Deutschland ist eine Autobauernation. Knappe fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts gehen auf die Automobilindustrie zurück, in der etwa ein Prozent aller Deutschen arbeiten. Hinzu kommt der riesige Gebrauchtwagenmarkt, der nur schwer zu überschauen ist. Das Gros der auf Deutschlands Straßen herumfahrenden Neuwagen werden geleast. Binnen ein bis zwei Jahren landen diese als Jahreswagen auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Eigentlich sollte sich der Zweitkäufer darüber freuen, schließlich spart er bereits nach einem Jahr etwa 25 Prozent des Neukaufpreises. Gebrauchtwagenhändler und private Autoverkäufer wissen jedoch, dass sie dem Wertverlust durch eine Manipulation des Tachometerstandes entgegenwirken können. Bereits Ende 2017 hat die IOTA Foundation dieses Problem ins Auge gefasst. Auf dem VeChain Summit am 18. April wurde ein ähnliches Vorhaben vom Team hinter VeChain vorgestellt.
Warum das Ganze?
In einem zehnminütigen Vortrag stellte der Kopf der IT-Abteilung der BMW-Niederlassung in Singapur, Cihan Albay, die Zusammenarbeit mit VeChain vor. Er fängt die Problematik in aller Kürze ein: Es dauert etwa 15 Minuten, um den Tachometerstand zu manipulieren. 33 Prozent aller Gebrauchtwagen in Deutschland seien davon betroffen. Durchschnittlich entstehe dabei ein Schaden von 3.000 Euro. Insgesamt belaufe sich der Schaden auf sechs Milliarden Euro pro Jahr. Der Leidtragende sei der Endverbraucher. Und die Überprüfung ob einer möglichen Manipulation sei sehr zeitintensiv. So weit der Use Case.
Praktische Umsetzung
Unter dem Motto „Verify Car“ arbeitet BMW zusammen mit VeChain am sogenannten Vehicle Digital Passport, also an einem Ausweis für Autos. Damit wollen sie für mehr Transparenz bei der Geschichte eines Autos sorgen. So sollen Autos in Zukunft mit Sim-Karten ausgerüstet werden, die automatisch Daten an die VeChain-Blockchain übermitteln. Ähnlich eines Fahrtenschreibers bei LKWs sollen so die gefahrenen Kilometer automatisch übermittelt werden. Jeder Luftfilter- oder Batteriewechsel, jeder Unfall und schließlich jeder Kundendienst soll, so die Vision, mittels DLT gespeichert werden. Ist bisher jede Partei, die mit einem Auto zu tun hat, auf ihr eigenes fragmentarisches Wissen beschränkt, kann man in Zukunft auf eine vollständige Datenbank zurückgreifen. Dazu Cihan Albay:
Jede Partei im Ökosystem [Werkstatt, Versicherung, Bank etc.] hat seine eigene Datenbank. Hat man beispielsweise einen Unfall, weiß die Versicherungsgesellschaft als erstes Bescheid. BMW hätte jedoch auch gerne so viele Informationen darüber wie möglich […]. Es gibt also viele Datenbanken, die einen Teil des Ganzen wissen. Es gibt jedoch keine übereinstimmende Quelle der Wahrheit.
Auf den Schultern von IOTA
Indes ist dieses Vorhaben nicht ganz neu. Die IOTA Foundation hat im Rahmen der Mobility Open Blockchain Initiative (MOBI) schon vor einiger Zeit den CarPass vorgestellt. Es ist noch nicht ganz klar, wann diese Zusammenarbeit mit VW anläuft – Gerüchten zufolge soll es im Frühjahr 2019 soweit sein, also demnächst. Neben Volkswagen sind ferner auch Renault und Ford bei der MOBI mit dabei.
VeChain – Handlanger der Wirtschaftsriesen
VeChains Interesse an der Zusammenarbeit mit Größen der Wirtschaft zeigt sich allerdings auch in der Zusammenarbeit mit DB Schenker und den beiden Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte und PWC. Damit könnten dann bald schon zwei der „Big Four“ mit der in Shanghai ansässigen VeChain-Blockchain arbeiten. Die wirtschaftlichen Zeichen stehen also nicht schlecht für VeChain.