Dezentralität Fehlanzeige? 50 Prozent der Bitcoin Lightning Nodes laufen über Amazon und Google

Bitcoin rühmt sich mit Dezentralität. Doch wie steht es um das Lightning-Netzwerk und seine Nodes? Immerhin laufen rund 50 Prozent bei Amazon und Google.

Dominic Döllel
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Bitcoin

Beitragsbild: Shutterstock

| Kann Bitcoin als Auffangnetz dienen?

Der heilige Gral bei Bitcoin: Dezentralität. Kaum ein anderes Netzwerk zehrt mehr von diesem Narrativ. Schließlich will Bitcoin mit der Dezentralität genau die Probleme lösen, die das traditionelle Finanzsystem geschaffen hat. Um als globales Netzwerk skalierbar zu sein, gibt es Bitcoin Lightning: eine vermeintliche Lösung für das Blockchain Trilemma. Doch wo Lightning für schnelle Transaktionen sorgt, hört Dezentralität auf.

Laut Daten von Mempool Space, läuft etwa die Hälfte aller Bitcoin Lightning Network (LN)-Knoten über zentralisierte Cloud-Dienstanbieter. Amazon Web Service (AWS) hostet rund 28 und Google Cloud mehr als 20 Prozent.

Mit 48,44 Prozent laufen die meisten Lightning-Knoten über Amazon und Google I Quelle: Mempool

Zentralität: Das sind die Probleme

Immerhin: Im Gegensatz zum Betrieb eines lokalen Knotens bietet der Einsatz zentralisierter Lösungen Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit – zumindest teilweise. In der Vergangenheit ist es bereits zu Ausfällen bei Amazon oder Google gekommen – ein schwerwiegendes Problem für die Sicherheit von Bitcoin. Die potenziellen Gefahren lauten:

  1. Zentralisierung der Kontrolle: Zentrale Hosting-Anbieter wie Amazon und Google können indirekt erhebliche Kontrolle über das Lightning-Netzwerk ausüben, indem sie beispielsweise Node-Betreiber zensieren. Das widerspricht dem dezentralen Charakter von Bitcoin und Lightning, bei denen die Kontrolle auf viele Teilnehmer verteilt sein sollte. Wenn eine einzelne Partei zu viel Kontrolle hat, besteht die Gefahr von Missbrauch, Zensur oder Manipulation. Eine Wunde, die der Hosting-Anbieter Hetzner bereits bei Ethereum offengelegt hat.
  2. Vertrauensfrage: Transaktionen können ohne die Notwendigkeit eines vertrauenswürdigen Intermediäre durchgeführt werden. Das ist die Philosophie der Dezentralität bei Bitcoin und Lightning. Wenn viele der Knoten über einen zentralen Anbieter laufen, müssen die Nutzer diesem Anbieter vertrauen – zumindest teilweise.
  3. Single Point of Failure: Die Gefahr bei zentralen Anbieter ist der Single Point of Failure. Werden Amazon oder Google beispielsweise gehackt oder stark reguliert, geht damit auch ein Teil der Dezentralität bei Lightning verloren.

Um einer zunehmenden Zentralisierung vorzubeugen, ist es wichtig, dass Lightning-Knoten von einer Vielzahl unabhängiger Teilnehmer betrieben werden. Immerhin: Die restlichen 50 Prozent der Node-Betreiber haben sich auf mehrere Hosting-Anbieter verteilt. Eine bessere dezentrale Verteilung wäre dennoch wünschenswert – im Sinne der Bitcoin-Philosophie.

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Wie dezentral ist Bitcoin?

Während das Lightning-Netzwerk vor allem viele Transaktionen – und das möglichst schnell – abwickeln soll, lahmt das Hauptnetzwerk wie ein alter Esel. Lediglich sieben Überweisungen pro Sekunde schafft die Blockchain – und das ist gut so. Schließlich heißt es bei Bitcoin: “A Feature, not a Bug.” Eben weil das Netzwerk so langsam ist, ist es so sicher, mit Proof of Work als eisernes Schloss.

Im Konkurrenzkampf miteinander suchen Miner nach dem nächsten Block. Wer mehr Rechenleistung – Hashrate – stellt, hat bessere Chancen. Früher konnte sich das noch jeder leisten: Bitcoin-Schürfen war auf fast jedem handelsüblichen Rechner möglich. Heute ist Mining ein Multimilliardendollar-Geschäft – mit großen Monopolen. Etwa die Hälfte der gesamten Hashrate liefern zwei Mining-Unternehmen: Foundry USA und AntPool.  

Auch die Node-Verteilung lässt zu Wünschen übrig. Rund 31 Prozent aller Bitcoin-Knoten laufen in den USA. Deutschland steuert mit fast 15 Prozent ebenso zur Zentralität bei. Warum bei der Dezentralität selbst der Standort eine Rolle spielt, zeigt sich am Beispiel Chinas. Im Sommer 2021 erklärte die chinesische Regierung das Bitcoin-Mining für gesetzeswidrig. Innerhalb kürzester Zeit brach die Hashrate enorm ein. Vor dem Verbot kamen immerhin 70 Exahashes pro Sekunde aus der asiatischen Republik – fast die Hälfte der gesamten Rechenleistung im Netzwerk.

Ein Schock für die Mining-Branche: China löst Hashrate-Absturz aus I Quelle: Cambridge University

Bei den Hosting-Anbietern für Bitcoin-Knoten zeichnet sich kein so fatales Bild wie bei den Lightning-Knoten ab: Auf Amazon entfallen nur knapp fünf Prozent, Google verschwindet mit zwei Prozent hinter der Deutschen Telekom AG.

Dezentralität messen? Der Nakamoto-Koeffizient

Das Versprechen der Blockchain ist klar: Sie ist transparent, unveränderlich und vor allem – dezentral. Mittlerweile ist Dezentralität aber oft nur noch ein Marketingbegriff. Tatsächliche Dezentralisierung ist schwer zu erkennen. Bisher verwendete man dafür häufig den Nakamoto-Koeffizient, der die Anzahl der Nodes bestimmt, die nötig sind, um ein Blockchain-Netzwerk zu stören. Doch darüber hinaus spielen auch andere Faktoren eine Rolle, darunter etwa der geografische Standort, sowie die verwendete Hardware- und Software-Infrastruktur.

Die Dezentralität bei Bitcoin zu bemängeln, ist Meckern auf hohem Niveau. Zum Vergleich: Proof-of-Stake-Netzwerke wie Ethereum, Cardano oder etwa Solana sind bereits durch ihren Konsensalgorithmus weitaus zentralisierter. Dennoch gibt es bei Bitcoin noch Luft nach oben. Wer die Dinge gerne selbst in die Hand nimmt, kann dabei helfen, die Dezentralität zu steigern: mit einer eignen Bitcoin Node. Hier gehts zur Anleitung.

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