Ukraine-Krise Das passiert, wenn Russland von SWIFT ausgeschlossen wird

Es herrscht Krieg auf dem europäischen Kontinent. Da sich Russland nicht mit der NATO auf eine diplomatische Lösung einigen konnte, hat Wladimir Putin den Einmarsch in die Ukraine befohlen. Als Reaktion der NATO-Verbündeten steht nun der Ausschluss Russlands vom SWIFT-System im Gespräch. Was heißt das für die dortige Bevölkerung und was für Europa?

Marlene Müller
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Was passiert wenn Russland aus SWIFT verbannt wird?

Beitragsbild: Picture Alliance

| Eine Demonstrantin fordert den Ausschluss Russlands vom SWIFT-System.

Aus dem “bewaffneten Konflikt” hat der russische Staatspräsident Wladimir Putin am Morgen des 24. Februars 2022 mit seiner halbstündigen Ansprache einen Krieg gemacht. Nun greifen russische Militäreinheiten fünf Gebiete in der Ukraine an. Als Reaktion der NATO steht indessen im Raum, Russland vom SWIFT-System auszuschließen. Bislang verbannte man nur Banken aus dem Iran, Nordkorea und Afghanistan aus dem weltweit wichtigsten Zahlungssystem.

Mit einem solchen Ausschluss trifft man aber nicht nur den Staat mit seiner politischen Führung, sondern auch die Menschen, die in Russland leben und vom Handel mit dem Westen abhängig sind. Neben anderen alternativen Zahlungsmitteln könnten deswegen auch Kryptowährungen den Menschen dabei helfen, ihre Produkte weiter zu vermarkten und somit ihre Existenz zu sichern.

Was heißt SWIFT überhaupt?

SWIFT steht für “Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication”. Dabei handelt es sich um eine politisch unabhängige, internationale Genossenschaft mit Sitz in Belgien. Trotzdem muss sie, wie jedes Unternehmen in der EU, unter europäischem Recht agieren. Zudem kann keine Regierung, auch nicht die US-amerikanische, darüber entscheiden, ob es zu einer sofortigen Kappung einer Bankengruppe kommt.

Täglich werden in den Genossenschaftsgebäuden internationale Transaktionen in Milliarden-Höhe abgewickelt. (Fast) jede:r, der eine internationale Transaktion durchführen möchte, landet zunächst bei der SWIFT, wird dann häufig über Zwischenbanken der USA geleitet, bevor das Geld dann bei der internationalen Partner-Bank ankommt. Über 11.000 Banken in 200 Ländern sind Teil dieses Systems.

Bei Ausschluss Russlands von SWIFT ist eine Transaktion dieser Art nicht mehr möglich. EU-Präsidentin Ursula von der Leyen benannte das bereits am 22. Februar 2022: “Finanzsanktionen würden bedeuten, dass Russland praktisch abgeschnitten wird von internationalen Finanzmärkten”. Wirtschafts- und Finanzsanktionen wäre in Ihren Augen die Mobilisierung des “mächtigsten verfügbaren Hebels”. Diese Sanktionen könnten in zwei Richtungen führen. Entweder, sie führen wie 2014 (Krim-Krise) zu einer Wiederaufnahme der Gespräche – oder es ziehen dunkle Wolken auf. Wie Prof. Stefan Kooths, Vizepräsident des Kieler Institutes für Weltwirtschaft (IfW Kiel) sagt:

Ein Abkoppeln vom SWIFT-System würde Russland praktisch vollständig von weiten Teilen der Weltwirtschaft isolieren. Das wäre wirtschaftlich das schärfste Schwert, das als Antwort auf eine umfassende Invasion der Ukraine durch russische Truppen zum Einsatz kommen könnte. Käme es darüber zu einem Konflikt mit der Volksrepublik China, wäre eine Weltwirtschaftskrise nicht zu vermeiden.

Prof. Stefan Kooths, Vizepräsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel)

“SWIFT, die Atombombe für Kapitalmärkte”

Trotzdem müsse man aufpassen, dass sich Deutschland als Energieimporteur Russlands damit nicht ins eigene Fleisch schneide. Außenministerin Annalena Baerbock sagte dazu in einem Interview mit der Süddeutsche Zeitung im Januar: “Wir schauen uns als westliche Staaten sehr genau an, welche intelligenten Wirtschafts- und Finanzsanktionen tatsächlich die russische Wirtschaft und Führung treffen und nicht uns selbst.” Auch Friedrich Merz (CDU) betonte bereits gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass “SWIFT infrage zu stellen, … die Atombombe für die Kapitalmärkte und auch für Waren- und Dienstleistungsbeziehungen sein” könnte.

Herr Hendrik Mahlkow vom Institut für Weltwirtschaft prognostiziert dabei, dass allein “ein Handelsstopp mit Gas einen Einbruch der russischen Wirtschaftsleistung um knapp 3 Prozent zur Folge”. Auch ein Handelsstopp mit Öl würde zu einem “Einbruch um gut 1 Prozent” führen, “für Deutschland und die EU wären die wirtschaftlichen Schäden in beiden Fällen äußerst gering”. Für eine aktuelle Bewertung der wirtschaftlichen Folgen durch einen Ausschluss ist es noch zu früh. Bereits 2014 berechnete Dmitri Medwedew, damaliger russischer Premierminister, bei einem Ausschluss von SWIFT jedoch einen Rückgang der russischen Wirtschaftsleistung um fünf Prozent.

Alternative Zahlungsmittel

Sollte der Fall eintreten, dass Russland tatsächlich in diesem Konflikt vom SWIFT-System ausgeschlossen wird, werden die Menschen nach Alternativen für den internationalen Handel suchen. Dabei würden diese grenzüberschreitenden Geschäfte vermutlich über “E-Mail oder anachronistische Telexe [für Teleprinter Exchange, auch Fernschreiben] oder Faxe abgewickelt werden”, wie Capital mutmaßt. Das wäre russischen Geschäftsleuten nach, zwar “umständlich, langsam und nicht besonders sicher, es würde aber in den meisten Fällen funktionieren”.

Zudem ist Russland auf diese Sanktion zumindest ein Stück weit vorbereitet. Nachdem Amerika bereits 2014 mit einer solchen Reaktion gedroht hatte, erarbeitete man seine eigene Banken-Infrastruktur mit den angrenzenden Staaten. Das SPFS-System verfolgt dabei ein ähnliches Prinzip wie SWIFT. Das von der russischen Zentralbank entwickelte System verzeichnete, der russischen Nachrichtenagentur TASS zufolge, im Februar 2021 etwa 400 Mitglieder. Im Vergleich zu SWIFT handelt es sich dabei also um einen Zwerg der Zahlungsabwickler.

Krypto für Zahlungen über die Grenzen

Eine andere Option bietet das chinesische Zahlungssystem CIPS. Dieses System ist weitaus größer als SPFS. Eine weitere Option, die China Russland möglicherweise anbieten könnte, ist die Verwendung des digitalen Yuans. Diese digitale Zentralbankwährung wurde während den Olympischen Winterspielen das erste Mal für die internationale Gemeinschaft freigegeben. Dadurch könnte aber bislang nur der Handel mit chinesischen Unternehmen am Leben gehalten werden.

Eine finale Alternative bieten Kryptowährungen. Aufgrund ihrer nicht-zentral-kontrollierbaren Natur bieten sie sich an, nun als Zahlungsmittel für grenzüberschreitende Zahlungen verwendet zu werden. Für russische Unternehmer:innen könnten die digitalen unveränderlichen Protokolle eine Möglichkeit darstellen, den Handel mit dem Westen fürs Erste zu erhalten, ohne auf die politischen Weisungen angewiesen zu sein. Ob das möglicherweise ein Grund dafür ist, weshalb das russische Ministerium in den letzten Monaten stark gegen mögliche Krypto-Verbote gehalten hat, ist offen. In der letzten Woche wurden die Kryptozahlungen jedoch auf einen Betrag von maximal 6.800 Euro begrenzt. Trotzdem Kryptowährungen aktuell starke Ab- und Aufschwünge verzeichnen, mag für die Unternehmen und Privatpersonen gelten: Etwas Handel ist besser als gar kein Handel.

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