Bitpanda-Strategie 2024: Lukas Enzersdorfer-Konrad im Interview

Bitpanda ist der europäische Platzhirsch unter den Krypto-Exchanges. Wie man aktuell auf den Markt schaut, warum es Banken für die Mainstream-Adoption braucht und wie man sich für MiCA positioniert hat, erklärt Lukas Enzersdorfer-Konrad von Bitpanda im Interview. Lukas Enzersdorfer-Konrad ist nicht nur stellvertretender CEO von Bitpanda, sondern auch CEO von Bitpanda Technology Solutions. Die Bitpanda-Tochter versteht sich als Infrastrukturdienstleister für die Finanzindustrie und hilft vor allem Banken dabei, ihren Kunden Krypto-Dienstleistungen anbieten zu können. Entsprechend hat Enzersdorfer-Konrad einen guten Überblick darüber, wo wir im Kryptomarkt aktuell stehen, wie weit wir in der Krypto-Etablierung bei Banken sind und was man bei Bitpanda für 2024 erwarten kann. BTC-ECHO: Kommen schon Krypto-Frühlingsgefühle auf oder bist du mental noch im Bärenmarkt? Lukas Enzersdorfer-Konrad: Natürlich freut es uns alle, dass die Preise wieder hochgehen. Wir sehen aktuell ein starkes Zusammenspiel von positiven Faktoren, die sowohl aus dem Kryptosektor kommen als auch makroökonomisch getrieben sind. Die Inflation in den USA und Europa geht zurück, sodass die Hoffnung auf Zinssenkungen zunimmt. Gleichzeitig sorgen die Bitcoin-ETF-Anträge in den USA für hohe Erwartungen unter den Krypto-Anlegern. Binance CEO Changpeng Zhao muss sich vor Gericht dafür verantworten, dass die Kryptobörse keine ausreichenden Anti-Geldwäsche-Maßnahmen etc. durchgeführt hat. Wie beurteilst du die Verurteilung für den Kryptosektor? Krypto-Unternehmen müssen erwachsen werden und dazu gehört auch, dass sie regulatorisch sauber arbeiten. Der Druck seitens der Regulatoren ist in vielen Teilen der Welt enorm gestiegen. Entweder man passt sich an und spielt bei den Regeln oder man kann seinen Geschäftsbetrieb nicht weiter fortsetzen. Zur erhofften Mainstreamadoption braucht es mehr als nur Regulierung. Wie glaubst du, kann diese im Kryptosektor ausgebaut werden? Aktuell sind gerade einmal rund 10 Prozent der europäischen Bevölkerung in Krypto investiert. Die nächsten 30, 40 oder 50 Prozent bekommen wir allerdings nicht durch die Account-Eröffnung bei einer Online-Plattform beziehungsweise Kryptobörse geonboardet. Stattdessen brauchen wir mehrere, unterschiedliche Kanäle. In den USA können Bitcoin ETFs einen solchen weiteren Kanal darstellen, während wir in Europa, aufgrund der regulatorischen Klarheit durch die MiCA-Verordnung, sehen, dass sich Banken zum Anbieter von Krypto-Dienstleistungen entwickeln können. Ganz gleich, ob für Privatkunden oder für Institutionelle, sehen wir hier neue Vertriebswege bei Banken entstehen. Dies ist auch ein Grund dafür, warum wir die Bitpanda Technology Solutions gegründet haben, um eben auch Banken die notwendige Infrastruktur an die Hand zu geben, damit sie ihren Kunden Krypto-Dienstleistungen anbieten können. Das heißt, du würdest die These bejahen, dass bis Ende 2025 über 90 Prozent aller Universalbanken ein Krypto-Angebot haben? Ja, würde ich, allerdings muss man hier differenzieren, um welche Zielgruppen es sich handelt. Manche Banken trauen sich beispielsweise anfangs noch nicht, Krypto-Dienste auch Privatkunden anzubieten, sondern richten sich vorerst an Firmenkunden oder sehr vermögende Kunden im Private Banking. Hintergrund ist, dass sich einige Banken davon ein geringeres Reputationsrisiko versprechen. Auf der anderen Seite sehen wir aber auch Banken wie beispielsweise Österreichs größte Bankengruppe Raiffeisen, die Anfang 2024 ein Krypto-Angebot für Privatkunden anbieten wird. Macht ihr euch damit nicht auf Dauer obsolet, wenn die Anleger ihre Kryptowährungen bei ihrer Hausbank, anstatt bei Bitpanda kaufen? Absolut nicht. Man muss stark zwischen Personen unterscheiden, die bereits heute aktiv in Krypto sind und das Angebot eines Spezialisten benötigen. Zum Beispiel weil sie Staking wahrnehmen möchten oder in Kryptowährungen investieren wollen, die weniger bekannt sind. Diese werden auch weiterhin zu Bitpanda gehen. Für die breite Masse hingegen, die nur wenig Berührungspunkte mit dem Thema Krypto hat und lediglich eine möglichst einfache Möglichkeit sucht, um zu partizipieren, für die kann dann die Hausbank die richtige Anlaufstelle sein. Du hattest vorhin schon einmal die MiCA-Verordnung angesprochen. Inwiefern seid ihr ready für die EU-weite Krypto-Gesetzgebung und was seht ihr eher kritisch? Als das regulierteste Krypto-Unternehmen Europas haben wir ein fertiges Setup und müssen nichts mehr anpassen. Als Teil unserer 15 Lizenzen und Registrierungen haben wir auch noch eine MiFID 2 Wertpapierlizenz. Das heißt, wir müssen bereits heute zusätzliche Anforderungen erfüllen, die für Wertpapierhändler gelten. Da es größere Überschneidungen zwischen der MiCA und der MiFID gibt, profitieren wir an dieser Stelle auch von unserem bereits bestehenden Setup. Was wir kritisch sehen, ist, dass bei der MiCA noch nicht alle relevanten Krypto-Themen berücksichtigt sind. Staking wäre ein Beispiel, das noch von der MiCA außen vor gelassen wird. Allerdings ist das ganz normal, dass zum Start noch offene Punkte existieren, die nach und nach hinzugefügt oder angepasst werden. Die On-Chain-Daten zeigen, dass immer weniger Bitcoin frei handelbar sind. Siehst du zeitnah die Gefahr beziehungsweise die Chance, dass es bei Börsen und Brokern zu einer Angebotsverknappung kommt? Zumal zusätzlich große Player wie BlackRock in den Markt drängen und BTC nachfragen, während durch das Halving die Emissionsmenge zurückgeht. Wir bei Bitpanda sehen zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Verknappung. Ganz im Gegenteil, wir profitieren aktuell davon, dass Kunden ihre Bitcoin-Bestände zu uns rüberziehen. Die Frage lautet vielmehr, ob die Verknappung künstlich herbeigeführt wird oder einfach nur das Ergebnis einer starken Marktnachfrage ist. Bei vergangenen Bullruns konnten wir beobachten, dass mit steigenden Kursen auch das Angebot zurückgegangen ist. Also gerade in Hype-Phasen kann es passieren, dass es zeitweise nur sehr wenige Anleger gibt, die bereit sind, zu verkaufen und es folglich zu einem Austrocknen des Marktes kommt. Und welche Coins werden gerade besonders nachgefragt? Wir sehen im Vergleich zur Vergangenheit, dass die Kunden nicht nur Bitcoin und Ethereum handeln, sondern eine Vielzahl an unterschiedlichen Coins. Andere Projekte und Technologien werden immer relevanter, wie vor allem aktuell das Solana-Ökosystem, das ein enormes Interesse generiert. Die Tendenz geht also eher zum breiter gefächterten Portfolio mit Assets, die dank Staking, auch für einen arbeiten. Abschließend, wie würdest du die Bitpanda-Strategie für 2024 zusammenfassen? Eher aggressiver Wachstumskurs oder erst einmal die Wunden von 2023 lecken? Schließlich wird der Wettbewerb um Marktanteile wieder aufflammen. Wir sind sehr, sehr bullish auf den Gesamtmarkt, nicht nur vom Sentiment, sondern auch ganz persönlich für uns. Wir investieren massiv und ich bin überzeugt davon, dass man sehr viel und sehr bald von uns hören wird.

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