Grund zur Hoffnung  China: Wann kommt das Bitcoin-Comeback?

In China gab es in letzter Zeit vermehrte Anzeichen einer Annäherungspolitik gegenüber der Krypto-Ökonomie. Wie neue NFT-Marktplätze und Krypto-Steuervorhaben in China zu interpretieren sind.

Sven Wagenknecht
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China Bitcoin

Beitragsbild: Shutterstock

| Wie tief ist der Graben zwischen Bitcoin und Chinas Regierung?

Genauso wenig wie China auf die Vorteile von programmierbarem Geld verzichten möchte, will es auch nicht zulassen, in anderen Web-3-Sektoren gegenüber dem Westen zurückzufallen. Zumal es die Nachfrage aus der eigenen Bevölkerung nur bedingt auf Dauer unterdrücken kann und auf Wirtschaftswachstum angewiesen ist.

Dies dürfte erklären, warum China immer wieder eine gewisse Offenheit gegenüber Krypto-Anwendungen zulässt. Beispielsweise hat China zum 1. Januar dieses Jahres einen staatlich kontrollierten NFT-Marktplatz eröffnet. Zum Einsatz kommt dabei die staatliche „Blockchain“ namens Cultural Protection Chain. Auch spricht sich die Marktaufsicht von der chinesischen Provinz Hainan für einen innovationsoffenen Regulierungsansatz für NFTs aus, indem es ihr Potenzial unterstreicht.

Das Rebranding von NFTs

Allerdings vermeidet man den Begriff NFTs, sondern spricht stattdessen von „digitalen Sammelstücken“. Aufgrund des Krypto-Verbotes können diese logischerweise auch nur mit Renminbi erworben werden.

Mit einem offenen und dezentralen Blockchain-System hat dies natürlich rein gar nichts zu tun. In Form einer privaten Blockchain-Lösung haben die Staatsbetriebe die volle Kontrolle. Gleiches gilt auch für die intensiven Metaverse-Bemühungen des chinesischen Staates, die in erster Linie auf die XR-Dimension und nicht auf den Prinzipien einer offenen Digital-Ökonomie aufbauen dürften.

Krypto: Mehr eine Grauzone als rote Linie

Neben einer neuen Offenheit gegenüber NFTs, scheint aber auch das Interesse an fungiblen Kryptowährungen nicht aus China zu verschwinden. Dass Bitcoin Mining grundsätzlich illegal in China ist und auch keine Krypto-Börsen dort operieren dürfen, hält die Menschen nicht davon ab, Teil der Krypto-Ökonomie zu sein. So handeln nach wie vor viele Chinesen auf ausländischen Krypto-Börsen, was die Insolvenz von FTX unterstrichen hat. Untersuchungen haben ergeben, dass die drittgrößte Kundengruppe der gescheiterten Börse vom chinesischen Festland stammt.

Auch findet in China nach wie vor Bitcoin Mining statt. Trotz Verbot und Miner Exodus gen USA, Kasachstan und Russland zählt China nach wie vor zu den größten Bitcoin-Mining-Nationen. Letzte verfügbare Zahlen aus dem vorherigen Jahr legen nahe, dass es immer noch ein zweistelliger Prozentsatz an Hashrate sein könnte, der vom chinesischen Festland stammt.

Bitcoin-Nostalgie und volle Wallets in China

Obwohl China eine Autokratie ist, scheinen viele Chinesischen nicht bereit zu sein, ihre wirtschaftlichen Freiheiten vom Staat beschneiden zu lassen. Fraglich dabei ist, wie streng die Behörden wirklich gegen den Sektor vorgehen. Es scheint, als würde man die Bürgerinnen und Bürger weitestgehend in Ruhe lassen, wenn diese auf ausländischen Börsen unterwegs sind. Solange die Volumina nicht überhandnehmen, ist mit einer gewissen Toleranz zu rechnen. Schließlich ist der Besitz von Bitcoin für Privatpersonen nicht per se verboten.

So dürfte es nach wie vor viele Bitcoin-Millionäre, ergo Bitcoin-Wale, in China geben. Schließlich war China vor seinem Krypto-Verbot die treibende Kraft hinter der Bitcoin-Etablierung. Angefangen von Bitcoin Mining über Krypto-Handel lag China vor USA und Europa. Entsprechend dürfte ein großes Interesse der Bevölkerung geben, in Zukunft wieder vollständig legal an der Krypto-Ökonomie teilnehmen zu können.

Betrug, Kontrollverlust und Kapitalabflüsse

Die Gründe für das Krypto-Verbot in China sind kein Geheimnis. Zunehmende Kapitalabflüsse des Renminbi in nicht staatlich kontrollierbare Infrastrukturen (u.a. Bitcoin) waren der Hauptgrund für die Kommunistische Partei ein Verbot auszusprechen. Hinzu kamen im Zuge des ICO-Hypes 2017 unzählige Betrugsskandale und Pyramidensysteme, sodass man unter dem Deckmantel des Verbraucherschutzes einen legitimen Grund fand, hart gegen Krypto vorzugehen.

Angesichts der zunehmenden Überwachung und der Einführung des E-Yuan (CBDC) greifen diese Argumente allerdings immer weniger. Solange der Staat die Kontrolle über die Wallets seiner Bürgerinnen und Bürger hat, ergo auch die Mittelabflüsse kontrollieren kann, verlieren die genannten Aspekte ihr Bedrohungspotential für den Staat.

Auch Verbote kosten Geld

In Zukunft dürfte es für den chinesischen Staat aus volkswirtschaftlicher Sicht teurer werden, weiterhin Kryptowährungen zu verbieten, als einen hochregulierten Rahmen für legale Krypto-Handel schaffen. Schließlich möchte China zur Wirtschaftsmacht Nr. 1 werden. Dies gelingt allerdings nur, wenn es in der digitalen Wertschöpfung ganz vorne mitspielen kann.

Für eine schrittweise Öffnung sprechen daher auch die neuen Krypto-Steuerregeln. So sollen Krypto-Einnahmen mit 20 Prozent Einkommenssteuer abgeführt werden. Allein die Tatsache, dass man Steuern auf Kryptowährungen erlässt, ist sehr positiv, im Sinne einer Öffnung, zu werten.

Wie geht es jetzt weiter?

Token ja, Blockchain nein. So könnte man die neueren Auseinandersetzungen mit der Krypto-Ökonomie in China bezeichnen. Schließlich basiert der digitale Renminbi, also das digitale Zentralbankgeld Chinas, nicht auf einer Blockchain, sondern einer zentralisierten Datenbankstruktur. Dieses Prinzip, das also bestenfalls einzelne Blockchain-Eigenschaften wie beispielsweise Kryptografie nutzt, dürfte sich auch vorerst auf weitere Bereiche weiter so fortsetzen.

Der Tiefpunkt der Anti-Krypto-Policy dürfte aber bereits erreicht sein. Immer bessere Kontrollmöglichkeiten seitens des Staates erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Lockerungen. Über Sonderwirtschaftszonen wie Hongkong könnten schrittweise Öffnungen des Kryptomarktes vorgenommen werden.

Krypto-Verbot: Wie lange lässt es sich noch durchhalten?

Aktuell dürfte der Druck auf die Regierung nicht allzu groß sein. Im Bärenmarkt hält sich die Nachfrage nach Kryptowährungen in Grenzen. Wenn allerdings eine neue Kryptowelle mit kommerziell erfolgreichen Anwendungen in den USA und Europa losgetreten wird, dann wird es für die Kommunistische Partei sehr schwierig, seine Bevölkerung von der Entwicklung zu isolieren und ihre Krypto-Nachfrage zu ignorieren.

Entweder schafft es China eine äquivalente, geschlossene Krypto-Industrie zu errichten, genauso wie es mit Alibaba oder Tencent auch Pendants zu den Web2-Plattformen Amazon, Google und Co. errichtet hat, oder es muss den Heimatmarkt für ausländische beziehungsweise offene Blockchains öffnen. Das Verhalten der chinesischen Regierung bei der nächsten Krypto-Rallye dürfte daher sehr aufschlussreich sein, wie Ernst man es mit dem Krypto-Verbot meint.

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