Verwahrlizenz beantragt  Commerzbank drängt ins Krypto-Geschäft

Digitalisierung, Kundenschwund: Die Bankenwelt steht vor einem drastischen Wandel. Mit einer Krypto-Verwahrlizenz will sich die angeschlagene Commerzbank neu am Wachstumsmarkt aufstellen.

Moritz Draht
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Commerzbank

Beitragsbild: Shutterstock

Wer Krypto-Dienstleistungen in Deutschland erbringen will, muss erst einmal bei der BaFin anklopfen. Die Finanzaufsicht hat eine strenge Hand auf die begehrten Krypto-Verwahrlizenzen, für die sich bisher nur Coinbase Germany, Kapilendo und Tangany qualifizieren konnten. Als erstes großes Geldhaus bemüht sich auch die Commerzbank offiziell um eine Lizenz – und deutet damit die Neuorientierung am Krypto-Wachstumsmarkt an.

Commerzbank beantragt Krypto-Verwahrlizenz

Nach Jahren des regulatorischen Vakuums wurde das Kryptoverwahrgeschäft Ende 2019 mit dem Gesetz zur Umsetzung der Änderungsrichtlinie zur vierten EU-Geldwäscherichtlinie in deutsches Recht gegossen. Seitdem gilt: Wer Krypto-Assets für Dritte aufbewahrt, benötigt eine Krypto-Verwahrlizenz. Die Nachfrage bislang: überschaubar. Gerade einmal 28 Anträge sind bis Ende letzten Jahres bei der Behörde eingegangen. Mit der Commerzbank gehört auch ein Schwergewicht der Bankenindustrie zu den Antragstellern, wie die Börsen-Zeitung zuerst berichtete.

Ein Schritt, der “für das gesamte Blockchain-Ökosystem in Deutschland überaus positiv zu bewerten” sei, kommentiert Dr. Sven Hildebrandt, Geschäftsführer der Blockchain-Spezialberatung DLC, den Vorstoß gegenüber BTC-ECHO. Schließlich wage sich mit der Commerzbank “das erste Mal eine Großbank aus der Deckung”.

Und vermutlich nicht das letzte Mal. “Ich bin überzeugt davon, dass dies nur der Anfang einer großen Welle an Meldungen sein wird”, meint Hildebrandt. “Bis irgendwann auch die letzte Großbank ihre Kunden Kryptos anbieten wird”, so der Blockchain-Experte, sei es “nur eine Frage der Zeit”.

“Wettlauf innerhalb des traditionellen Bankensektors”

Das unterschreibt auch Mikkel Morch, Executive Director beim Krypto-Hedgefonds ARK36. “In letzter Zeit häufen sich Berichte über Banken, die eine Krypto-Lizenz in Ländern mit fortschrittlichen Regulierungssystemen, die dies zulassen, beantragen”, so Morch gegenüber BTC-ECHO. “Während traditionelle und große Banken bis vor kurzem Kryptowährungen als Konkurrenz betrachteten und sich vor ihnen scheuten, sehen wir nun, dass selbst einige der konservativsten Akteure im Bankensektor sie annehmen”.

Morch zufolge markieren diese Entwicklungen “den Beginn eines Wettlaufs innerhalb des traditionellen Bankensektors”. Etablierte Bankhäuser verschafften sich mit Krypto-Dienstleistungen “einen Wettbewerbsvorteil”. Sowohl “aus technologischer als auch aus Marketing-Perspektive” sei Krypto “das nächste große Ding geworden”, so Morch.

Sinneswandel oder Handlungszwang?

Als Folge würden sich “Kryptowährungen noch schneller als reguläre Finanzdienstleistungen durchsetzen”. Zudem illustriere das Vorhaben, “dass die Nachfrage nach Kryptowährungen im gesamten Spektrum der Bankkunden bereits so groß ist, dass sie Unternehmen, die Kryptowährungen bisher ablehnend gegenüberstanden, zu einem völligen Kurswechsel zwingt”.

Ein Fingerzeig Richtung Commerzbank, die noch Anfang 2021 in einem “Insight-Bericht” von einem “minimalen volkswirtschaftlichen Nutzen” digitaler Währungen sprach, Bitcoin einen “ideellen Wert” absprach und den Krypto-Markt mit dem “Hütchenspiel auf der Straße” verglich. BTC-ECHO berichtete. Mit dem Antrag hat der Bankenriese nicht weniger als eine 180-Grad-Drehung vollzogen.

Eine Bitte um Stellungnahme blieb von der Commerzbank zu Redaktionsschluss unbeantwortet.

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