Auf der TOKEN2049 in Dubai haben wir mit Vugar Usi Zade, COO der Krypto-Börse Bitget, über die globale Strategie des Unternehmens gesprochen. Er erklärt, wie Bitget in nur zwei Jahren von 12 auf 100 Millionen Nutzer gewachsen ist und warum Dubai für ihn das “Krypto-Paradies” darstellt. Themen sind unter anderem die dezentrale Organisationsstruktur, regulatorische Pläne mit 25 neuen Lizenzen sowie der Fokus auf institutionelle Anleger in Europa. Außerdem spricht er über Bitgets 6.500 BTC starken Sicherheitsfonds – und warum er Bitcoin bis Jahresende bei 200.000 US-Dollar sieht.
Hinweis: Das Interview wurde in englischer Sprache geführt und ins Deutsche übersetzt.
BTC-ECHO: Wir sind hier in Dubai auf der Token2049. Welche Relevanz hat Dubai für Bitget?
Mehr als für Bitget ist Dubai für mich persönlich wichtig – ich bin in Europa aufgewachsen, habe dort gelebt und sehe zwei entscheidende Unterschiede: Zum einen bietet die Region regulatorische Klarheit und zugleich einfache Rahmenbedingungen. Das ist selten. Zum anderen ermöglicht sie durch unkomplizierte Einwanderungsprozesse und Nullsteuern, Talente aus aller Welt anzuziehen.
Gerade in der Kryptoindustrie ist es schwierig, hochqualifizierte Web3-Talente zu finden. Bei Bitget arbeiten 1.800 Menschen aus über 60 Ländern – das ist nur mit globaler Rekrutierung möglich. Dubai kombiniert Rechtssicherheit, Innovationsfreude und Risikokapital – ein idealer Ort, um etwas Neues aufzubauen.
Wie funktioniert die Arbeit bei Bitget? Ihr seid global verteilt, oder?
Bitget ist eine echte 24/7-Company. Irgendwo auf der Welt ist immer jemand wach – ob in Tokio, Lagos oder São Paulo. Das erlaubt es uns, unsere Nutzer rund um die Uhr zu betreuen.
Organisatorisch sind wir halb-dezentral: Unser Hauptsitz ist in Dubai, es gibt Büros in Südostasien und Lateinamerika – aber der Großteil arbeitet remote und asynchron. Jede Region agiert wie ein eigenes Start-up mit eigenem Budget, eigener Strategie. Diese Dezentralität im Management – nicht im technischen Sinne – macht uns schnell und flexibel. Seit ich vor zwei Jahren als COO übernommen habe, sind wir so von 12 auf 100 Millionen Nutzer in über 100 Ländern gewachsen.
Lokale Anpassung scheint Bitget wichtig zu sein?
Absolut. Wir haben mittlerweile 19 Lizenzen und 25 weitere beantragt. Jedes Produkt muss den regulatorischen Anforderungen des jeweiligen Landes entsprechen – rechtlich, sprachlich und kulturell. Die Gründe, warum jemand in Venezuela in Krypto geht, unterscheiden sich massiv von denen in Deutschland. Diese lokale Feinfühligkeit macht den Unterschied.
Eure Expansionsstrategie wirkt global, aber auch opportunistisch – wie entscheidet ihr, wo ihr hingeht?
Wir verfolgen zwei Ansätze: Wenn ein Land regulatorische Klarheit bietet, bewerben wir uns direkt um eine Lizenz – selbst wenn der Markt noch klein ist. El Salvador ist ein gutes Beispiel.
In anderen Ländern, wie etwa der Türkei oder Vietnam, wählen wir den Weg über Akquisitionen lokaler Börsen, um schneller reguliert präsent zu sein. In Indien hingegen sprechen wir seit einem Jahr mit den Behörden – dort dauert es einfach länger. Wir sind also gleichzeitig reaktiv und proaktiv, je nach Marktgegebenheit.
Was sind eure Pläne für Europa – besonders in Bezug auf MiCA?
Wir haben bereits eine Lizenz beantragt und warten nur noch auf grünes Licht. Unsere Strategie in Europa unterscheidet sich: Wir fokussieren uns stark auf VIP-Kunden und institutionelle Investoren.
Bitget bietet rund 800 Token und ist die Nummer eins im Copy Trading. Dazu kommen Margin- und Derivatemärkte, algorithmischer Hochfrequenzhandel und KI-Trading-Bots. Besonders in einkommensstarken Regionen Europas sehen wir ein wachsendes Interesse von Family Offices und institutionellen Anlegern. Viele nutzen Krypto mittlerweile als Hedge.
Sicherheit ist ein Dauerbrennerthema. Was tut Bitget, um Hacks zu verhindern?
Wir sind eine der wenigen großen Börsen, die noch nie gehackt wurden – und das hat nichts mit Glück zu tun. Unsere Assets liegen überwiegend in Cold Wallets, also offline. Transaktionen erfordern Mehrfachfreigaben durch fünf zufällig per virtueller Maschine ausgewählte Mitarbeitende – das macht einen Angriff nahezu unmöglich.
Außerdem arbeiten wir mit Samsung und anderen Tech-Unternehmen zusammen. Sollte es dennoch zu einem Schaden kommen, haben wir mit 6.500 BTC den zweitgrößten Absicherungsfonds der Branche – derzeit rund 650 Millionen US-Dollar.
Wie schätzt du die Marktlage für die kommenden Monate ein?
Ich bin optimistisch: Ich rechne im vierten Quartal mit einer deutlichen Markterholung – vielleicht sehen wir sogar ein Bitcoin-Allzeithoch bei 200.000 US-Dollar. Ich weiß, viele erwarten eine Rezession, aber ich glaube nicht, dass Investoren oder Regierungen diese Unsicherheit noch lange tolerieren wollen.
Der Sommer wird ruhig – Stichwort “Sell in May” – aber ab Herbst erwarte ich ein starkes Comeback, vor allem wenn geopolitische Spannungen abnehmen und die US-Wirtschaft erste Erholungssignale zeigt.
Wie wird sich deiner Meinung nach die Rolle von Krypto verändern?
Der Fokus wird sich von “Geld verdienen mit Krypto” hin zu “Geld ausgeben mit Krypto” verschieben. Wir haben mit Bitget Pay und eigenen Krypto-Bankkarten bereits Lösungen eingeführt, um Stablecoins im Alltag einzusetzen – sei es für Kaffee, Flugtickets oder Online-Shopping. Das wird der entscheidende Schritt zur Massenadoption. Erst wenn man mit Krypto wirklich etwas anfangen kann, werden die nächsten Milliarden Nutzer kommen.