Wegen Unruhen Bitcoin-Mining in Kasachstan vor dem Aus?

Mit dem Einbruch der Bitcoin Hashrate zeigen die Unruhen in Kasachstan längst Auswirkungen auf den Krypto-Space. Was das für das Mining in dem zentralasiatischen Land bedeutet.

Daniel Hoppmann
Teilen
Polizeiauto brennt während der Proteste in der Stadt Almaty

Beitragsbild: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Vladimir Tretyakov

Hinter den schweren Tumulten in Kasachstan steckt mehr als nur die bloße Unzufriedenheit einer Bevölkerung über den Anstieg von Treibstoffpreisen. Vielmehr proben die Bürger den Aufstand gegen ein Regime, das seit 1990 die Geschicke des zentralasiatischen Landes lenkt. Zwar trat Machthaber Nursultan Nasarbajew 2019 medienwirksam mit der Umbenennung der Hauptstadt (Nur-Sultan) zu Ehren seines Namens zurück. Ein Abschied aus der Politik war das jedoch nicht. Vielmehr zieht der mittlerweile 81-Jährige seitdem im Hintergrund die Fäden.

Seit Beginn der Proteste herrschen in Kasachstan bürgerkriegsähnliche Zustände. Mittlerweile forderten die Unruhen über 40 Menschenleben – mit Verlusten auf beiden Seiten. Die Stadt Almaty im Südosten des Landes gleicht einem Kriegsgebiet. Der amtierende Präsident Kassym-Jomart Tokajew forderte militärische Unterstützung aus Russland an und erteilte in einer Fernsehansprache der Polizei und der Armee den Schießbefehl.

Kasachstan Hoffnungen ruhten auf Bitcoin

Kasachstan ist reich an Bodenschätzen. Öl, Gas und Kohle machen den ehemaligen Sowjetstaat zu einem wichtigen Handelspartner – auch für Deutschland. Ein Großteil der Bevölkerung profitierte allerdings nur wenig von den wirtschaftlichen Entwicklungen. Das Gefälle zwischen Arm und Reich ist hoch, und dürfte nicht zuletzt auch ein Faktor für die jetzt ausufernden Proteste sein.

Zu den natürlichen Ressourcen gesellte sich Mitte vergangenen Jahres ein weiterer Rohstoff, diesmal digitaler Natur: Bitcoin. Groß waren die Hoffnungen, als sich Kasachstan nach dem Mining-Bann in China eines enormen Zulaufs ausländischer Schürfer erfreute. Zahlreiche Miner zog es damals aus dem Reich der Mitte in die Republik am Kaspischen Meer, günstige Energiepreise und kurze Wege lockten. Kasachstan schwang sich innerhalb kürzester Zeit zum zweitwichtigsten Mining-Hotspot auf. 18 Prozent macht das zentralasiatische Land mittlerweile an der globalen Hashrate aus. Die kasachische Regierung hoffte auf zusätzliche Steuereinnahmen in Milliardenhöhe, verabschiedete dazu ein neues Gesetz, das seit 1. Januar dieses Jahres in Kraft getreten ist.

Internetausfälle und Energieengpässe bringen Miner ins Grübeln

Mit den Unruhen ist diese Hoffnung jedoch bis auf Weiteres geschmälert worden. Landesweite Internetausfälle ließen vielerorts das Surren der Bitcoin-Mining-Anlagen verstummen. Top Mining Pools verloren bis zu 10 Prozent ihrer Hashrate. Den Status quo beschreibt Didar Bekbau auf Twitter:

Der Co-Founder der Mining-Firma Xive hofft auf eine schnelle Inbetriebnahme im Laufe der kommenden Woche.

Der anhaltende Ausfall des Internets ist jedoch nur der jüngste Tropfen in ein Fass, das davor bereits drohte, überzulaufen. Denn Kasachstan kämpft seit dem Zulauf der digitalen Schürfer mit massiven Energieengpässen. Die Regierung reagierte, drosselte die Versorgung für Miner. In der Konsequenz kündigte der Mining Hoster BitFuFu an, die kasachische Anlage aufzugeben, um in den Vereinigten Staaten eine neue aufzubauen.

Zieht es die Mining-Unternehmen nun in die USA?

Auch Xive zog 2.500 Geräte aus dem Land ab. Bekbau rief ebenfalls die USA als Ziel aus:

Ich sehe mich nach Möglichkeiten um, eine Mining Farm in den Vereinigten Staaten zu eröffnen. Das ist mein amerikanischer Traum – mehr und mehr Mining-Dezentralisierung.

Didar Bekbau, Co-Founder von Xive

Natürlich bleibt abzuwarten, wie viele Schürfer es Xive und BitFuFu gleichtun und aus Kasachstan in das vermeintliche nordamerikanische Mining-Mekka migrieren werden. Peter Marggraff sieht allerdings jetzt schon einen Abwanderungstrend. Im Gespräch mit BTC-ECHO sagt der Geschäftsführer von Crypto Supply:

Wir hatten auf der Blockchance Kontakt mit unterschiedlichen Kunden aus Kasachstan. Die bemängelten schon damals, dass sie nur 50 Prozent ihrer Hardware betreiben konnten und aufgrund der Stromengpässe immer mehr Geräte abgeschaltet wurden. Also da ist schon ein Abwanderungstrend erkennbar.

Peter Marggraff gegenüber BTC-ECHO

Als Ziele seien primär Russland und die USA im Gespräch. Sollte sich ein solches Szenario bewahrheiten, drängt sich allerdings insbesondere der USA die Frage auf, inwiefern eine Abwanderung dem Wunsch nach mehr Dezentralität im Bitcoin Mining zuträglich wäre, denn auch mit einer Abwanderung in die USA begebe man sich “natürlich wieder in eine starke Abhängigkeit”, wie Marggraff sagt.

In 5 Schritten zum eigenen Krypto-Portfolio
Starte jetzt deinen Weg zur ersten Investition in Bitcoin und Co. und lerne in der BTC-ECHO Academy, welche 5 Schritte für dein individuelles Krypto-Portfolio entscheidend sind.
Jetzt entdecken