Die Lage des Krypto-Marktes “Blockchains 2003 Moment” – bricht jetzt das Krypto-Zeitalter an?

Investor und Fondsmanager Dan Morehead hält die Zeit der Blockchain in der jüngsten Ausgabe des Pantera Capital Newsletters für gekommen.

Johannes Macswayed
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Blockchain in der "Dotcom-Phase"?

Beitragsbild: Shutterstock

| Kryptos größter Hedgefonds sieht die Zeit von Blockchain für gekommen.

Die unerlässliche Erhöhung der Leitzinsen durch Zentralbanken weltweit hat für starke Kurseinbrüche vieler Risiko-Assets im Laufe des letzten Jahres gesorgt. Darunter auch bei Kryptowährungen – bald ein Jahr ist Bitcoins Allzeithoch her. Für viele nur noch ein Hauch der Erinnerung.

Dan Morehead, Kopf des weltweit größten Krypto-Hedgefonds Pantera Capital, sieht in der gnadenlosen Korrektur des vergangenen Jahres jedoch eine ähnliche großartige Investment-Chance wie es Tech-Aktien nach der geplatzten Dotcom-Blase 2003 waren. In seinem monatlichen Newsletter an Investoren erklärt er, warum das nicht nur eine abgedroschene Narrative, sondern vielleicht der wahrhaftige Beginn des Blockchain-Zeitalters ist.

Ende der Korrelation

Morehead sieht in Rohstoffen, darunter auch die Edelmetalle Gold und Silber, Anlageklassen, die eben nicht direkt mit den Leitzinsen verbunden sind. In Zeiten der großen Korrektur geldpolitischer Fehler ist für ihn ein Wert erkennbar, solche Assets zu halten. Und neben Rohstoffen sind auch Kryptowährungen für ihn eine der wenigen Fluchtmöglichkeiten vor der bröckelnden, traditionellen Finanzwelt.

Seit fast 10 Jahren der Krypto-Lebenszeit, tradete es mit einer Korrelation von 0,08 zum S&P. Dieses mal war das ganz anders. Zugegeben, die letzten acht Monate korrelierte es stark mit dem Nasdaq. Schaust du es dir genauer an, beginnt das zu bröckeln. Das ist meiner Meinung nach der große Trade, Risiko-Assets tun sich weiter schwer, aber ich sehe eine Welt, in der sich Blockchain gut schlägt, selbst wenn andere Risiko-Assets betroffen sind.

Dan Morehead / Quelle: panteracapital.com

Denn Bitcoin ist in Moreheads Augen “digitales Gold” und sollte technisch eigentlich nicht in Verbindung zur traditionellen, von Leitzinsen dominierten Finanzwelt stehen. Die bestehende Korrelation hält er demnach nur für kurzweilig.

Zuletzt begann sich Gold von seiner Wechselbeziehung zum restlichen Markt zu lösen. Könnte Bitcoin bald folgen? Erste Anzeichen gibt es bereits. Der S&P500 ist von seinem vergangenen Kurs-Tief im Juni zeitweilig um 0,7 Prozent gefallen, US-Staatsanleihen bis zu 18,6 Prozent. Bitcoin jedoch begegnete seinem Tiefpunkt im Juni bisher kein zweites Mal. Auch die zuletzt volatilen Tage des Tech-Indexes Nasdaq im Zuge schlechter Quartalsberichte von Meta und Co. lies Bitcoin recht unerschrocken hinter sich. Und das, wo der Kryptowährung doch neuerdings der Ruf als Tech-Werte-Anhängsel nacheilte. Doch nicht nur die Krypto-Leitwährung schlägt sich gut.

Starker Altcoin-Sektor

Morehead verweist weiter auf den jüngst erstarkten Altcoin-Sektor. Denn einige Coins und Token haben ihre Juni-Tiefen deutlich hinter sich gelassen.

Top-10 Krypto-Performance seit Juni Tiefen | Quelle: panteracapital.com

Ethereum und Binance Coin sind seither etwas mehr als 40 Prozent gestiegen. Token wie Polygon und Optimism sogar mehr als 100 Prozent. Der Layer-2-Sektor Ethereums (zu denen Polygon und Optimism zählen) schlägt sich allgemein am besten und verzeichnet einen Anstieg von 138 Prozent seit dem Tiefpunkt im Juni.

Ist dies ein Anzeichen dafür, dass Anleger trotz des Bärenmarktes zuversichtlich sind, in diesen Infrastruktur-Token einen wahren Wert für die digitale Ökonomie der nächsten Jahre zu sehen?

Blockchain-Technologien und das Jahr 2003

Im Krypto- und Blockchain-Sektor scheint sich eine ähnliche, “kreative Zerstörung” herauszukristallisieren, wie sie zuletzt beim Platzen der Dotcom-Blase zu sehen war. Nur das sich diese Prozesse in ihrer nächsten Iteration schneller abspielen.

Die neue Technologie führte um die Jahrtausendwende zu einem Paradigmenwechsel, der im nächsten Schritt für Ekstase an den Märkten sorgte. Gefolgt von einer Phase des Überinvestments und schließlich der Kurseinbrüche. Diese Narrative begleitet den Krypto-Sektor schon länger. Nun beginnt sie sich weiter zu manifestieren.

Internet und Blockchain Vergleich | Quelle: panteracapital.com

Im Jahr 2003 waren Internet-Aktien für die meisten Anleger gestorben. Fast 78 Prozent hatte der Tech-Index Nasdaq eingebüßt. Das Web 2.0 schien ein leeres Versprechen, als Investment zu riskant, zu volatil.

Für Pantera Capital war es jedoch der Beginn der Internet-Realwirtschaft. In der unmittelbaren Zeit nach der Dotcom-Blase gingen die heutigen Titanen der Plattformökonomie an den Start. Facebook im Jahre 2004, gefolgt von YouTube, Twitter und Netflix, allesamt vor 2010. Die seitherige Performance dieser Unternehmen am Aktienmarkt? Historisch.

Ein weiterer Beitrag zur enormen Entwicklung der Internet-Ökonomie wurde auch durch die exponentielle Verbesserung der Infrastruktur gewährleistet. Surften Normalos im Jahr 2000 noch mit einem 56K Modem, hatten sie 2006 schon leistungsstärkere DSL-Verbindungen, mit denen dann auch Streaming und das Hochladen größerer Bilddateien und Co. möglich war.

Massenadaption

Auch die Blockchain-Technologie litt in den vergangenen Jahren unter dem Zustand, dass der Hype meist weiter war, als die Technologie dahinter. Nicht ohne Grund gestand Ethereum-Gründer Vitalik Buterin jüngst die noch mangelnde Reife des Sektors ein.

Im Jahr 2022 erholt sich die Krypto-Sphäre (wiedermal) vom Spekulationsfieber und weit hergeholten Zukunfts-Visionen rund um das Web3, NFTs und das Metaverse. Der Ruf nach dem Paradigmenwechsel eilt dem eigentlichen Wandel noch voraus. Doch die Infrastruktur und Anwendungsfälle, die zur Massenadaption führen, werden unermüdlich weiterentwickelt.

Vergangene Woche starteten Matter Labs mit ihrem zkSync-Mainnet eine der ersten, auf Zero Knowledge Proofs basierenden Layer-2-Blockchains, die Ethereum in der Theorie unendlich skalieren könnte. Mit unendlicher Skalierung, beginnt auch die Zeit unendlicher Lösungen und Anwendungsfälle.

Dass die dezentrale Blockchain-Ökonomie bereits heute funktioniert, zeigen ausgerechnet die Zusammenbrüche der Terra-Blockchain, des Lending-Dienstes Celsius oder Hedgefonds 3AC. Die alten, von Missmanagement und leeren Versprechen geprägten Akteure wurden schlichtweg aus dem System gespült.

Und dezentrale Protokolle wie MakerDAO, Aave, Compound und Uniswap überlebten. Sie taten genau, was von ihnen verlangt wurde, ohne Ausfälle oder zentrale Rettungspakete. Dan Morehead und Pantera Capital stimmt diese Resilienz, gepaart mit der intuitiven Zugänglichkeit des DeFi-Sektors, bullish. DeFi bildet einen weiteren Anwendungsfall, der sich mit Reifung der Technologie schon in wenigen Jahren einer breiteren Nutzerschaft erfreuen könnte.

Krypto ist in diesem Jahr zwar tief gestürzt, fällt aber zur Abwechslung auf ein solides Fundament. Eines, auf das der Sektor in den kommenden Jahren weiter bauen kann. Und schon bald sind die Web3-Plattformen daher vielleicht ähnlich selbstverständlich, wie Facebook und YouTube es einst wurden. Und Blockchain-Nutzer könnten sich genauso bald fragen, wie sie jemals ohne sie auskommen konnten.

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