Fundamentaldaten in DeFi Diese DeFi-Protokolle sind profitabel

Ebenso wie die meisten Start-ups sind viele DeFi-Projekte zunächst auf Wachstum und nicht auf Gewinn aus. Doch einige Projekte sind schon heute profitabel – eine Analyse.

Leon Waidmann
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DeFi

Beitragsbild: Shutterstock

Aufgrund des Bärenmarktes rücken Fundamentaldaten, insbesondere im DeFi-Bereich, zunehmend in den Fokus von Investoren.

Während sich Investoren im DeFi-Boomjahr 2020 fast ausschließlich darauf konzentrierten, wie hoch der Total Value Locked (TVL) und die Volumina von Protokollen wie Uniswap, Maker, Sushiswap und Co. waren, vernachlässigten sie, ob die Projekte tatsächlich profitabel gewesen sind oder nicht.

Im Folgenden deshalb die Profitabilität verschiedener DeFi-Protokolle. Was bedeutet es für DeFi-Projekte überhaupt, profitabel zu sein?

Die Profitabilität von DeFi-Protokollen

Alle DeFi-Projekte generieren Einnahmen (entweder für Nutzer oder ihr eigenes Protokoll), wenn User ihre Services (Token-Swaps, Lending …) in Anspruch nehmen. Der Prozentsatz, der von den Protokollen einbehalten wird, ist dabei aber von Protokoll zu Protokoll unterschiedlich.

Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, dass viele DeFi-Projekte ihre User für die Nutzung ihrer Plattform mit Token-Anreizen incentivieren. Beispielsweise erhalten User für das Trading auf der dezentralen Börse dYdX (DYDX) Token-Belohungen in DYDX.

Derartige Token-Anreize haben aber auch Nachteile. Das Gesamtangebot an Token eines DeFi-Projekts wird so nämlich ausgeweitet, was negativ für den Kurs sein kann. Hohe Protokolleinnahmen allein sind daher nicht entscheidend dafür, ob ein DeFi-Projekt rentabel ist oder nicht.

Die Frage ist daher immer, zu welchem Kosten Projekte der Decentralized Finance Einnahmen erzielen. Wie bei normalen Unternehmen müssen auch DeFi-Protokolle “Geld ausgeben (Token), um Geld zu verdienen”.

Oftmals sind Token-Emissionen, also die Token, die ein DeFi-Projekt ausgibt, um mehr Nutzer auf seine Plattform zu locken, die höchsten Ausgaben.

Protokolleinnahmen und Token-Emissionen

Der Gewinn eines DeFi-Protokolls kann wie folgt definiert werden:

Gewinn = Protokolleinnahmen – Token-Emissionen

Während sich andere Analysen auf die Protokolleinnahmen im Zusammenhang mit den Einnahmen fokussieren, die direkt an die Token-Inhaber eines Protokolls fließen, konzentriert sich diese Analyse auf die Einnahmen, die der Community eines DeFi-Projekt (Token-Inhaber + DAO) nach ihren Ausgaben zur Verfügung stehen.

Der Gewinn umfasst somit alle Einnahmen, die einem DeFi-Projekt zur Verfügung stehen, unabhängig davon, ob der Gewinn direkt an die Token-Inhaber ausgezahlt oder in eine Kasse fließt, die von der Community (DAO) eines Protokolls verwaltet wird.

Die Token-Emissionen beziehen sich auf die Ausgaben in Form von Token, die ein Protokoll an die Nutzer seiner Plattform verteilt (z. B. durch Liquidity-Mining, Trading-Anreize oder Referral-Programme), um noch mehr User auf seine Plattform zu holen.

Diese Definition umfasst zwar nicht alle Kosten, die ein DeFi-Projekt hat, vermittelt aber einen guten Eindruck davon, wie profitabel Projekte sind.

DeFi: Sind Maker, Lido und Uniswap profitabel?

Im Folgenden ein Überblick über den Gewinn beziehungsweise den Verlust, den die DeFi-Protokolle Maker (MKR), Lido (LDO) und Uniswap (UNI) zwischen dem 17. April und dem 12. Oktober verzeichnet haben.

1. Lending-Protokoll Maker (MKR)

Maker erzielt mit seinem Protokoll Einnahmen, indem es Kreditnehmern Zinsen in Rechnung stellt und einen Anteil an den Liquidationen von gehebelten Positionen auf seiner Plattform einbehält.

In den letzten sechs Monaten konnte Maker so 15,1 Millionen US-Dollar an Gesamteinnahmen generieren. Von dieses Einnahmen sind 100 Prozent in die DAO der MKR-Token-Inhaber geflossen, da Maker derzeit keine Token-Emissionen nutzt.

Das Maker Protokoll ist damit eines der wenigen DeFi-Projekte, das schon heute profitabel wirtschaftet und organisch wächst.

Maker Gesamteinnahmen DeFi
Tägliche Gesamteinnahmen von Maker, Quelle: https://tokenterminal.com/terminal/projects/makerdao

2. Liquid-Staking-Protokoll Lido (LDO)

Das Liquid-Staking-Protokoll Lido generiert Einnahmen, indem es einen Anteil von 10 Prozent an den Staking-Belohnungen seiner Validatoren einbehält.

Die Gesamteinnahmen von Lido beliefen sich in den letzten sechs Monaten auf 154,1 Millionen US-Dollar, von denen rund 15,4 Millionen US-Dollar direkt an die Lido DAO geflossen sind.

Jedoch hat auch Lido in den letzten Monaten insgesamt 46,5 Millionen US-Dollar in LDO ausgegeben, um unter anderem verschiedene Liquidity-Pools auf dezentralen Börsen wie Curve oder KyberNetwork zu incentivieren.

Daher hat das Krypto-Schwergewicht Lido in den letzten sechs Monaten einen Verlust von -31,1 Millionen US-Dollar verbucht.

Lido Einnahmen DeFi
Tägliche Gesamteinnahmen von Lido, Quelle: https://tokenterminal.com/terminal/projects/lido-finance

3. DeFi-Börse Uniswap (UNI)

Anbieter von Liquidität für Trading-Handelspaare wie beispielsweise ETH/USDT oder WBTC/USDC haben auf Uniswap in den letzten sechs Monaten 349,1 Millionen US-Dollar erhalten.

Allerdings floss kein Cent davon an UNI-Token-Inhaber oder die Uniswap DAO, da die DeFi-Börse noch nicht den “Gebührenschalter” aktiviert hat. Würden sich die Mehrheit der UNI-Token-Inhaber jedoch für diesen Schritt entscheiden, dann könnten sie umgehend zwischen 10 und 25 Prozent aller von den Liquiditätsanbietern generierten Einnahmen verdienen.

Bei einer Gewinnbeteiligung von 10 Prozent hätte die Uniswap DAO so in den letzten sechs Monaten 34,91 Millionen US-Dollar verdient.

Es ist aber unklar, wie sich die Gebührenumstellung auf die Liquidität von Uniswap auswirken würde. Die Kürzung der Einnahmen von Liquiditätsanbieter könnte dazu führen, dass diese zu anderen dezentralen Börsen abwandern. Dies könnte den Handel auf Uniswap weniger effizient machen und das Volumen der über Uniswap abgewickelten Geschäfte verringern.

Trotzdem ist bemerkenswert, dass Uniswap eines der wenigen DeFi-Protokolle ist, dass keine Token-Emissionen verwendet, um die Nutzung seiner Plattform zu incentivieren.

Uniswap wäre also sofort profitabel, wenn die Inhaber von UNI-Token beschließen würden, einen Teil der von den Liquiditätsanbietern auf ihrer Plattform erzielten Einnahmen zu behalten. Vermutlich ist auch das der Grund, warum der UNI-Token derzeit mit über 6,3 Milliarden US-Dollar bewertet ist.

Uniswap Einnahmen
Uniswap Einnahmen der Liquiditätsanbieter, Quelle: https://tokenterminal.com/terminal/projects/uniswap

Einige überrascht es vermutlich, dass momentan noch sehr wenige DeFi-Projekte nachhaltig wirtschaften.

Jedoch sollte man bedenken, dass sich der DeFi-Sektor nach wie vor in einer sehr frühen Phase der Entwicklung befindet. Es ist daher ähnlich wie bei traditionellen Start-ups nicht überraschend, dass momentan fast alle DeFi-Protokolle enorm viel Geld in ihre Expansion investieren.

Auch Amazon, Google, Uber und Co. haben in ihren Anfangsjahren Verluste in Kauf genommen, um sich Marktanteile zu sichern und Wettbewerber auszuschalten.

Podcast

Fazit

Trotzdem ist die stetige Emission von Token natürlich keine nachhaltige Strategie. Sie kann den Kursen von DeFi-Token auf Dauer sogar enorm schaden. Geld ist nicht unendlich, und viele Token-Anreizsysteme verlieren aufgrund des ständigen Verkaufsdrucks, den sie auf die Token von DeFi-Projekten ausüben, ihre Kraft und Wirksamkeit, je länger sie bestehen.

Überdies beraubt der Verkaufsdruck durch die Token-Emissionen einem Protokoll oft die Überlebensgrundlage, da die Mittel, die zur Weiterentwicklung eines Protokolls verwendet werden können, stetig an Wert verlieren.

Zudem sorgt der Verdrängungswettbewerb in der DeFi-Branche dafür, dass es unwahrscheinlich ist, dass DeFi-Protokolle ihre Gewinnmarge drastisch anheben können. Sollten sie sich trotzdem dafür entscheiden, laufen sie nämlich Gefahr, dass sie Marktanteile an einen Konkurrenten verlieren.

Um ihre Profitabilität zu erhöhen, scheint es daher unausweichlich, dass die meisten DeFi-Projekten ihre Einnahmequellen überdenken, wenn sie langfristig überleben wollen.

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