Manipulation, Intrigen, Whistleblower Der Terra-Krimi geht in die nächste Runde

Terra (LUNA) Gründer Do Kwon versucht, das Vertrauen seiner ehemaligen Investoren mit Terra 2.0 und neuen LUNA-Airdrops zurückzugewinnen. Zeitgleich untersuchen die südkoreanischen Behörden die Vorkommnisse noch genauer und nehmen Mitarbeiter von Terraform Labs ins Kreuzverhör.

Jonas Oppermann
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Terra (LUNA) Mitarbeiter im Kreuzverhör

Beitragsbild: Shutterstock

Gute zwei Wochen nach dem Zusammenbruch des gesamten Terra-Ökosystems verschärfen sich die Untersuchungen der südkoreanischen Behörden. Um die Angelegenheit genauer unter die Lupe zu nehmen, haben die Staatsanwälte des Landes alle Mitarbeiter von Terraform Labs zum Verhör vorgeladen, wie der lokale Fernsehsender JTBC berichtete. Gleichzeitig hat ein Validator des Terra-Netzwerks brisante Mitschriften aus einer internen Telegramgruppe des Blockchain-Projekts ans Licht der Öffentlichkeit gebracht.

Das juristische Nachspiel der Terra-Pleite

Der jetzt schon berüchtigte Terra (LUNA)-Crash ist eine der größten Pleiten in der Geschichte der Krypto-Industrie. Alle Augen waren zunächst auf Do Kwon gerichtet. Doch während Kwon bereits Terra 2.0 zur Rettung des Terra-Ökosystems in die Wege geleitet hat, verschärfen sich die Untersuchungen im Fall Terra. Berichten zufolge ermitteln die Behörden nun gegen die Personen, die mit Do Kwon an dem inzwischen wertlosen “LUNA Classic” gearbeitet haben.

Die Ermittlungseinheit für Finanz- und Wertpapierkriminalität der südlichen Bezirksstaatsanwaltschaft von Seoul möchte unter anderem prüfen, ob es absichtliche Preismanipulationen gegeben hat und ob die Token ordnungsgemäße Zulassungsverfahren durchlaufen haben. Einige Ermittler hatten Bedenken hinsichtlich des Designs des Stablecoins TerraUSD (UST) und behaupteten, dass der Mechanismus des Terra-Tokens von vornherein fehlerhaft war.

Zweifel in den eigenen Reihen und geleakte Chatverläufe

Einer der verhörten Mitarbeiter von Terrraform Labs hat die Bedenken der Ermittler im Zuge der näheren Untersuchungen nun bestätigt. Das geht aus einem Beitrag des südkoreanischen TV Senders JTBC hervor. Er enthüllt, dass auch Teile des Teams um Do Kwon herum von Anfang an Zweifel am Design des TerraUSD (UST) Stablecoins hatten. Sie hätten den CEO des Unternehmens, Do Kwon im Vorfeld gewarnt, dass der algorithmische Mechanismus, der die Bindung des Vermögenswerts an den US-Dollar schützen soll, letztendlich scheitern könnte. Doch Kwon trieb die Einführung trotzdem voran.

Schon damals gab es eine Warnung, dass es jederzeit zu einem Zusammenbruch kommen könnte, aber CEO Kwon Do-hyeong hat die Einführung der Coins erzwungen.

Mitarbeiter von Terraform Labs

Für noch mehr Zweifel sorgten kürzlich geleakte Chatverläufe aus einer Telegramgruppe mit dem Namen Terra Rebirth League. In dieser tauschte sich die Chefetage von Terraform Labs und die Validatoren des Netzwerks, zum Crash von Terra (LUNA) und dem Thema Terra 2.0 aus.

Die Chatverläufe legen große Unsicherheit und Verzweiflung seitens der Validatoren offen. “Könnte mich jemand aufklären, wofür diese neue Version (Terra 2.0) ist oder was sie tut?” heißt es da etwa. Rohit von Coinbase Cloud schreibt: “Ich habe noch nie so viel Verwirrung bei etwas so Ernstem gesehen.” Und auch Do Kwon selbst meldet sich zu Wort: “Kann jemand das Problem zusammenfassen? Ich bin ziemlich verwirrt.”

Einer der Validatoren hat sein Schweigen gebrochen und die Chatverläufe veröffentlicht – und zwar auf einer Blockchain, sodass sie für immer gespeichert und zugänglich sind.

Terra 2.0 und neue Probleme

Die fortlaufenden Untersuchungen könnten dafür sorgen, dass dem neuen Terra-2.0-Projekt noch weniger Vertrauen entgegengebracht wird. Terraform Labs kündigte an, die Investoren mit neuen LUNA Token per Airdrop zu entschädigen – von einer Kompensation kann aber keine Rede sein.

Auf Twitter schreibt etwa ein User, dass er 300.000 US-Dollar im Terra-Crash verloren habe, aber lediglich 59 US-Dollar an neuen Token zurückbekommen hätte. Kurz nach dem Airdrop brach der Preis der neuen LUNA-Token innerhalb von nur 24 Stunden um mehr als 70 Prozent ein.

Terraform Labs schrieb in ein Statement dazu:

Wir sind uns bewusst, dass einige Nutzer weniger $LUNA aus dem Airdrop erhalten haben als erwartet und arbeiten aktiv an einer Lösung. Weitere Informationen werden bereitgestellt, sobald wir alle Daten gesammelt haben, also bleiben Sie dran.

Tweet von @terra_money

Was damals mit dem Terra-Ökosystem geschah

Im Zuge eines kriselnden Gesamtmarktes, den damit verbundenen Abverkäufen und massiven LUNA-Abzügen aus dem DeFi-Sparprotokoll Anchor entfernte sich der UST-Kurs immer weiter von seinem angestrebten Kursniveau von einem US-Dollar. Mit Blick auf den UST-Crash brachen Panikverkäufe aus. Die Marktkapitalisierung von Terra LUNA betrug Anfang April noch über 40 Milliarden US-Dollar. Aktuell sind es 840 Millionen US-Dollar.

Durch den Einbruch erzeugte der Algorithmus immer mehr LUNA-Token, um das Ökosystem zu stabilisieren. Infolgedessen entwickelte sich der Wert dieser Token hyperinflationär und nahm rasch an Wert ab. Heute ist LUNA Classic nur noch 0.000108 US-Dollar wert.

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