Braucht Bitcoin Satoshi Nakamoto?

Eine Initiative plant, Satoshi Nakamoto zu finden. Ein Kopfgeld in Höhe von über 70.000 US-Dollar ist auf den Bitcoin-Gründer ausgesetzt. Doch ist die Identität Nakamotos wirklich wichtig?

Dr. Philipp Giese
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Beitragsbild: shutterstock

Ein Kommentar von Dr. Philipp Giese

… as Satoshi intended.“, „Der Vision des Bitcoin-Erfinders entsprechend …“, „Was würde Nakamoto dazu sagen?“ – Diese und andere Fragen geistern bisweilen durch die Community. In wirklichen Streitfällen wie Bitcoin vs Bitcoin Cash nimmt die letzte Frage schon fast religiöse Dimensionen an, die nur noch von absurden Äußerungen der Form „Satoshi Nakamoto ist eine künstliche Intelligenz“ oder „Satoshi Nakamoto ist eine zeitreisende Person“ noch übertroffen wird.

Am anderen Ende des Spektrums stehen Befürchtungen hinsichtlich einer NSA-Zugehörigkeit von Satoshi, dass er für sich eine Backdoor ins Protokoll baute oder als einer der biggest whales den Bitcoin-Kurs in der Hand hat.

Von diesen zwei Extremen her betrachtet ist es durchaus nachvollziehbar, dass man „den echten Nakamoto“ finden möchte. Der Wissenschaftler in mir sieht ohnehin jedes Streben nach neuen Erkenntnissen als lobenswert an.

Brauchen wir Satoshi Nakamoto?

Was ich mich jedoch frage: Sagen wir mal, wir hätten die Identität von Nakamoto geklärt. Was nützt uns diese Information? Ist es so wichtig zu wissen, welche der Bitcoin-Forks Satoshi bevorzugt hätte? „Bedenke, dass er ein Mensch ist“ – um es mit dem klassischen Memento der römischen Triumphzüge zu sagen.

Bedenke vor allem, was die Technologie hinter Bitcoin ist: Sie ist Open Source und wird inzwischen seit Jahren von anderen Leuten weiterentwickelt. Deutlich wichtiger als die Meinung des ursprünglichen Entwicklers ist, wie bei anderen Open-Source-Produkten auch, wie gut sie funktionieren und wie stark man auf einzelne hört.

Wer hat Angst vor dem Erfinder von Bitcoin?

Dasselbe kann man über die Ängste, die es um etwaige NSA-Verbindungen oder ähnliches gibt, sagen. Auch hier gilt, dass das Protokoll hinter Bitcoin Open Source ist. Mehr noch: Das dezentrale Protokoll einer Blockchain ist in der Laufzeit überprüfbar. Aus Open Source wird Open Execution.

Wir alle können, mit unterschiedlichen Leveln an Trustlessness, das Bitcoin-Ökosystem kritisch im Auge behalten. Das höchste Level würde man durch eine Full Node erreichen, aber wir können auch die Blockchain auf verschiedenen Explorern verfolgen. Ebenso können wir im Auge behalten, was sich in den sozialen Netzwerken oder auf github bezüglich Ungereimtheiten im Bitcoin-Konsens tun sollte.

Schließlich bezüglich der von Satoshi besessenen Millionen: Sicher, er könnte diese auf eine Exchange werfen und den Bitcoin-Kurs nachhaltig in die Knie zwingen. Die verkauften Bitcoin sind dann jedoch ebenso wenig weg wie die Vision, an der wir bezüglich Bitcoin-Adaption arbeiten: Dass Bitcoin nicht einfach als Spekulationsobjekt, nicht mal einfach als digitales Asset, sondern weltweit als Geld verwendet wird. Wenn dieses Ziel jemals erreicht wird, wird ein einzelner BTC auch trotz des vorherigen Abverkaufs sehr viel wert sein.

Was nun Satohis Meinung zu Bitcoin, Bitcoin Cash, Bitcoin Gold oder welcher Fork auch immer ist? Ob Satoshi in Wirklichkeit ein NSA-Agent ist oder eine Backdoor im System eingebaut hat? Klar können solche Gerüchte jeden interessieren, es wäre jedoch eine seltsame Form von Pseudoreligiosität, wenn diese Meinung ein besonderes „unfehlbares“ Gewicht hätte. Slogans wie „Be your own bank“ oder „do your own research“ bedeuten auch, dass man nicht unkritisch den Meinungen von Autoritätspersonen folgen soll.  Sapere Aude! Wage es, weise zu sein! Oder, um es in der Sprache der Cypherpunks auszudrücken: Don’t trust, verify!

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