China bringt sich mit Zentralbank-Coin in Stellung – und gibt Bitcoin Minern neue Hoffnung

Während der Handelskrieg zwischen den USA und China weiter andauert, nimmt der Wettlauf auf die Vormachtstellung im Digitalsektor weiter an Fahrt auf. Mit Blick auf Kryptowährungen fürchtet Peking bereits seit Langem um seine Währungssouveränität. Chinesische Banken wiederum sollen den gemeinsamen Außenhandel stärken und Chinas Rohstoffbedarf decken.

David Barkhausen
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Bitcoin im Reich der Mitte

Beitragsbild: Shutterstock

Die Verhandlungen, die das ersehnte Ende des andauernden Handelskrieges zwischen den USA und China bringen sollen, gleichen bislang einer Achterbahnfahrt. An einem Tag scheint die Lösung des Konflikts bereits auf dem Tisch zu liegen. Schon am nächsten Tag muss man die Einführung neuer Zölle fürchten.

Während die Zeichen der Zeit auf dem diplomatischen Parkett zur Stunde erstmalig auf Entspannung hoffen lassen und der Weg hin zu einem Handelsabkommen so kurz wie nie zu sein scheint, setzt sich das digitale Wettrüsten fort. Besonders im Blockchain-Sektor und dem digitalen Währungsmarkt kämpft Peking dieser Tage entschieden mit US-amerikanischen Unternehmen um die globale Vorherrschaft.

Chinas Zentralbank-Coin wendet sich gegen den Westen – und Libra

Die chinesische Zentralbank PBoC treibt dabei ihre eigene, teilweise blockchainbasierte Digitalwährung als Alternative zu Kryptowährungen entschieden voran. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, verkündet Peking nun neue Details zum geplanten Coin-Projekt DCEP.

So bestätigte Mu Changchun, Leiter der Blockchain-Forschungsstelle der Zentralbank, auf einer Branchenkonferenz in Hongkong, dass der DCEP ausdrücklich entworfen worden sei, um die derzeit im Umlauf befindlichen Münzen und Papiernoten des chinesischen Yuan Renminbi langfristig zu ersetzen. Zunächst würden jedoch weder Banken noch Anleger für ihre Bestände und Einlagen Zinszahlungen erhalten. So bestünde kein Einfluss auf die Inflation und in der Folge keine Notwendigkeit, die chinesische Geldpolitik anzupassen.

Zudem bekräftigte der Bankenvertreter, der Zentralbank-Coin werde in einem zweistufigen Verfahren veröffentlicht. So solle die Währung zunächst an Geschäftsbanken verteilt werden. Diese wiederum sollen für die öffentliche Ausgabe an die chinesischen Bürger zuständig sein.

Hierin sieht Peking die entscheidende Chance, das heimische Finanzwesen von Grund auf neu zu strukturieren:

Während der Entwicklungs- und Veröffentlichungszeit wird es zu einem [regelrechten] Pferderennen kommen […] Der Spitzenreiter [unter den Banken] wird den gesamten Markt erobern – nur, wer effizienter ist und bessere öffentliche Dienstleistungen bieten kann, kann künftig überleben,

ist die Zentralbank vom künftigen Effizienzgewinn überzeugt.

Wann bekommt China den DCEP?

Bereits seit fünf Jahren feilt die PBoC an der hauseigenen Währung. Zwar sei man „fast bereit“ für deren Veröffentlichung. Wann der Coin jedoch das Licht der Öffentlichkeit erblicken soll, lässt die Zentralbank auch in dieser Woche offen.

Dass die Markteinführung nicht mehr allzu lange dauern dürfte, lassen jedoch weitere Neuigkeiten dieser Woche mutmaßen. So berichten mehrere chinesische Nachrichtenquellen, dass auch die chinesische Sonderverwaltungszone und ehemalige britische Kolonie Hongkong den chinesischen Zentralbank-Coin akzeptieren will.

Eine entsprechende Absichtserklärung unterschrieben die Geldbehörden beider Parteien an diesem Mittwoch. Unterstützung bekommt die PBoC zudem ab sofort vom Technologiegiganten Huawei, der die Entwicklung des Zentralbank-Coins vorantreiben soll.

Beobachter sehen in dem chinesischen Vorstoß vor allem den Versuch, den ständig wachsenden und international an Bedeutung gewinnenden Bereich digitaler Zahlungen in staatlich kontrollierte Bahnen zu lenken. Vor allem Facebooks Währungsprojekt Libra, welches sich auch hierzulande gegen heftigen politischen Gegenwind behaupten muss, ist in diesem Zuge zum wegweisenden Antreiber des Zentralbank-Coin avanciert.

So hieß es vonseiten der PBoC im Juli, dem globalen Krypto-Universum drohe ausgehend von Libra eine Dominanz des US-Dollars. Diese könne man nicht zulassen. Entsprechende Bedenken unterstrich die Zentralbank in dieser Woche nochmals. Nach Ansicht Pekings handele es sich bei Libra „definitiv um eine Gefahr für die Währungssouveränität Chinas.“

Hoffnungsschimmer für Bitcoin Miner

Auch alle anderen Kryptowährungen haben im Reich der Mitte weiter einen schweren Stand. Der Handel mit Bitcoin ist in China verboten, ebenso wie die Herausgabe neuer Krypto-Token, sogenannter ICOs. Für ausländische Digitalwährungen und besonders Stable Coins, deren Wert unmittelbar mit denen anderer Nationalwährungen zusammenhängen, sollen wiederum künftig die strengen Richtlinien und Vorgaben für Devisengeschäfte gelten.

Während Peking den Krypto-Sektor im Land damit weiterhin mit harter Hand reguliert und Bitcoin-Mining zuletzt endgültig einen Riegel vorzuschieben drohte, birgt diese Woche jedoch einen kleinen Hoffnungsschimmer: Auf der offiziellen Regierungsliste geächteter Wirtschaftssektoren, deren Geschäft es zu unterbinden gilt, taucht Mining nicht mehr auf.

Dies dürfte vor allem die heimischen Schürfriesen wie Bitcoin-Mining-Gigant Bitmain aufatmen lassen. Deren Wirtschaftspotentiale scheint die Zentralregierung nicht arglos aus dem Fenster werfen zu wollen.

Ein gänzliches Umdenken in Peking und damit eine künftige Legalisierung von Kryptowährungen im Reich der Mitte bleibt jedoch weiterhin unwahrscheinlich. Erst in der vergangenen Woche hatten chinesische Staatsmedien Krypto-Investoren eine Absage erteilt und vor „Spekulation“ gewarnt.

Neue Seidenstraße: Chinesische Banken setzen auf internationale Kooperationen

Doch auch abseits der digitalen Währungspolitik setzt sich der Wettlauf der Volksrepublik mit den USA um die technologische Vormachtstellung fort. Vor allem um die wirtschaftliche Expansion Chinas voranzutreiben, nehmen dabei chinesische Staatsbanken dieser Tage immer stärker auch Drittländer ins Visier, versuchen diese in ihre Blockchain-Projekte einzubinden und sich so Absatz- und Rohstoffmärkte zu sichern.

Erst dieser Woche etwa verkündete die China Construction Bank (CCB) mit der Taipei Fubon Bank und der Cathay United Bank weiteren taiwanesischen Zuwachs für ihre Blockchain-Finanzplattform BCTrade2.0.

Zwar herrscht zwischen der Volksrepublik und dem Inselstaat nach wie vor ein eisiges politisches Klima. Von wirtschaftlicher Seite jedoch pflegen Nachbarländer eng miteinander verflochtene Beziehungen. Vor allem taiwanesische Unternehmen dürften sich über eine reibungslose Finanzierung des Handels entlang der Formosastraße freuen. Knapp 40 Prozent der heimischen Exporte fließen nach China oder Hongkong.

Die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) wiederum nimmt für ihr neustes Projekt weitere Wege in Kauf. In dieser Woche verkündet die Staatsbank ihre jüngste Kooperation mit der südafrikanischen Standard Bank: Im Zuge der Africa China Export Proposition (ACEP), einer gemeinsamen Initiative zur Abwicklung des grenzübergreifenden Warenverkehrs, will man künftig den Gütertransport zwischen süd- und zentralafrikanischen Ländern und China stärken.

Neben der technischen Kooperation liegt in dem Vorstoß zugleich wegweisendes geopolitisches Gewicht. Denn China treibt vor allem der immense Hunger nach Rohstoffen nach Afrika. Im Zuge seiner neuen Seidenstraßen will sich Peking hier Zugang zu den günstigen Exportmärkten sichern.

Chinesische Banken wiederum stellen dabei das entscheidende Rückgrat für den Ausbau der hierfür notwendigen Verkehrsinfrastruktur dar. Sie finanzieren afrikanische Brücken, Straßen und Häfen und damit die wichtigen Transportadern des gemeinsamen Warenverkehrs. Auch bei diesen Vorhaben werden aller Wahrscheinlichkeit nach künftig verstärkt Blockchain-Lösungen zum Einsatz kommen. Ein Ende der wirtschaftlichen wie technologischen Expansion Chinas ist nicht in Sicht – daran wird auch ein Handelsabkommen mit den USA wenig ändern.

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