Der Vertrag ist unterschrieben, die Tinte getrocknet. Nun ruhen die Blicke auf der BaFin, denn ihr grünes Licht für die Übernahme steht noch aus. “Ein Standardprozess” sei das, erklärt ein Mitarbeiter des Finanzinstitutes Bankhaus von der Heydt (BVDH), das als eine der ältesten hiesigen Banken gerade vor einem Eigentümerwechsel steht. Die BitMEX Group hatte zuvor den Zukauf per Pressemitteilung verkündet.
Damit streckt die Singapurer Kryptobörse ihre Fühler weiter nach Europa aus. Zuvor launchte man in der Schweiz bereits den Brokerage Service BitMEX Link, der künftig den Handel mit digitalen Assets im Alpenstaat ermöglichen soll. Das langfristige Ziel sei “die Schaffung eines neuen Powerhouse für Kryptoprodukte im Herzen Europas”, lässt sich CEO Alexander Höptner, ehemals Chef der Börse Stuttgart, zitieren.
Die Münchener Bank bleibe weiterhin als eigenständiges Unternehmen bestehen – Höptner und BitMEX CFO Stephan Lutz wechseln jedoch in den Aufsichtsrat. Zukünftig dürfte das BVDH eine Schlüsselposition in den Expansionsplänen der Kryptobörse einnehmen. Denn für das Finanzinstitut ist die Welt der Kryptowährungen, Tokenisierung und Blockchain-Anwendungen kein Neuland. Als eines der wenigen deutschen Geldhäuser verfügt das Unternehmen über eine vorläufige Kryptoverwahrlizenz. Dieses Jahr hoffe man auf den Erhalt einer vollwertigen Erlaubnis durch die BaFin, teilte die Bank im Gespräch BTC-ECHO mit. Dass man in Zukunft einmal die Verwahrung von Kryptowährungen für BitMEX übernimmt, sei prinzipiell vorstellbar, derzeit jedoch noch verfrüht.
“Übernahme ist ein Zeichen der Reife”
Dass Krypto-Unternehmen nun auch Akquisitionsmöglichkeiten außerhalb des Space tätigten, sei ein “Zeichen der Reife”, sagt Höptner gegenüber BTC-ECHO.
Es ist ein Signal unserer Wachstumsambitionen sowohl in Europa als auch weltweit. Wir werden auch weiterhin eine aggressive Expansion betreiben, um unsere Beyond-Derivatives-Strategie voranzutreiben.
Alexander Höptner, CEO bei BitMEX gegenüber BTC-ECHO
Gereift ist dabei vor allem auch BitMEX selbst. Die damalige Geschäftsleitung um das Gründertrio Arthur Hayes, Ben Delo und Samuel Reed sah sich im Oktober 2020 mit Ermittlungen der US-amerikanischen Commodity Futures Trading Commission (CFTC) konfrontiert. Die Finanzbehörde warf der Kryptobörse neben der Missachtung von KYC- und AML-Richtlinien auch unlizenzierten Handel mit Krypto-Derivaten vor. Hayes, Delo, Reed und eine weitere Person wurden verhaftet. Der Prozess soll am 28. März beginnen.
Als Konsequenz tauschte BitMEX die Führungsriege aus. Alexander Höptner wechselte von der Börse Stuttgart in den Chefsessel der Kryptobörse. Vergangene Woche berief man Marcus Hughes und Raphael Polansky als Chief Risk Offficer (CRO) beziehungsweise Chief Operating Officer (COO) in leitende Positionen.
Für den europäischen Raum dürfte vor allem Hughes eine interessante Personalie sein. Zuvor war er bei Coinbase für das europäische Geschäft zuständig, arbeitete eng mit Regulierungsbehörden zusammen. Nun setzt er diese Tätigkeit für BitMEX fort.
Allgemein scheint BitMEX aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und um Besserung bemüht zu sein. Ob diese Bemühungen den Regulierungsbehörden in Europa reichen werden, steht allerdings auf einem anderen Blatt.