Geldanlage Digitaler Wandel: Lohnt es sich noch in DAX und Co. zu investieren?

Noch steigen die Aktienkurse der meisten Einzeltitel in den großen Aktienindizes wie DAX oder EURO STOXX50. Es gibt allerdings gute Gründe, warum es in diesem Jahrzehnt zu einer großen Auswechslungswelle in den Prime-Standard-Indizes kommt. Was der DAX mit Dinosauriern gemein hat, worauf man heute bei der Aktienauswahl achten sollte und wie die Blockchain-Technologie mit Hilfe der Tokenisierung bestehende Trends noch verstärken kann.

Sven Wagenknecht
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Auf dem Bild ist ein Skelett von einem Dinosaurier, einem T-Rex, zu sehen.

Beitragsbild: Shutterstock

Aktien gehören in jedes Portfolio, so viel ist sicher. Wer keine Einzelaktien auswählen möchte, der greift in aller Regel zu Aktienfonds, allen voran ETFs. So sinnvoll solche börsengehandelten Indexfonds sind, muss man sich die Frage stellen, ob man wie die meisten Anleger auch in die großen Börsenindizes investieren möchte. Ist der DAX, Dow Jones, Nikkei etc. überhaupt noch geeignet, um eine langfristig gute Performance zu erzielen?

Dinosaurier dominieren

Bei einem Aktienindex gibt es keine qualitativen Auswahlkriterien, sondern es kommt schlichtweg auf die Größe an. Die Unternehmen mit der größten Marktkapitalisierung kommen in die 1. Bundesliga (DAX), die darunter in die 2. Bundesliga (MDAX) und so weiter. Zwar unterscheiden sich die nationalen Börsenindizes in ihren Gewichtungsmethoden und unterteilen sich in Branchenindizes (z. B. TecDAX), dies ändert dennoch nichts an dem Aspekt, dass einzig und allein die Kapitalisierung und nicht Innovation, Produktivität, Nachhaltigkeit oder dergleichen zählt. 

Ganz gleich, ob DAX oder EURO STOXX50, im Prime Standard sind oft Konzerne, die drohen in den nächsten Jahren abzusteigen. Am deutlichsten wird dies bei Bankaktien, Telekommuniktionsunternehmen oder Versorgeraktien, die in den nationalen Indizes oftmals ein hohes Gewicht haben. In Deutschland kommen zusätzlich die Automobilhersteller hinzu. Sie alle laufen Gefahr durch neue digitalere Angebote abgelöst zu werden. Deutsche Bank und Daimler wirken wie Dinosaurier, die sich nur aufgrund ihrer Größe, nicht aber ihrer Aussichten halten können. Man kann anzweifeln, dass diese jemals wieder ihre Allzeithochs aus eigener Kraft und nicht mit der Kraft der Notenbanken erklimmen.

Wenn der Staat einspringen muss: Erst Corona, dann Tesla und Facebook?

Wie angeschlagen viele der Großkonzerne sind, zeigt sich auch an der steigenden staatlichen Beteiligung. Eine Commerzbank hat es seit der Finanzkrise 2008 nicht geschafft sich von Staat freizukaufen. Nun kommen in der aktuellen Wirtschaftskrise auch andere Konzerne unter den Schutzschirm des Staates. Sei es indirekt durch Kurzarbeit oder direkt durch staatliche Gelder wie bei der Lufthansa.

Aus Aktionärs- beziehungsweise Wachstumssicht sind das desaströse Aussichten. Börsenunternehmen, die auf die Hilfe des Staates angewiesen sind, sind in der Regel keine Performance-Treiber für das Wertpapierdepot. Hinzukommt, dass diese Old Economy von der New Economy herausgefordert wird. Tesla zählt die deutsche Automobilindustrie an, genauso wie FinTechs, Blockchain-Protokolle und letztlich die Silicon Valley-Plattformen wie Facebook oder Apple, die Banken anzählen. Wenn also in den nächsten Jahren immer mehr Marktanteile an die neuen Akteure verloren gehen, stellt sich auch die Frage, ob ein nicht unerheblicher Teil der aktuellen DAX-Unternehmen in der Lage sein wird, aus eigener Kraft seinen Platz in der ersten Bundesliga zu verteidigen. Dass mit dem Ausscheiden von Wirecard aus dem DAX ein Unternehmen der Plattform-Ökonomie nachrückt, die Rede ist hier von Delivery Hero, zeigt gut auf, wohin die Reise geht.

Die neue Generation

Dadurch dass das Wachstum bei den Dinosauriern ausbleibt, sind es die großen Tech-Konzerne, die zu einem Großteil für das Wachstums im Index sorgen. Am deutlichsten zeigt sich dies beim S&P500, der spöttisch gerne auch als S&P5 bezeichnet wird. Schließlich machen Facebook, Apple Amazon, Alphabet und Microsoft zusammen 17,5 Prozent des gesamten Index aus. Die Wertschöpfung findet immer stärker im Digitalen und nicht im Physischen statt. Ebenjene Transformation zeigt sich auch in der Zusammensetzung von Aktienindizes.

Folglich wird in dieser Dekade mit einer erhöhten Fluktuation in den großen Aktienindizes zu rechnen sein. Entsprechend sollten sich Anleger gut überlegen, ob sie tatsächlich einen Aktienfonds respektive ETF auf DAX und Co. besparen wollen. Das bedeutet nicht, dass es nicht auch vielversprechende Aktien im DAX gibt, es heißt nur, dass der Anteil an Unternehmen mit schlechten Aussichten ziemlich hoch ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass im Zuge der Digitalisierung eine Deutsche Bank oder Daimler unter die Räder kommt, ist in den letzten Jahren nicht weniger geworden.

Neue Ausrichtung notwendig

Anleger sollten sich daher stärker in die Branchen respektive Unternehmen hineinwagen, deren Geschäft im Kern auf der Digitalisierung basiert und nicht durch diese disruptiert wird. Genau solche Unternehmen findet man vor allem im Bereich der künstlichen Intelligenz, dem Internet der Dinge und eben Blockchain. Das Problem besteht allerdings darin, dass Privatanleger oftmals keinen Investment-Zugang zu diesen Wachstumsunternehmen haben. Schließlich sind nur die wenigsten innovativen Unternehmen an einer Börse gelistet, sondern durch Wagniskapitalgeber finanziert.

Genau an dieser Stelle kann die Blockchain-Technologie mit Hilfe der Tokenisierung für eine Öffnung beziehungsweise Handelbarmachung sorgen. Wenn die Wertpapieremission und der Handel durch Token vereinfacht wird, steigt damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich junge, innovative Unternehmen für diese Form der Kapitalbeschaffung entscheiden. Umgekehrt erhöht sich damit die Auswahl und der Zugang zu Unternehmen, die man an den klassischen Börsen nur schwer findet.

Börsen digitalisieren sich

Auch von der technischen Seite dürfte die Tokenisierung zu diverseren Börsenhandelssegmenten führen. So arbeiten bereits heute einige Börsen, wie zum Beispiel die Börse Stuttgart, an einer digitalen Börseninfrastruktur, die auch den Handel von Security Token ermöglicht. Zwar gibt es hier noch regulatorische Hürden, diese dürfte man aber in diesem und nächsten Jahr in Teilen lösen können.

Mit einem neuen Börsenfieber ist nicht zu rechnen, aber mit der Zeit dürften sich wie in den Anfängen der „normalen“ Wertpapierbörsen immer mehr innovationsfreudige Unternehmen an den neuen Börsensegmenten einfinden. Damit würden dann auch neue Indexformate entstehen, die eine attraktive zu DAX und Co. bieten können. Auch wenn es in erster Linie um den Basiswert und nicht das Medium der Verbriefung ankommt, zieht eine neue Finanz- oder Börsentechnologie wiederum neue Unternehmen an. 

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