Was Investoren wissen müssen Ethereum 2.0: Die 5 größten Irrtümer vor dem Merge

Die finale Phase des Ethereum 2.0 Merge ist in vollem Gange. Was sind die Folgen der Umstellung auf Proof of Stake? Wir klären auf.

Leon Waidmann
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Ethereum

Beitragsbild: Shutterstock

| Der Ethereum Merge ist eingeleitet.

Voraussichtlich am 15. September findet die Umstellung von Ethereum von Proof of Work zu Proof of Stake statt. Das Ergebnis jahrelanger Arbeit trägt somit bald Früchte und wird die zweitgrößte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung für immer verändern.

Mit einem derart komplexen Blockchain-Upgrade gehen auch einige Risiken einher. Dennoch ist die Mehrheit der Krypto-Welt im Moment optimistisch, was den Erfolg des Upgrades angeht.

Wie genau der Merge die Blockchain von Ethereum verändert und welche Folgen das historische Upgrade auf Ethereum 2.0 hat, erfahrt ihr in unserer aktuellen Ausgabe des BTC-ECHO-Magazins.

Derzeit kursieren im Krypto-Space immer noch einige Missverständnisse über den ETH Merge. Aus diesem Grund im Folgenden fünf der verbreitetsten Missverständnisse – und was es mit ihnen auf sich hat.

1. Die Transaktionsgebühren werden sinken

Einer der größten Irrtümer zum Merge ist, dass das Skalierungsproblem von ETH durch den Merge von heute auf morgen gelöst wird. Das ist jedoch falsch.

Der Ethereum Merge wird das Problem hoher Transaktionskosten nicht sofort lösen. Durch den Ethereum Merge ändert sich zunächst nämlich nur der Konsensmechanismus der ETH Blockchain.

Der Merge ebnet jedoch den Weg für eine Reihe weiterer Upgrades (Surge, Verge, Purge, Splurge), die das Skalierungsproblem in den kommenden Jahren in Angriff bekommen wollen.

Ethereum Roadmap
Quelle: Ethereum Roadmap, Twitter: @milesdeutscher

Was sich jedoch unmittelbar nach dem Merge ändern dürfte, ist, dass Ethereum-Layer-2-Skalierungslösungen kostengünstiger werden.

Beispielsweise lassen sich Upgrades wie das EIP-4844, welches Transaktionskosten auf Layer-2-Netzwerken senkt, nur auf einem Proof-of-Stake-Ethereum-Netzwerk implementieren. Der Adoption von Ethereum-L2s dürfte der Merge mit aller Wahrscheinlichkeit zugutekommen.

2. Staker verkaufen Ethereum nach dem Merge

Mittlerweile werden über 13,38 Millionen Ether gestaked, die einen Gegenwert von knapp 22 Milliarden US-Dollar haben. Derzeit lassen sich diese nicht transferieren, was bedeutet, dass das Gesamtangebot an Ethereum zwangsläufig verringert wird. Gestakte Ether tragen somit unmittelbar dazu bei, dass der ETH-Kurs steigt, wenn die Ether-Nachfrage gleich bleibt oder zunimmt.

Viele fürchten daher, dass durch Ethereum 2.0 eine Flut an bislang nicht handelbaren Token auf den Markt kommen – doch auch diese Annahme ist ein Irrtum.

Ethereum Staker können ihre Ether nicht direkt nach dem Merge verkaufen. Erst 6 bis 12 Wochen nach dem Upgrade können Staker auf ihre ETH zugreifen. Das Ethereum-Entwicklerteam hat diese Vorkehrung absichtlich getroffen, damit verhindert wird, dass es zu einem plötzlichen Abverkauf kommt.

3. Der Ethereum Merge wird nie stattfinden

Ein weiteres Argument vieler Ethereum-Kritiker, welches sich in den letzten Jahren hartnäckig gehalten hat, ist der Vorwurf, dass der Ethereum Merge nie stattfinden wird. Jedoch ist auch dieses Argument, spätestens mit der Einleitung des gestrigen Ethereum Bellatrix Upgrades, Geschichte.

Das Bellatrix Upgrade nämlich markiert die erste Phase des Merge und leitet das Upgrade auf der Beacon Chain (Ethereum Proof of Stake Chain) ein. Seit gestern ist Bellatrix beschlossene Sache und wird am 6. September ausgeführt.

ETH Merge
Quelle: Merge Roadmap, Ethereum Foundation

Danach soll mit Paris, der zweiten Phase des Merge Upgrades, die jetzige Ethereum Poof of Work (PoW) Blockchain zwischen dem 10. und dem 20. September auf Proof of Stake umgestellt werden. Der exakte Zeitpunkt ist bereits auf der Ethereum Blockchain festgelegt, hängt aber letztlich davon ab, wie schnell die Miner auf der jetzigen Proof of Work Chain Blöcke minen. Dem Merge steht somit nichts mehr im Wege.

4. Eine Miner-Revolution bricht aus

Durch das Upgrade wird der Konsensmechanismus der Ethereum Blockchain von Proof of Work (PoW) zu Proof of Stake (PoS) umgestellt. Einfach ausgedrückt: Das ETH-Netzwerk wird anstelle von Minern künftig von Anlegern und ihrem Kapital in Ethereum abgesichert.

Nicht mehr Miner, sondern Validatoren bestätigen somit Transaktionen, verarbeiten diese in Blöcken und heften sie an die ETH Blockchain an.

Zum Nachteil vieler Ether-Miner droht dadurch das Ende einer Multi-Milliarden-US-Dollar-Industrie. Einige Anleger hegen daher die Sorge, dass Miner versuchen werden, die Ether Blockchain zu manipulieren, um den Merge zu verhindern.

Jedoch ist auch diese Sorge unbegründet. Das Datum des Merge steht fest und die Miner haben praktisch keine Möglichkeit mehr, daran etwas zu ändern. Technisch haben sich die Ethereum-Entwickler nämlich darauf geeinigt, dass man anstelle einer bestimmten Blocknummer das sogenannten Terminal Total Difficulty (TTD)-Verfahren verwendet, um den Merge einzuleiten.

Das hat zur Folge, dass Miner nicht einfach den Zeitpunkt des Merge manipulieren können, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Die einzige Möglichkeit, die sie haben, um Einfluss auf den Merge zu nehmen, ist offline zu gehen – aber das würde bedeuten, dass sie auf die verbleibenden Mining-Belohnungen verzichten müssen.

Zudem hat der größte Ethereum-Mining-Pool bereits angekündigt, dass er zu Proof of Stake wechseln wird. Es ist also äußerst unwahrscheinlich, dass Miner im großen Stil Einfluss auf den Merge nehmen werden.

5. DeFi-Anwendungen werden nicht mehr funktionieren

Ein weiteres Thema, das hauptsächlich die DeFi-Community beschäftigt, ist die Sorge vor einem Crash im DeFi-Sektor. Da Hunderte von DeFi-Protokollen während dem Merge auf die neue Proof of Stake Chain kopiert werden, sorgen sich einige Investoren, dass bei diesem Prozess Probleme auftreten könnten.

Technisch gesehen bedeutet der Merge jedoch nur, dass Block-Validatoren beschließen, einen neuen Block auf der Grundlage eines geänderten Konsensmechanismus (Proof of Stake) zu erstellen.

Diese Codeänderung betrifft nur das Ethereum-Protokoll und bezieht sich nicht auf einzelne Anwendungen. Sowohl Layer-2-Blockchains als auch DeFi-Protokolle werden durch Merge in ihrer Funktion in keinerlei Hinsicht beeinträchtigt.