Marktupdate  “In den dunkelsten Ecken des Finanzsystems”: Urteil gegen Tether und Bitfinex

Während sich der Krypto-Markt vom Schock zu Wochenbeginn erholt, ist es im Verfahren gegen Tether limited und Bitfinex zu einem Urteil gekommen. Die Delinquenten kommen mit einem blauen Auge davon.

Moritz Draht
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Tether-Logo auf einem Cmartphone vor Bitfinex-Logo

Beitragsbild: Shutterstock

Vom Schock zu Wochenbeginn hat sich der Markt inzwischen erholt. Die Gesamtmarktkapitalisierung dreht allmählich ins Plus und hat seit dem gestrigen Tiefpunkt rund 150 Milliarden US-Dollar zugelegt. Das Zugpferd Bitcoin (BTC) konnte zu Redaktionsschluss die 50.000-US-Dollar-Marke zurückerobern. Auch die Altcoins drehen im Tageschart langsam wieder auf. Ethereum (ETH) verbucht ein Plus von 1,6 Prozent, während sich der Binance Coin (BNB) mit einem Plus von 0,5 Prozent wieder vor Tether (USDT) auf Platz drei gedrängt hat.

Tether und Bitfinex werden zur Kasse gebeten

Die Frage, ob der Stablecoin Tether (USDT) durch genügend Rücklagen gedeckt ist, beschäftigt nicht nur den Krypto-Space. Wie BTC-ECHO berichtete, mussten Tether Limited, Herausgeberin des Stablecoins Tether und iFinex, Betreiberin der Bitcoin-Börse Bitfinex, der New Yorker Generalstaatsanwaltschaft Mitte Januar umfassende Einsichten in ihre Bücher gewähren. Ein Vorwurf: Bitfinex soll sich heimlich 850 Millionen US-Dollar bei Tether Limited geliehen haben, um die klamme Kasse zu füllen. Pikant daran ist, dass beide Unternehmen zu DigFinex Inc. gehören.

Nun kam es zu einem Vergleich zwischen Tether und Bitfinex und der New Yorker Generalstaatsanwaltschaft. Neben einer Strafzahlung in Höhe von 18,5 Millionen US-Dollar sieht der Vergleich vor, dass Tether vierteljährliche Berichte über ihre Reserven vorlegen muss. Dazu gehört “die Offenlegung der Vermögenswerte”, die hinter Tether stehen, “einschließlich aller Darlehen an oder von verbundenen Unternehmen”. Bitfinex und Tether haben zudem zugestimmt, alle Handelsaktivitäten im Bundesstaat New York einzustellen.

In einer Pressemitteilung hält sich die zuständige Generalstaatsanwältin Letitia James derweil nicht mit Kritik zurück. “Bitfinex und Tether haben rücksichtslos und rechtswidrig massive finanzielle Verluste vertuscht, um ihr System am Laufen zu halten und ihre Gewinne zu schützen”, sagte James. Die Behauptung, dass der Stablecoin jederzeit vollständig durch US-Dollar gedeckt gewesen sein soll, sei eine Lüge gewesen. “Diese Unternehmen verschleierten das wahre Risiko, dem Investoren ausgesetzt waren, und wurden von nicht lizenzierten und nicht regulierten Personen und Unternehmen betrieben, die in den dunkelsten Ecken des Finanzsystems agierten”, so James weiter.

Kein Schuldeingeständnis

Auf der anderen Seite zeigen sich die Beschuldigten reumütig. In einer gemeinsamen Stellungnahme erklären Tether und Bitfinex, dass man sich über den Vergleich freue. Ein Fehlverhalten räume man jedoch nicht ein. Man habe “in den vergangenen zweieinhalb Jahren in voller Kooperation mit der Generalstaatsanwaltschaft gearbeitet und mehr als 2,5 Millionen Seiten an Unterlagen zur Verfügung gestellt”.

Auch zum Leihgeschäft äußerten sich die Unternehmen. So sei das Darlehen in Höhe von 850 Millionen US-Dollar gewährt worden, “um die Kontinuität für die Kunden von Bitfinex zu gewährleisten”. Die Gelder seien jedoch “inzwischen vorzeitig und vollständig, einschließlich Zinsen, zurückgezahlt” worden. Zudem habe das Darlehen “zu keinem Zeitpunkt […] Auswirkungen auf die Fähigkeit von Tether gehabt, Rücknahmen zu verarbeiten”.

Tether kommt mit einem blauen Auge davon

Mit dem Urteil kommen die Beschuldigten gut weg. Die Vergleichszahlung scheint angesichts des Ausmaßes der Verflechtungen beider Unternehmen noch milde. Die Staatsanwaltschaft kommt schließlich entgegen der Darstellung von Tether und Bitfinex zu dem Schluss, dass Tether seit 2017 keinen “Zugang zu einer Bank hatte” und “daher zeitweise keine Rücklagen hielt, um die im Umlauf befindlichen Tether im Verhältnis von einem Dollar für jeden Tether zu stützen”.

So sollen die Unternehmen gezielt Falschangaben über den 850-Millionen-USD-Transfer gemacht haben. Die Unternehmen erklärten damals, dass die Gelder bei dem Zahlungsdienstleister Crypto Capital beschlagnahmt worden seien. Die Realität sei jedoch gewesen, “dass Bitfinex den Verbleib aller von Crypto Capital gehaltenen Kundengelder tatsächlich nicht kannte und daher keine solche Zusicherung machen konnte”.

Auch sollen iFinex und Tether fälschlicherweise behauptet haben, “keine Handelsaktivitäten von New Yorkern” zuzulassen. Das Gegenteil war aber der Fall. Die Untersuchung habe ergeben, “dass dies unwahr ist und dass die Unternehmen seit Jahren als nicht lizenzierte und unregulierte Unternehmen tätig sind, die illegal mit virtuellen Währungen im Staat New York handeln”.

Ein Vergleich mit Nachspiel

Bei Tether und Bitfinex heißt es lediglich zu den Vorwürfen, dass man “bei der öffentlichen Bekanntgabe dieser Ereignisse hätte besser vorgehen können”. Zudem habe sich im Zuge der Untersuchungen nicht feststellen lassen, dass der Stablecoin USDT ungedeckt gewesen sein soll. Eine bemerkenswerte These, spricht das Schreiben der New Yorker Generalstaatsanwaltschaft doch eine eindeutig andere Sprache.

Aus dem Schneider sind Tether und Bitfinex dennoch nicht gänzlich. Die Unternehmen sind verpflichtet, in vierteljährlichen Berichterstattungen alle Informationen zu “Kerngeschäftsfunktionen” offenzulegen. Dazu gehören Informationen über die Tether-Reserven, ebenso wie “Berichterstattung über Vermögensübertragungen zwischen und unter Bitfinex- und Tether-Unternehmen”.

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