Marktupdate Bitcoin-Hodler packen die Koffer: Haben Börsen ausgedient?

Die Börsen kämpfen mit bröckelnden Rücklagen, während Anleger dem Sammlerinstinkt frönen. Das Marktupdate.

Moritz Draht
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Koffer

Beitragsbild: Shutterstock

Der Bitcoin-Kurs (BTC) kommt mit einem 24-stündigen Plus 0,4 Prozent noch recht verschlafen aus dem Wochenende.

Zu Redaktionsschluss wird die Krypto-Leitwährung bei 11.469 US-Dollar gehandelt und umkurvt somit weiterhin den Schlüsselwiderstand bei 11.500 US-Dollar. Auf Wochensicht verbucht die größte Kryptowährung ein Plus von 0,8 Prozent.

Bitcoin-Kurs im Wochenchart

Bitcoin-Bestand an Börsen schmilzt

Die BTC-Bestände an den Börsen schwinden seit Februar dieses Jahres. Mit rund 2,5 Millionen Bitcoin sind die von allen Börsen gehaltenen Reserven wie aus der Grafik von Glassnode hervorgeht auf ein Zweijahrestief gerutscht.

Bitcoin-Börsenreserven

Der Markttrend findet sein Gegengewicht beim gleichzeitigen Anstieg der Akkumulationsadressen. Immer mehr Anleger verwahren demnach ihre BTC und verfolgen langfristige Investmentstrategien. Bleibt der Trend bestehen, könnte dies den Nährboden für einen Bull Run bilden. Größeren Ausbruchversuchen des Bitcoin-Kurs haben vor allem Gewinnmitnahmen in jüngerer Vergangenheit einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Bitcoin-Akkumulationsadressen

Durch den Hodl-Trend wird die Angebotsmenge schließlich nicht durch Verkäufe von Anlegern aufgebläht, was bei gleichbleibender oder steigender Nachfrage den Wechselkurs in die Höhe treiben dürfte. Akkumulationsadressen definiert Glassnode als solche, die mindestens zwei eingehende, aber keine ausgehenden Transaktionen verzeichnen.

Der Abzug der Börsenbestände könnte aber auch teilweise mit einem Vertrauensverlust in die Exchanges zusammenhängen. Das Krypto-Ökosystem wurde schließlich jüngst mehrmals von Unwidrigkeiten bei einigen Börsen überschattet.

Bitcoin-Börsen in Verruf

Ende September gelang es Hackern, Hot Wallets von Nutzern der Bitcoin-Börse KuCoin um schätzungsweise 150 bis 200 Millionen US-Dollar zu erleichtern. Die Börse bemühte sich zwar schnell um Schadensbegrenzung und konnte rasch einen Großteil der Hacker-Beute sicherstellen. Eine Narbe dürfte dennoch geblieben sein.

Nur wenige Tage später wurde bekannt, dass das US-Justizministerium sowie die Commodity Futures Trading-Commision (CFTC) gegen BitMEX ermitteln. Die Börse soll Compliance-Anforderungen wie Anti-Geldwäsche- (AML) und Know-Your-Customer-Richtlinien (KYC) konsequent missachtet haben. Gegen CEO Arthur Hayes wurde Anklage erhoben, während CTO Samuel Reed bereits in Gewahrsam genommen worden sei. Die Quittung der Anleger kam prompt: Binnen eines Tages wurden rund 44.000 Bitcoin von der Börse abgezogen.  

Vergangene Woche gesellte sich auch OKEx in die Runde der Problembörsen. Wie die OKEx mitteilen ließ, seien aktuell keine Auszahlungen möglich. Zur offiziellen Begründung hieß es, dass ein Key-Holder mit Polizeibehörden kooperiere und man deshalb zurzeit keine Transaktionen autorisieren könne. Alle weiteren Dienstleistungen seien davon zwar nicht betroffen. Anleger müssen sich aber nach wie vor gedulden, die Auszahlungsfunktion ist noch immer deaktiviert.

Skandalbörsen

Auch wenn Anlegern in allen Fällen stets die Sicherheit der Einlagen garantiert wird, kämpfen Börsen mit einem wachsenden Vertrauensverlust, dass durch eine Vielzahl von Vorfällen in der Bitcoin-Historie bestätigt wird. Seien es mangelnde Regularien oder Hackerbedrohungen: Börsenskandale gehören mittlerweile schon fast zum Bitcoin-Tagesgeschäft.

Die jüngsten Ereignisse sind dabei nur die Spitze des Eisbergs und gemessen am verursachten Schaden der einstigen Bitcoin-Börsen Mt.Gox und Quadriga vergleichsweise Lappalien. Neben den finanziellen Verlusten der verprellten Anleger hat das verbrecherische Treiben der zwei Skandalbörsen der Krypto-Branche einen bleibenden Imageschaden verpasst und das Bitcoin-Ökosystem möglicherweise um Jahre zurückgeworfen. Das Scam-Stigma blieb der Börsenlandschaft schließlich haften, während die zwei Schmuddel-Exchanges zu den Akten gelegt wurden.

Der mündige Hodler

Klar, aus Anlegersicht hat sich seitdem viel getan. Dass Behörden gegen BitMEX ermitteln zeigt, dass das Krypto-Ökosystem nicht nur nach eigenen Gesetzen operiert. Ermittler klopfen unseriösen Börsenbetreibern immer häufiger auf die Finger. Vorfälle wie bei Mt.Gox oder Quadriga dürften sich zumindest in der Größenordnung nicht mehr wiederholen, zumal das Börsenaufgebot seither diverser geworden ist.

Dennoch zeigt sich an der Abnahme der BTC-Rücklagen, dass Börsen auf breiter Front mit einem Vertrauensverlust kämpfen. Diese Entwicklung führt jedoch dazu, dass sich Anleger häufiger mit der Materie auseinandersetzen und schafft daher ein breites Bewusstsein für Investmentstrategien. Dass Anleger ihre BTC abziehen, ist somit der nächste Evolutionsschritt zum mündigen Hodler.

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