China treibt seine Bemühungen um die Einführung des digitalen Yuan (e-CNY) weiter voran. Erst am Montag veröffentlichte die People’s Bank of China (PBoC) eine entsprechende Wallet im iOS und Android App Store.
Laut dem chinesischen Lokalmedium BlockBeats handele es sich bei der App zunächst um ein Pilotprogramm, das jedoch bereits grundlegende Funktionen ermögliche. So sollen Nutzer in der Lage sein, eine e-CNY-Wallet zu eröffnen, digitale Yuan zu verwahren und vereinzelt auch Transaktionen durchführen zu können.
Der Download der App ist bisher auf elf Regionen und Städte beschränkt: Shenzhen, Suzhou, Xiong’an, Chengdu, Shanghai, Hainan, Changsha, Xi’an, Qingdao, Dalian und das Gelände der Olympischen Winterspiele.
China bereitet Testphase für Olympische Winterspiele vor
Mit dem Launch der Pilot-App unternimmt die chinesische Regierung die letzten Schritte, bevor der digitale Yuan im großen Stil bei den Olympischen Winterspielen getestet werden soll. Bereits im April kündigte die PBoC etwaige Pläne an. Neben Bürgern der Volksrepublik sollen auch Ausländer an dem Test teilnehmen können.
Letzterer Umstand löste dabei Besorgnis aus, beispielsweise in den USA. In einem Brief an das US-Olympia-Komitee (USOPC) forderten mehrere Senatoren bereits im Juli vergangenen Jahres ein Verbot für US-Athleten an der Teilnahme der Testphase. Unter den Senatorinnen befand sich auch Bitcoin-Advokatin Cynthia Lummis. Genauer hieß es dazu:
Die olympischen Athleten sollten sich bewusst sein, dass der digitale Yuan zur Überwachung der chinesischen Bürger und China-Besucher in einem noch nie dagewesenen Ausmaß eingesetzt wird …
Letter to USOPC on Digital Yuan 0716
Anfang Dezember letzten Jahres folgte dann der diplomatische Boykott aus dem Weißen Haus aufgrund von Menschenrechtsverstößen im Reich der Mitte.
China zeigt sich jedoch unbeeindruckt. Vielmehr drängt man immer mehr Unternehmen zur Annahme der CBDC.
e-CNY erweitert das Social Credit System
Darüber hinaus sehen Kritiker die Einführung des digitalen Yuan als perfekte Ergänzung zum sogenannten “Social Credit System” in China. Dabei handelt es sich um ein datengestütztes, digitales Ratingsystem, das Bürger, Unternehmen und Organisationen einstuft und bewertet. Schlechtes Verhalten wird sanktioniert – vorbildliches profitiert.
Mit dem e-CNY bekommt die chinesische Regierung nun ein weiteres Werkzeug in die Hände, um Sanktionen gegen ungehorsame Bürger durchzusetzen. Im April sorgte die Implementierung eines “Verfallssystems” für Aufsehen, wonach die PBoC nach Belieben digitale Yuan validieren und entwerten kann. BTC-ECHO bat die Botschaft der Volksrepublik diesbezüglich um Stellungnahme. Die Anfrage blieb zu Redaktionsschluss jedoch unbeantwortet.
Hat China Bitcoin-Mining wegen e-CNY verboten?
Derweilen herrscht nach wie vor Unklarheit über die Motive des Banns für Bitcoin-Mining in China. Mittlerweile kursieren innerhalb des Krypto-Space sieben Theorien, die das rigorose Vorgehen Pekings erklären sollen. Ein Gedankenspiel nennt dabei den digitalen Yuan als Hauptgrund für das Verbot.
Ein Vertreter dieser Theorie ist Lucas Nuzzi. Auf Twitter schrieb der Krypto-Journalist:
Das offizielle Bitcoin-Verbot der KP in China kommt kaum überraschend.
Sie bringen buchstäblich ihren eigenen Coin heraus (eine CBDC), der die Massenüberwachung und das Schließen von Bankkonten von Andersdenkenden ermöglichen wird.
Lucas Nuzzi auf Twitter
Bitcoin habe China dabei im Weg gestanden, da es als dezentrale Währung die Möglichkeiten des “Unbankings” schlicht nicht zulasse, so Nuzzi.
Als weiteres Indiz könnte man in dem Zusammenhang das im September letzten Jahres erfolgte Verbot für den Krypto-Handel werten. Inwiefern dies jedoch das Motiv hinter dem Mining-Bann offenbart, bleibt weiterhin ungewiss.
Ebenso unklar ist, wie die kommende Testphase bei den Olympischen Winterspielen verlaufen wird und ob sich internationale Sportlerinnen und Sportler auf das Zahlungsexperiment einlassen werden. In jedem Fall ist der e-CNY ein orwellscher (Alb-)Traum, der für viele Chinesen bald zur bitteren Realität werden dürfte.