Im Jahr 2020 berichteten wir wiederholt von Projekten, die eine Brücke zwischen der analogen Kunstwelt und der Blockchain schlagen. Bei diesen dominierte bislang ein ökonomisches Kalkül: Während Kunstwerke oftmals millionenschwere Assets sind, erlaubt ihre Aufsplitterung in Token schließlich einer breiten Investorengruppe die Teilnahme am Marktgeschehen. Die hierbei verwendeten, einzigartigen Non Fungible Token (NFT) versprechen dabei einen sicheren Nachweis von Echtheit und Besitz. Jüngste Entwicklungen auf der Auktionsplattform Nifty Gateway weisen indessen in eine andere Richtung, denn die Token-förmigen Sammelobjekte werden hier als eigene Kunstgattung in Szene gesetzt.
Das Geschäft mit digitalen Collectibles ist freilich nicht neu. Angefangen mit den legendären CryptoKitties tummeln sich heutzutage verschiedenste Sammelbildchen auf den Blockchains dieser Welt. Das neue am Angebot von Nifty Gateway ist der proklamierte ästhetische Anspruch. Die dort in NFT-Form angebotenen Werke stammen laut eigener Angabe von „einigen der angesehensten Künstler unserer Generation.“ Dass dem tatsächlich so ist, legen zumindest die Verkaufszahlen nahe. Denn am 23. Juli versteigerte die Plattform ein digitales Werk des Künstlers Trevor Jones für 55.555 US-Dollar.
Picasso’s Bitcoin Bulle
In seinem NFT-Werk setzt der in Schottland ansässige Jones selbst das Aufeinandertreffen von Kunst und Blockchain in Szene. Denn die Animation mit dem Titel Picasso’s Bull verbindet die berühmten Stierbilder der spanischen Kunstlegende mit dem Bitcoin-Logo und anderen Symbolen aus der Krypto-Welt.
Jones fertigte das Kunstwerk zunächst in herkömmlicher, analoger Form. Dabei kombinierte er Ölfarben, Sand und Wachs mit Ausschnitten aus dem ausgedruckten Bitcoin Whitepaper. Dass der abgebildete Bulle derart nicht nur auf Picasso sondern auch auf das Geschehen am Krypto-Markt verweist, ist folglich mehr als nahe liegend. Für die NFT-Variante von Picasso’s Bull versah Jones sein Gemälde sodann mit einigen Animationen. Dieses Vorgehen ist für den Künstler typisch, der die Auseinandersetzung mit digitalen Technologien zum Thema seiner Arbeit gemacht hat.
Nifty Gateway befindet sich im Übrigen im Besitz der Winklevoss-Brüder. Die Plattform gab an, dass alle versteigerten Kunstwerke danach im Wert stiegen und über den Sekundärmarkt weiter gehandelt wurden. Sie versprach, an einer „Hardware-Technologie“ zum Ausstellen der erworbenen NFT-Kunstwerke zu arbeiten.
Jenseits von NFT: Die Blockchain und die Kunst
Auch jenseits der Überführung von Werken in NFT-Form gibt es Berührungsflächen zwischen der Kunstwelt und der Blockchain–Technologie. Dies legt zumindest eine Studie der Wirtschaftsprüfer von PwC und der Krypto-Investmentfirma CV VC aus der Schweiz nahe. Dass der von Fälschern und Betrügern überflutete Kunstmarkt von den altbekannten Vorteilen der Blockchain profitieren kann, scheint dabei auf der Hand zu liegen. Verspricht diese Technologie doch im allgemeinen ein Mehr an Transparenz, Sicherheit und Vertrauen.