Anti-Bitcoin-Blogbeitrag EZB-Vertreter: Nur Unwissende investieren in Bitcoin

Sie haben es schon wieder getan. Die EZB-Vertreter Ullrich Bindseil und Jürgen Schaaf haben auf dem Blog der Europäischen Zentralbank ihrem Unmut über Bitcoin freien Lauf gelassen. Dem Ansehen der EZB erweisen sie damit einen Bärendienst. Ein Kommentar.

Sven Wagenknecht
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EZB Frankfurt

Beitragsbild: Shutterstock

| Die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main.

In dem am 22. Februar erschienen Meinungsbeitrag “ETF Approval for Bitcoin – the Naked Emperor’s New Clothes” auf dem Blog der EZB zeichnen die Autoren ein düsteres Bild über Bitcoin. Ganz unverblümt werden persönliche Meinungen als objektive Fakten dargestellt. Pseudowissenschaftliche Aussagen, wie man sie sonst nur aus den Kommentarspalten bei Facebook kennt, werden hier zur gelebten Praxis, nur dass dies unter dem Dach der Europäischen Zentralbank stattfindet. Man fragt sich, wie das nur möglich ist.

Bitcoin bewiesenermaßen böse?

Man kann den Eindruck gewinnen, dass die Wiederholungstäter EZB-Generaldirektor Ullrich Bindseil und der EZB-Berater Jürgen Schaaf in geheimer EZB-Mission unterwegs sind, um Bitcoin zu diskreditieren. Sei es auf dem hauseigenen Blog wie schon im November 2022, oder direkt als Gastartikel im Handelsblatt.

Unter dem Deckmantel der Institution betreiben Bindseil und Schaaf Lobbyarbeit gegen Bitcoin und basteln sich dafür die Argumente und Narrative so zurecht, wie es ihnen gerade passt. Nicht als Meinung, sondern als Feststellung startet ihr Beitrag mit der Konklusion: “Bitcoin hat sein Versprechen, eine globale dezentrale digitale Währung zu sein, nicht gehalten und wird nach wie vor kaum für legitime Überweisungen genutzt. Die jüngste Zulassung eines ETF ändert nichts an der Tatsache, dass Bitcoin weder als Zahlungsmittel noch als Investment geeignet ist.” Damit möchte man anscheinend auch lesefaulen Menschen die Quintessenz auf dem Weg mitgeben.

Die EZB hat mehr Ahnung als die Wall Street

Nach diesen zwei Sätzen kann man bereits erahnen, worum es in den nächsten Absätzen gehen wird. Alle Klischees, auch wenn sie hunderte Male widerlegt worden sind, werden gegenüber Bitcoin abgerufen: Klimakiller, Terroristengeld, Scam etc. Dabei schrecken sie auch nicht von ihrer Kursprognose zurück, dass der faire Wert von Bitcoin Null ist: “Für Fans bestätigt die formale Genehmigung, dass Bitcoin-Investitionen sicher sind, und die vorangegangene Rallye einen Beweis für einen unaufhaltsamen Siegeszug darstellt. Wir sind mit beiden Behauptungen nicht einverstanden und wiederholen, dass der faire Wert von Bitcoin immer noch bei Null liegt.”

Oder anders formuliert: Die Menschen, die bei BlackRock, Fidelity oder Franklin Templeton arbeiten und Billionen an US-Dollar verwalten, haben keine Ahnung von Investments. Die Harvard-Absolventen an der Wall Street scheinen unwissend in den Augen der im Frankfurter Elfenbeinturm lebenden EZB-Vertreter. Die Autoren machen keinen Hehl daraus, dass ihrer Ansicht nach nur Ungebildete in Bitcoin investieren: “Weniger finanzkundige Kleinanleger werden von der Angst angezogen, etwas zu verpassen, was dazu führt, dass sie möglicherweise ihr Geld verlieren.” Man mag sich fragen, was BlackRock CEO Larry Fink zu derartigem EZB-Blogposts sagen würde.

EZB-Vertreter nutzen Strategie der Crashpropheten

Die EZB-Autoren nutzen dabei die Strategie der sogenannten Crashpropheten, nur eben für ihren Zweck. Anstatt wie Crashpropheten den Zusammenbruch des Finanzsystems vorherzusagen, sagen sie das Ende von Bitcoin voraus. Dass dies entgegen ihrer Erwartung noch nicht eingetroffen ist, wird dann gewohnt mit dem irrationalen Handeln der verantwortlichen Akteure und hinterhältigen Lobbyorganisationen erklärt.

Dass ihre Prophezeiung des Bitcoin-Untergangs vom November 2022 aus dem Blogbeitrag “Bitcoins last Stand” noch nicht eingetreten ist, erklären sie sich mit der Gier und Irrationalität, der anscheinend ahnungslosen Masse und eben der “Bitcoin Lobby”. Genau wie Crashpropheten stilisieren sie sich zu den einzigen rationalen Akteuren, deren Vorhersagen nur aufgrund der Irrationalität anderer noch nicht eingetreten sind.

Bitcoin als Heimat der Kriminalität

In der Kriminalisierung von Bitcoin zeigt sich dabei besonders eindrücklich, wie wissenschaftlich die Autoren in ihrer Recherche vorzugehen scheinen. Um ihre Meinungen respektive vermeintlichen Fakten zu belegen, arbeiten die Autoren mit Quellen. Interessanterweise kommen sie dabei teilweise zu anderen Schlussfolgerungen als die Autoren der Quellen, die sie zitieren.

So zitieren die Autoren unter anderem den Crypto Crime Report vom Krypto-Analysehaus Chainalysis. Im Gegensatz zu den Autoren steht BTC-ECHO im engen Austausch mit der Analysefirma und berichtet regelmäßig über deren Untersuchungen. So auch im Fall des aktuellen Crypto Crime Reports, der nicht mit den Schlussfolgerungen der Autoren einhergeht. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Autoren schlichtweg nach Quellen gesucht haben, um den Eindruck des wissenschaftlichen Arbeitens zu vermitteln.

BTC ist kein Vermögenswert

Dass die Autoren in ihrem Artikel Bitcoin die Existenz als Vermögenswert aberkennen, grenzt an Realitätsverweigerung. Dass der Basiswert Bitcoin dennoch als Vermögenswert gehandelt wird, man denke nur an die Futures oder ETFs, wird mit der Unzulänglichkeit anderer Behörden und Regierungen erklärt, die dies erlauben. Genau wie die Wall Street scheinen auch andere staatliche Akteure das böse Wesen von Bitcoin nicht zu verstehen.

So fordern die Autoren ein härteres Vorgehen gegen Bitcoin: “Darüber hinaus erscheint es falsch, dass Bitcoin keinen starken regulatorischen Eingriffen unterworfen werden sollte, bis hin zu einem praktischen Verbot.” Entsprechend sieht man regulatorische Vorstöße, wie die MiCA-Regulierung in der EU, kritisch, da sie Bitcoin legitimieren würden. Zu Kosten des Verbraucherschutzes sprechen sich die Autoren damit gegen eine Krypto-Regulierung aus, die nicht gerade einem Verbot gleichkommt.

Ein Bärendienst für die EZB

Mit ihrem Blogpost schaden die Autoren dem langfristigen Ansehen der Europäischen Zentralbank. Ihre Vorbehalte lesen sich wie alte Zeitungsartikel aus den Jahren 2016 oder 2017, in denen das Verständnis gering und die Skepsis gegenüber Bitcoin hoch war. Die Technologiefeindlichkeit, die sie mit ihrer Anti-Krypto-Haltung zum Ausdruck bringen, ist genau das, was die Eurozone aktuell nicht braucht.

Während wir im Innovationswettlauf immer weiter ins internationale Hintertreffen geraten, wird die Disziplin des Verbietens und Nörgelns zur höchsten Kür erhoben. Anstatt konstruktive Vorschläge zu bringen, suhlen sich die Autoren in ihrem eigenen Weltbild, in dem Bitcoin nicht vorkommen darf. Man kann nur hoffen, dass sich progressive Kräfte in der EZB nicht von der Fortschrittsangst aufhalten lassen und einen Weg finden, mit Bitcoin zu leben.

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