Mining-Computer sichergestellt wurden, spekulieren die isländischen Behörden, dass es sich bei den Geräten um keine geringeren als die vermissten isländischen handeln könnte. Wie die Zeitung RUV vergangene Woche berichtet, hat die Polizei nun einen offiziellen Prüfantrag gestellt.

Während einer monatelang andauernden Serie von Diebeszügen waren auf der Atlantikinsel seit Dezember knapp 600 Rechner im Wert von 1,65 Millionen Euro gestohlen worden und scheinbar von der Insel verschwunden.

Für die Isländer stellte die Tat laut zuständigem Polizeichef Olafur Helgi Kiartansson „einen schweren Diebstahl in nie dagewesenem Ausmaß“ dar. Die Insel besitzt eine der geringsten Kriminalitätsraten weltweit.

Trotz einer ausgesetzten Belohnung von umgerechnet knapp 50.000 Euro tappten die Behörden bei ihrer Jagd nach den Rechnern bislang im Dunkeln.

Nicht so jedoch bei den Ermittlungen der Verantwortlichen: Bisher haben die Ermittler 22 Verdächtige verhaftet, unter ihnen das angebliche Mastermind der Diebstahlserie Sindri Thor Stefansson. Er sitzt derzeit in niederländischer Haft und wartet auf seine Auslieferung.

Wohl mithilfe von Komplizen gelang Stefansson vergangenen Monat die spektakuläre Flucht aus dem Gefängnis nach Schweden. Aufsehen erregte diese vor allem deshalb, weil er unter falschem Namen im gleichen Flugzeug saß wie die isländische Premierministerin Katrín Jakobsdóttir. Wenige Tage später konnte Stefansson jedoch mittels europäischem Haftbefehl in Amsterdam festgenommen werden.

Sollte sich der chinesische Fund als isländisch bewahrheiten, würde der Fall sein kurioses Abschlusskapitel finden.

Stromverbrauch verriet gestohlene Mining-Rechner

Aufgefallen war den chinesischen Behörden vergangenen Monat der ungewöhnlich hohe Stromverbrauch der Gebäude, in denen die Geräte eingesetzt waren. Die lokale Nachrichtenagentur Xinhuanet, die vom Fund berichtete, nannte diesen „den größten Stromdiebstahl der vergangenen Jahre“. Angeblich hätten die Verdächtigen den Stromzähler überbrückt, um der andernfalls wohl beträchtlichen Rechnung ihres intensiven Verbrauchs zu entgehen.

Ein solcher wird benötigt um die Rechnerleistung, die für den Schürfprozess gebraucht wird, zur Verfügung zu stellen. Allein um einen einzigen Bitcoin zu schürfen, wird derzeit bis zu 1.500 Euro Strom aufgewendet. Dies führt immer wieder auch zu Diskussionen um die ökologische Nachhaltigkeit von Kryptowährungen.

In China ist Mining seit Januar streng reguliert. Bis dahin machten chinesische Schürfer knapp 70 Prozent der weltweiten Rechnerleistung aus, nun orientieren sie sich um. Im Buche der Behörden wogen dabei jedoch Umweltbedenken weniger schwer als die Sorge um die staatliche Kontrolle des Währungsraumes. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatte das Reich der Mitte harte Bandagen im Kampf gegen Kryptowährungen angelegt und in einer Offensive sowohl Börsenaktivitäten als auch die Herausgabe neuer Währungen verboten.

Island wiederum heißt Miner willkommen. Der Inselstaat lockt Schürfende mit günstigen Bedingungen dank bezahlbarem Naturstrom und niedrigen Temperaturen.

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