Flüchtlingskrise
Im Libanon sind knapp eine Million syrische Flüchtlinge beim Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) registriert. Ihre Lebensbedingungen sind schlecht: Rund 70 Prozent der Flüchtlinge leben in Armut. Mehr als ein Drittel der syrischen Flüchtlingskinder unter 14 Jahren besucht keine Schule. Kinderarbeit ist weit verbreitet. Zudem kommt es zu Verteilungskonflikten um die knappen Güter zwischen Flüchtlingen und der lokalen Bevölkerung.
Die libanesische Regierung versucht, den Zuzug von Flüchtlingen einzuschränken. Es wurden eine Visumspflicht und strengere Grenzkontrollen eingeführt. Syrische Flüchtlinge können sich zwar im Land registrieren lassen, erhalten dadurch jedoch keine Arbeitserlaubnis.
Interessenskonflikte
Das politische System des Libanons ist zwar formal eine parlamentarische Demokratie, die Machtverteilung hängt jedoch von der Konfession ab. Politische Ämter und Posten in Verwaltung werden aufgrund der Religionszugehörigkeit besetzt. So muss der Präsident maronitischer Christ sein, der Parlamentspräsident schiitischer Muslim und der Regierungschef sunnitischer Muslim.
Laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat dieses System dazu geführt, dass „demokratische und rechtsstaatliche Prinzipien in der libanesischen Gesellschaft kaum verankert sind“. Die Macht der Religionsgemeinschaften habe eine „Klientelpolitik und Vetternwirtschaft“ begünstigt, deren Folge Korruption und Misswirtschaft sind.
Bitcoin Du Liban
Inmitten dieser politischen und wirtschaftlichen Krise, bemüht sich eine anonyme Gruppe um Aufklärungsarbeit für Kryptowährungen. Unter dem Titel „How to send money to Lebanon and make it useful“ hat die Gruppe „Bitcoin Du Liban“ eine Anleitung für die libanesische Bevölkerung zum Umgang mit der Kryptowährung herausgegeben.
Laut Bitcoin Du Liban sei es „die größte Tragödie im Libanon, dass die Menschen keinen Zugang zu ihrem Vermögen haben“. Die Bevölkerung könne nicht für Grundbedürfnisse wie Lebensmittel, Medikamente und Bildung aufkommen. Da das Geldsystem und die Versorgung im krisengeplagten Libanon nicht funktionieren, stellen Kryptowährungen eine Alternative für die Bevölkerung dar.
Finanzielle Hilfe aus dem Ausland
Die Vorteile von Überweisungen mit Kryptowährungen seien laut Bitcoin Du Liban „sofortige Transaktionen aus dem Ausland, ohne dass man durch insolvente Banken gehen muss und die Möglichkeit hat, dieses Geld tatsächlich zu verwenden“. Das Libanesische Pfund (LBP) verliert an Wert und durch hohe Gebühren und niedrige Wechselkurse laufen internationale Überweisungen durch Banken oftmals ins Leere. Zumal Teile der Bevölkerung keinen Zugang zu einem Bankkonto haben. Bitcoin Du Liban möchte daher „ein Peer-to-Peer-Zahlungsnetzwerk aufbauen, das es der Diaspora ermöglicht, Geld zurückzuschicken, während es Einzelpersonen im Libanon ermöglicht, dieses Geld frei zu verwenden“.
Dafür hat die Gruppe eine Anleitung veröffentlicht, die neue Nutzer mit dem Gebrauch von digitalen Währungen vertraut macht. Obwohl die Gruppe Bitcoin, aufgrund des globalen Netzwerks, als Währung empfiehlt, legen Schwankungen des BTC-Kurses den Gebrauch von Stablecoins nahe. Bitcoin Du Liban erwägt daher auch die Nutzung von DAI, der an den US-Dollar gebunden ist.
Kryptowährungen als Krisenwährung
Wenn die Landeswährungen nicht mehr funktionieren, können Kryptowährungen wie Bitcoin wichtige Funktionen übernehmen und der Bevölkerung helfen in einem maroden Finanzsystem über Geld zu verfügen. So ist ein deutlicher Zuwachs von Kryptowährungen in Lateinamerika zu verzeichnen. Etwa 70 Prozent der Bevölkerung Lateinamerikas, ungefähr 400 Millionen Menschen, haben kein Bankkonto. Zudem haben viele Länder der Region mit einer schwachen Ökonomie und starken Schwankungen der Nationalwährungen zu kämpfen.