"Bargeld der Zukunft" Deutsche Bundesbank mit neuer Bargeld-Promo – doch ein Aspekt kommt zu kurz

Die Deutsche Bundesbank hat eine Kampagne ins Leben gerufen, um unser Bargeld zu stützen. Schließlich befinden sich Banknoten und Münzen seit Jahren auf dem Rückzug. Warum die genannten Argumente der nationalen Notenbank einen Aspekt vermissen lassen.

Sven Wagenknecht
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Deutsche Bundesbank

Beitragsbild: Picture Alliance

| Zentrale Deutsche Bundesbank, Mainzer Landstraße 46, Frankfurt, Hessen, Deutschland

Während der J.P. Morgan CEO Jamie Dimon auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos Bitcoin vorwirft, nur für Terrorismusfinanzierung, Geldwäsche und Drogengeschäfte gut zu sein, gibt es ein anderes Zahlungsmittel, bei dem dies nicht nur das Bauchgefühl, sondern auch mehrere Untersuchungen belegen: Bargeld.

Die nach wie vor anonymste Form der Bezahlung ist im Gegensatz zu pseudonymen Kryptowährungen die “Wahlgeldform” aller Kriminellen. Doch eben nicht nur. 99 Prozent unserer Bevölkerung profitiert zu Recht von den Eigenschaften, die unser Bargeld uns bietet. Anstatt zur Kriminalisierung auszuholen, hebt die Deutsche Bundesbank ebenjene Gründe hervor, warum Bargeld auch im digitalen Zeitalter eine elementare Funktion für unsere Gesellschaft ausübt. Unter dem Titel “Bargeld der Zukunft” hat die Bundesbank eine Broschüre herausgegeben, die als Grundlage für das in vier Wochen stattfindende nationale Bargeldforum dienen soll.

Bargeld: Ein Schritt zurück?

Es ist zu begrüßen, dass die Deutsche Bundesbank und konkret ihr Vorstandsmitglied Burkhard Balz nicht einem Bargeld-Abschaffungs-Narrativ verfallen, wie es bei vielen anderen Notenbanken der Fall ist. So unausweichlich die Digitalisierung unseres Geldes sein mag, darf dennoch nicht das Bargeld vorschnell geopfert werden.

So schützt Bargeld im Gegensatz zu elektronischen Bezahlweisen nicht nur unsere Privatsphäre, auch ist es eine resiliente Geldform, die weder von Cyberattacken noch von Krisen aufgehalten werden kann. Zumal im Zuge der aufstrebenden Datenökonomie amerikanische Zahlungsdienstleister, wie beispielsweise PayPal oder Kreditkartenanbieter wie Visa durch unsere elektronischen Transaktionen einen immer mächtigeren Datenschatz generieren. Einfluss und Datenautonomie geben wir damit aus unseren Händen.

Das Bargeldparadox

Auch wenn der Anteil an Bargeldzahlungen deutlich sinkt, wie die Studien der Deutschen Bundesbank zeigen, ist der Prozentsatz mit 58 Prozent (Jahr 2021) im Einzelhandel immer noch dominierend.

Wie groß diese Nachfrage ist, zeigt das Bargeldparadox, wie es Balz nennt. Auf der einen Seite sinkt der Bargeld-Anteil an Transaktionen. Auf der anderen Seite steigt die im Umlauf befindliche Bargeld-Menge, da offenbar größere Bargeldbestände gehortet werden.

Ein Zeichen dafür, dass die deutsche Bevölkerung nicht von einer bargeldlosen Gesellschaft, wie praktisch in skandinavischen Ländern bereits Realität, überzeugt ist. Dies ernst zu nehmen, ist nicht nur Aufgabe der Deutschen Bundesbank, sondern auch von der Europäischen Zentralbank. Letztere hat eher das Narrativ forciert, dass der digitale Euro ein vollständiger Bargeldersatz sei. Eine Ansicht, die viele Unternehmen und private Haushalte anzweifeln.

Geld ist Infrastruktur

Ein Bekenntnis zu Bargeld ist daher auch ein Bekenntnis zu alternativen Bezahlformen, die mit ähnlichen oder anderen Vorteilen punkten können. Die Rede ist nicht nur von Bitcoin, sondern auch von Stablecoins, die eine alternative Geldinfrastruktur bieten können. Ein Euro-Stablecoin, ganz gleich, ob von der Deutschen Bank, Société Générale oder Circle kann Unternehmen und privaten Haushalten eine Alternative zu den bestehenden Geld-Infrastrukturen bieten.

Unsere Geld-Infrastrukturen unterliegen einem Wandel, den wir nicht aufhalten können und nicht aufhalten sollten. Wir haben nun die Wahl, ob wir uns für geschlossene, zentralisierte und einfach anzugreifende Systeme entscheiden oder technologieneutral für offene Geld-Infrastrukturen, die den größten Konsumentennutzen bieten.

Entscheidend dabei ist, die Wahl zu haben. Wir als Bürgerinnen und Bürger sollten entscheiden können, ob wir via Bargeld, unserer Girocard, PayPal, Bitcoin oder einem Stablecoin bezahlen. Institutionen wie Notenbanken und Aufsichtsbehörden haben dabei die Aufgabe, den passenden Rahmen zu stellen. Eine Bevormundung, was gute Bezahlwege und was schlechte Bezahlwege sind, gehört hingegen nicht dazu.

Liebe Bundesbank, eine kleine Bitte …

Danke, dass auf die Bedürfnisse von Unternehmen und privaten Haushalten eingegangen wird. Darüber hinaus wäre es begrüßenswert, wenn eine neue Offenheit für Geldformen außerhalb des Zentralbankuniversums geschaffen wird.

Nicht per se als Geldersatz, sondern als Wertspeicherersatz wäre es daher lobenswert, wenn sich auch Bitcoin auf der Notenbankbilanz wiederfinden würde. Rund 3.359 Tonnen Gold (Stand 31.12.2021) sind doch etwas viel, geradezu ein Klumpenrisiko im Zuge des digitalen Wandels. Der einzige Grund, der gegen Bitcoin spricht, ist die Volatilität. Angesichts der Jungfräulichkeit des Assets sicherlich ein zu verschmerzender Aspekt. Schließlich betreibt die Deutsche Bundesbank kein aktives Daytrading mit den Reserven.

Zu guter Letzt: Wie wäre es mit einer neuen Studie beziehungsweise Kampagne mit dem Titel “Die Zukunft des Geldes”? Ein offener Diskussionsansatz, der die Diversität der verschiedenen Geldformen sowie Infrastrukturen berücksichtigt, ohne das Bargeld dabei in den Vordergrund zu heben. In der Broschüre “Die Zukunft des Bargeldes” wird Bitcoin schließlich nur einmal genannt und Stablecoins überhaupt nicht. Eine größere Berücksichtigung der monetären Vielfalt wäre wünschenswert gewesen.

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