Fractal-Blockchain-CEO Julian Leitloff: “Die Kommunikation ist eine besondere Herausforderung”

Julian Leitloff hat bereits mehrere Unternehmen erfolgreich gegründet, unter anderem das E-Commerce-Unternehmen Stilnest. Er hat es bei Forbes unter die 30 under 30 in Europe geschafft. Seit Längerem ist Julian auch in der Berliner Blockchain-Szene unterwegs und möchte nun mit seinem Blockchain-Dienstleistungsunternehmen Fractal Blockchain durchstarten. Die Chancen dazu stehen mehr als gut, da er für das renommierte BigchainDB-Projekt Ocean Protocol den Token Launch aufsetzt. Um mehr über seine Arbeit und seine Ansichten zum Blockchain-Ökosystem zu erfahren, haben wir Julian zum Interview getroffen.

Tobias Schmidt
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Nun macht ihr den Token Launch für das Ocean Protocol, einem Ableger von BigchainDB (hier das Interview mit dem CEO Bruce Pon zum Ocean Protocol). Wie läuft so ein Token Launch eigentlich ab, in welcher Phase befindet ihr euch gegenwärtig?

Das ist ein Mammutprojekt, gerade bei einem so renommierten Projekt wie Ocean. Grundsätzlich gibt es vier Stränge: Das Technische rund ums Protokoll, die ganzen rechtlichen Verträge, die Launch-Software und der Aufbau der Community. Das fällt natürlich alles parallel an – eine krasse Herausforderung für das Team. Wir sind jetzt mit dem Pre-Launch durch, der extrem erfolgreich verlief. Von unserer Seite ist ziemlich viel gemacht, für den eigentlichen Start des Netzwerkes haben wir alles bereit. Für das Team beginnt jetzt die eigentliche Arbeit, nämlich das Protokoll zu bauen.

Was sind die größten Herausforderungen für euch bei einem Token Launch?

Die vielen verschiedenen Disziplinen an einen Tisch zu bekommen. Die Kommunikation ist da eine besondere Herausforderung, denn das muss technisch und rechtlich passen und dann noch die Community begeistern. Einige Teams unterschätzen auch die Herausforderung eines Token Launches enorm. Wenn wir das nicht vermitteln können, sagen wir auch mal ab, denn dann wird das nichts. Es muss schon eine Einsicht da sein, dass man nicht in allem Experte sein kann und dann für genau diese Punkte Experten reinzuholen.

Wie eng arbeitet ihr mit Juristen zusammen, damit alles, was ihr programmiert, auch rechtskonform ist?

In den USA sagt man zu Rechtstexten auch ‚Legal Code‘ und das fasst unser Verständnis gut zusammen: Recht und Software müssen eng zusammen geschaffen werden, um nicht nur rechtlich einwandfreie, sondern auch schöne Software zu schreiben, die Menschen nutzen wollen. Wenn das Juristische nachher ‚drübergeklatscht‘ wird, dann sieht es eben auch entsprechend aus. Bei uns intern arbeiten Juristen festangestellt und dann haben wir noch mehrere externe Kanzleien, die uns unterstützen und prüfen.

Bislang sind einige Blockchain-Start-ups in der EU auf Gibraltar ausgewichen, das sich bis zur finalen Durchführung des Brexits noch in der EU befindet. Wo siehst du sonst noch gute Chancen innerhalb der EU einen ICO durchzuführen? Siehst du in Zukunft auch Deutschland als potentiellen Standort für ICOs?

Das kommt auf die Präferenz an: Ein Wunschlos-Glücklich-Paket gibt es da nicht. Gerade Gibraltar zeigt ja, dass mit solchen Lösungen auch gewisse Risiken verbunden sind. Deutschland hat für Utility Token einen guten Prozess. Ich würde mich freuen, wenn die Projekte nicht nur ihre Offices hier hätten, sondern auch der Token Launch hier stattfindet.

Was muss sich dafür in Deutschland ändern?

Wo sich noch viel tun muss ist bei Token, die als Wertpapier gelten: Mich stört da noch nicht mal die Prospektpflicht, die niemanden schützt außer das Einkommen der Anwälte, die sie schreiben, sondern vor allem die Videoidentifizierung. Wir brauchen da smartere Regulierung und damit meine ich nicht weniger Regulierung. Insgesamt muss es zwingend mehr internationale Zusammenarbeit geben bei der Regulierung, sonst werden sinnvolle Regeln einfach ausgehebelt. Das hilft auch der Branche, denn wir müssen mit Selbstsicherheit sagen können, dass kein schmutziges Geld in die Projekte kommt.

Wird das nicht die Projekte veranlassen, nach neuen Wegen zu suchen, um Regulierungen zu entgehen?

Das wird es immer geben, aber besonders ratsam ist das nicht. Zuletzt haben wir eine Welle von Delistings bei Exchanges gesehen von Tokens, die damals auf den KYC verzichtet haben. Das ist natürlich hart, weil rückwirkend kann man das nicht mehr machen. Abgesehen davon ist es auch Schwachsinn, so viel Geld zu raisen und dann später die Regulierungsbehörden am Hals zu haben oder nicht an das Geld zu kommen, weil jede Bank das mit der Kneifzange nicht anrührt. Da gibt es einige in der Szene die damit zu kämpfen haben, öffentlich erzählen tun die das natürlich lieber nicht.

Es gibt mittlerweile einige ICO-Plattformen. Was unterscheidet euch von anderen?

Zuerst mal, dass wir überhaupt mal einen Token Launch erfolgreich gemacht haben. Mit Ocean waren die Dimensionen dann natürlich gleich recht groß: 40.000 Anmeldungen aus 166 Ländern, das musste die Infrastruktur erstmal aushalten. Aber das Feedback war durchweg positiv, der Community hat es gefallen.

Aber da ist natürlich noch mehr: Wir wollen das Token Launches Spaß machen und einfach sind. Dazu gehört auch, dass wir API-Verbindungen nach draußen haben, zum Beispiel für einen guten Kundenservice oder um das Marketing zu unterstützen. Das Wichtigste aber ist die Internationalität: Token Launches sind ein internationales Phänomen und wenn man nur den europäischen Markt anspricht, lässt man viel Potential auf dem Tisch liegen.

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