Ripple gegen die SEC Ehemalige SEC-Führungskraft macht XRP-Anlegern Hoffnung

Der Fall Ripple gegen die SEC ist ein Stellvertreterkrieg der Krypto-Ökonomie gegen die US-Regulatoren. Ein ehemaliger SEC-Mitarbeiter hat dem Unternehmen nun gute Chancen ausgerechnet, diesen Rechtsstreit für sich zu entscheiden.

Moritz Draht
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Ripple-Münze XRP

Beitragsbild: Shutterstock

| the macro coin cryptocurrency ripple and word map.

Für XRP-Anleger entwickelt sich die Auseinandersetzung zwischen Ripple und der US-Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) zur Zerreißprobe. In nur einer Woche ist der XRP-Kurs nach Bekanntwerden der Klage Ende Dezember um über 60 Prozent eingebrochen. Seit dieser Talsohle verbucht das Asset jedoch ein Plus von über 140 Prozent. XRP hat seinen Platz vor Polkadot als viertgrößte Kryptowährung wieder eingenommen. Doch auch wenn sich Optimismus unter XRP-Investoren ausbreitet, steht die momentane Kursentwicklung auf eher wackligen Beinen.

Auferstanden aus Ruinen

Denn die Aufholjagd ist auch das Ergebnis Flashmob-artiger Pump-Aktionen von Tradern, die sich über Telegram Channel organisieren. In Gruppen wie “Buy & Hold XRP”, die bereits über 170.000 Mitglieder zählt, verabreden sich derzeit Anleger zu großen Pump-Aktionen, die den XRP-Kurs weiter in die Höhe treiben.

Während einige Ungeduldige jedoch nach dem nächsten “koordinierten Pump” fragen, warnen die ersten Skeptiker in der Gruppe bereits vor dem “größten Scam”. Ein ähnlicher Herdentrieb lässt sich auch seit einigen Tagen bei Dogecoin beobachten. Dass sich die Community nun auf XRP eingeschworen hat, dürfte zum einen auf den drastischen Einbruch zurückzuführen sein. Am Boden angelangt, war XRP ein einfaches Ziel für eine kollektive Wiederbelebung.

Zum anderen mobilisiert der Clinch mit der SEC aber auch Krypto-Regulierungsgegner. Ähnlich wie beim vermeintlichen David-gegen-Goliath-Kampf der Wallstreetbets-Gruppe gegen Hedgefonds, ist das XRP-Wettbüro auf Telegram als Statement gegen eine Regulierung des Sektors zu interpretieren. Von welcher Dauer dieser Pump-Trend ist, wird sich zeigen. Auch wenn Idealismus eine Rolle spielen mag, könnte das Kartenhaus bei den ersten flächendeckenden Gewinnmitnahmen in sich zusammenfallen.

Doch nicht nur durch den Rückenwind der Anleger könnte Ripple gestärkt aus dem SEC-Streitfall vorgehen. Auch Joseph A. Hall rechnet dem Unternehmen gute Chancen aus, den Rechtsstreit für sich zu entscheiden.

Ripple gegen die SEC

Als ehemaliger “Managing Executive for Policy” der SEC ist der Anwalt schließlich bestens mit den Praktiken der Behörde und Hintergründen des Ripple-Falls vertraut. In einem Schreiben schildert Hall seine Sicht der Dinge und gibt XRP-Anlegern durchaus Hoffnung auf einen aus Ripple-Sicht glücklichen Ausgang der Auseinandersetzung.

Denn laut Hall handelt es sich beim Howey-Test, dem Verfahren, dass anhand verschiedener Kriterien zwischen Wertpapier und Währung trennt, um einen Anachronismus.

Stellen Sie sich vor, Sie versuchen zu erklären, was ein iPhone ist, in einer Sprache, die Ihr Urgroßvater kurz nach dem Zweiten Weltkrieg noch verstanden hätte. So einfach ist es, vorherzusagen, welche digitalen Assets nach dem Nachkriegs-Howey-Test Wertpapiere sind.

Der Howey-Test sei demnach ein unbrauchbares Instrument für eine neu entstehende Krypto-Ökonomie. Dies wiederum lasse Unternehmen und Emittenten in einem regulatorischen Vakuum, mit teils unkalkulierbaren Folgen.

Für jeden, der ein Geschäft auf der Blockchain-Technologie aufbauen will, steht viel auf dem Spiel – wenn Ihr digitaler Vermögenswert im Nachhinein ein Wertpapier ist, können Sie mit Vollstreckungsmaßnahmen der SEC rechnen, zusammen mit Geldstrafen, Rückerstattungen und Haftungsansprüchen, die in einem aktuellen Fall gegen die Telegram Group Inc. eine Milliarde US-Dollar überschritten haben.

Wachstumsbremse Howey-Test?

Diese Unsicherheiten wiederum bremsen Hall zufolge eine im Wachstum begriffene Ökonomie aus.

Außerhalb der Venture-Capital-Gemeinschaft sind Unternehmen, Großinvestoren und Banken verständlicherweise sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, beträchtliche Geldsummen für Technologien zu riskieren, bei denen ihre Anwälte ihnen nicht versichern können, dass sie gesetzeskonform sind – selbst wenn eine Technologie das Potenzial hat, die Effizienz bei der Verwaltung riesiger Datenmengen in unzähligen Branchen zu verbessern, oder das Potenzial für reibungslose, kostengünstige Wertübertragungen über Smartphones und andere weit verbreitete Verbraucherwerkzeuge.

Darüber hinaus werde Hall zufolge bei der SEC mit zweierlei Maß gemessen. Noch 2018 erklärte William Hinman, SEC-Direktor der Abteilung für Unternehmensfinanzierung, dass “die aktuellen Angebote und Verkäufe von Ether keine Wertpapiergeschäfte” seien. Gleiches müsse Hall zufolge auch auf XRP zutreffen.

Ein Zeitpunkt, der Fragen aufwirft

Nicht zuletzt hält Hall den Zeitpunkt der Anklage, nur einen Tag vor Ausscheiden des ehemaligen SEC-Vorsitzenden Jay Clayton, für fraglich. Dies deute laut Hall auf interne Streitigkeiten zwischen den Regulatoren hin. Zudem sei klar gewesen, dass das Vorgehen der SEC teils schwere Verluste für Anleger nach sich zieht. Die SEC habe ihre Aufgabe somit verfehlt und Investoren nicht geschützt, sondern geradezu ins offene Messer laufen lassen.

Hall zufolge werden sich auch die Richter fragen, warum die SEC erst so spät reagierte. Der Ripple-Fall liegt schließlich schon seit einigen Jahren auf den Schreibtischen der Behörde. Möglicherweise hat sich die SEC somit keinen Gefallen getan und letztlich die eigene Reputation durch intransparente Praktiken aufs Spiel gesetzt.

Wenn es nicht zu einer Einigung kommt, werden die Gerichte nach Artikel III und nicht die SEC letztendlich entscheiden, ob XRP ein Wertpapier ist. Es gibt eine Menge digitaler Vermögenswerte mit weniger eindeutigen Anwendungsfällen als XRP, von denen jeder einzelne der SEC besser geholfen hätte, ihre Ansichten im Bundesrecht zu verankern, bevor sie sich mit einem Leviathan wie Ripple Labs anlegt.

Ripple blickt über den großen Teich

Während sich der Fall in den USA zu einem Medienspektakel entwickelt, richtet sich Ripple strategisch in anderen Jurisdiktionen aus. Wie BTC-ECHO berichtete, erklärte CEO Brad Garlinghouse jüngst den asiatisch-pazifischen Raum zum Knotenpunkt künftiger Ripple-Bemühungen.

Dahingehend erklärte die japanische SBI Group nun, neben Bitcoin und Ethereum auch XRP in den Krypto-Lending-Service zu integrieren. Kunden können XRP an SBI verleihen und erhalten im Gegenzug “Nutzungsgebühren entsprechend der Menge und dem Zeitraum der Krypto-Assets”. Die Mindestlaufzeit beträgt dabei 84 Tage, die Mindestausleihmenge liegt bei 1.000 XRP. Der Service wird über die Tochtergesellschaft SBI VC Trade angeboten.

Bereits in einer Mitteilung vom 28. Dezember erklärte die SBI Group, dass die SEC-Einstufung keinerlei Auswirkungen auf den regulatorischen Status von XRP in Japan habe:

Nach japanischem Recht ist XRP jedoch ein “Cryptocurrency-Asset”. […] Dieser Punkt wird durch das Verfahren zwischen der SEC und Ripple nicht beeinflusst. Wie in der Anmerkung erwähnt, wird XRP in Japan weiterhin an Kryptowährungsbörsen gehandelt, die als Kryptowährungsbörsenunternehmen als “Kryptowährungsaktiva” und nicht als “Wertpapiere” registriert sind.

Während sich Türen auf dem US-amerikanischen Markt zumindest vorübergehend schließen, öffnen sich für Ripple gleichzeitig neue Korridore im globalen Zahlungsverkehr. Die SEC-Entscheidung hat diesem Prozess Aufwind verschafft. So könnte sich das Geplänkel mit der Behörde in der Rückschau noch als Glücksfall erweisen.

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