Nach Fall von Signature Bank Droht der US-Kryptobranche jetzt das Aus?

Erst Silvergate, nun die Signature Bank: Die Krypto-Branche verliert ihre Schlüsselbanken. Das Geschäftsmodell vieler Firmen ist gefährdet.

Giacomo Maihofer
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Signature Bank

Beitragsbild: Shutterstock

| Der Kurs von Bitcoin (BTC) trotzt der schwierigen Nachrichtenlage aus den USA

Es ist ein Donnerschlag. Die US-Kryptobranche verliert in nur einer Woche zwei ihrer wichtigsten Stützpfeiler. Erst schließt am letzten Mittwoch die Krypto-freundliche Silvergate Bank. Nun folgt die Signature Bank. Vergangenen Sonntag, den 12. März 2023, verkündete sie ihre Pleite. Die Folgen für das Krypto-Ökosystem in den USA sind dramatisch.

“Die Krypto-Branche wurde im Grunde genommen aus dem Bankensektor entfernt, insbesondere für schnelle 24/7-Zahlungen”, erklärt Wirtschaftsprofessor Austin Campbell gegenüber Bloomberg. Silvergate und Signature waren Schlüsselbanken, eine zentrale Brücke zwischen Krypto- und Fiat-System.

1.600 Krypto-Firmen vertrauten auf Silvergate für den schnellen Tausch von Krypto in US-Dollar. Signature zählte nach eigenen Aussagen bereits 2021 über 800 Krypto-Kunden, darunter zuletzt Coinbase, Paxos und Circle. Allein im vierten Quartal 2022 belief sich das Handelsvolumen von Kryptotransaktionen dort auf 275 Milliarden US-Dollar, im Vergleich zu 117 Milliarden US-Dollar bei Silvergate. Die Zahlungen wurden über eine private Blockchain abgewickelt, das Signet.

Signet: Signature nutzte ein besonderes System

Signet erlaubte den schnellen Transfer von Krypto in Fiat, rund um die Uhr. Unternehmen mussten für Zugang zum System einen Untersuchungsprozess durchlaufen. Er sollte zweifelhafte Kunden fernhalten. Ganz funktioniert hat das nicht: Zu den Nutzern von Signet zählte u.a. die kollabierte Krypto-Börse FTX und ihr Hedgefonds Alameda Research, aber auch der kritisch beargwöhnte Stablecoin True USD von Justin Sun. Laut Dirty Bubble Media fehlte nach Prüfung eine weitere Überwachung der Aktivitäten:

Es ist wie ein Nachtclub im Keller. Sobald du den Türsteher draußen überwunden hast, kannst du feiern, wie du willst. Die Getränke sind umsonst, die Decken sind verspiegelt, alle deine Freunde sind da, und das Beste daran ist: Keiner schaut zu.

Dirty Bubble Media

Ohne die Fiat-Gateways von Silvergate und Signet ist das Geschäftsmodell vieler Unternehmen in Gefahr. Beide wickelten einen “Löwenanteil der Fiat-Abwicklung von Bitcoin-Geschäften” in den USA ab, so der CEO von TBD bei Block, Mike Brock, in einem Beitrag auf der Social-Media-App Damus. Laut dem Forschungsinstitut Kaiko fiel das Transaktionsvolumen zwischen Bitcoin und dem US-Dollar und dem Stablecoin Tether auf manchen US-Kryptobörsen diesen Monat bereits bis zu 45 Prozent. Der Absturz von Signature dürfte das Problem verschärfen.

Nutzer könnten bald Schwierigkeiten bekommen, ihre Kryptowährungen und US-Dollar zu tauschen. Besserung ist kaum in Sicht: US-Regulatoren warnen traditionelle Banken seit Wochen explizit und wiederholt davor, Geschäfte mit Krypto-Firmen zu machen. Sie isolieren die Branche vom Finanzsektor.

Silberstreifen am Horizont

“Diese Warnungen erschweren es den größten Banken, die Krypto-Branche zu bedienen. Die Chance ist das regulatorische Risiko nicht wert”, so der Analyst Jaret Seiberg gegenüber CNBC. “Dies führt zu einer Konsolidierung des Krypto-Engagements auf eine Handvoll kleinerer Banken, was ein höheres Liquiditätsrisiko und ein höheres Konzentrationsrisiko bedeutet. Damit erzeugt man genau die Risiken, die die Bankaufsichtsbehörden zu bekämpfen versuchen.” Viele Kritiker sprechen beim Vorgehen der US-Behörden von einer Operation Chokepoint 2.0; einer gezielten Strategie der Regierung, um den Krypto-Sektor langsam auszutrocknen – so wie einst die Glücksspiel- und Pornoindustrie.

Laut Wirtschaftsprofessor Austin Campbell ist die wahrscheinlichste Lösung nun ein Ausweichen auf “andere Jurisdiktionen.” In Hongkong zeichnet sich ein neuer Zufluchtsort für die Branche ab. Die Stadt öffnet sich mit neuen Gesetzen für Krypto. Ein weiterer Silberstreifen am Horizont: Die Krypto-Börse Kraken will den Aufbau einer eigenen Krypto-Bank in Wyoming starten.

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