Die Vereinten Nationen (UN) investieren seit Jahrzehnten in die Gewährleistung von humanitären Grundrechten, wie Frieden, Sicherheit, Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung. Bisher griff die UN zur Verfolgung dieser Ziele auf regulierte, staatlich anerkannte Fiatwährungen wie den US-Dollar zurück. Jetzt benutzt die UNHCR, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, den Stablecoin USDC, um Ukraine-Flüchtlingen zu helfen.
USDC-Spenden für die Ukraine
Mithilfe eines neuen Blockchain-basierten Hilfsprogramms will die UNHCR Gelder in Form des Stablecoin USDC an “berechtigte Empfänger” verteilen. Diese “einzigartige Lösung” soll sicherstellen, dass “Bargeldhilfe schnell, effizient, sicher und mit vollständiger Rückverfolgbarkeit und Verantwortlichkeit direkt in die Hände der Hilfsbedürftigen gelangt”, so die UNHCR. Die Ethereum-nativen USDC-Token sollen über die Stellar-Blockchain auf die sogenannte “Vibrant Digital Wallet” der Empfänger transferiert werden. Anschließend kann die erhaltene Kryptowährung in US-Dollar, Euro oder die Landeswährung Hrywnja an insgesamt 4.500 MoneyGram-Stellen im ganzen Land umgetauscht werden. Karolina Billing, die Ukraine-Vertreterin der UNHCR erklärt:
Auf der ganzen Welt arbeitet UNHCR seit Jahren mit dem Technologiesektor zusammen, der eine entscheidende Rolle dabei gespielt hat, innovativ zu sein. Um Hilfe zügiger zu leisten, ist Schnelligkeit bei humanitären Maßnahmen von entscheidender Bedeutung.
Karolina Billing
Das Programm soll in Zusammenarbeit mit der Stellar Development Foundation in den ukrainischen Städten Kiew, Lemberg und Vinnytsia erprobt und auf andere Städte angewendet werden. Obwohl die Pilotphase des Projekts speziell für die Ukraine konzipiert sei, könne es auf “andere Teile der Welt” ausgeweitet werden. Wie hoch der Spendenbetrag ist, ist unklar. Zudem ist nicht bekannt, wie die UNHCR einen “berechtigten Empfänger” klassifiziert.
UN mit widersprüchlicher Krypto-Strategie
Die Zusammenarbeit mit einem Krypto-Unternehmen passt jedoch nicht ganz in das Ideal-typische Bild der UN: Noch im August dieses Jahres betonte die Handelsorganisation der Vereinten Nationen (UNCTAD) ihre Zweifel an Bitcoin und Co. in Entwicklungsländern. Das Argument: Die Nachteile von Kryptowährungen überschatten deren Vorteile. In den Policy Briefs der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung fordert die Organisation, die steigende Nutzung von Bitcoin und Co. in Entwicklungsländern einzudämmen.
Dr. Penelope Hawkins, Senior Economic Affairs Officer in der Abteilung für Debt und
Development Finance, Globalisation and Development Strategies der UNCTAD, war an der Ausarbeitung der Krypto-Policy-Briefs beteiligt. BTC-ECHO gegenüber erklärte sie damals: “Im Bereich der finanziellen Inklusion sind wir nicht davon überzeugt, dass Kryptowährungen die Dinge besser machen als beispielsweise ein schnelles Massenzahlungssystem.” Diese Ansicht teilt die Zweigorganisation UNHCR offensichtlich nicht.
Ukraine-Spenden schon zu Beginn des Krieges
Und tatsächlich: Krypto ist ein immanenter Teil des Spendenprogramms der Ukraine. Bereits zu Beginn des russischen Angriffskrieges erhielt die Regierung finanzielle Unterstützung in Form von BTC, ETH und USDT. Die eingenommenen Hilfsgelder investierte der Saat in Aufklärungsdrohnen, Panzerwesten und Computertechnik. Digitalminister Mykhailo Fedorov sprach der Krypto-Community seinen Dank aus. Die Unterstützung würde “Spende für Spende zum großen Sieg” verhelfen, so Fedorov.
Wie hilfreich die UN-Spenden letztlich sein werden, bleibt abzuwarten. Dass sich eine etablierte Hilfsorganisation auf die Schnelligkeit und Transparenz der Blockchain-Technologie verlässt, ist jedoch eine Bekräftigung des Use Case, den Kryptowährungen mit sich bringen.