Tech-Investoren  Die scheinheilige Kritik an Michael Saylor, Cathie Wood und Frank Thelen

Einst gefeierte Investment-Gurus, heute stärker denn je in der Kritik: Tech- und Krypto-Investoren. Mit dem Einbruch am Finanzmarkt geraten auch sie immer mehr unter Druck beziehungsweise in Erklärungsnot. Warum die Kritik an ihren Investmentstil oftmals scheinheilig ist.

Sven Wagenknecht
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Frank Thelen

Beitragsbild: picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

| Investor und Unternehmer Frank Thelen auf der DIGITAL X im Mediapark Köln am 14. September 2022.

Dieses Jahr war kein leichtes für Tech- und Krypto-Investoren wie Cathie Wood oder Frank Thelen. Im Zuge der heftigen Marktkorrektur sind ihre Fonds ordentlich abgestürzt. Cathie Woods Ark Innovation ist vom Allzeithoch bei 138 US-Dollar mit nun 42 US-Dollar rund 70 Prozent im Minus. Der 10x DNA Fonds von Thelen ist von 28 Euro im ATH auf nun rund 14 Euro gefallen, ein Minus von rund 50 Prozent.

Die Stimmung hat gedreht

Auch andere Investoren, vor allem aus dem Krypto-Bereich, mussten sich einiges an Spott und Häme gefallen lassen. Sei es Michael Saylor, Elon Musk, Mike Novogratz oder andere bekannte Namen, die stark in Bitcoin und Co. investiert sind, wurden in ihrem Investorenimage öffentlich kritisiert. Letzterer war sogar groß im zusammengebrochenen Terra Luna Coin investiert.

Manch Kleininvestor, der selbst stark in Tech- und Krypto investiert ist, wird dies selbst nur allzu gut am eigenen Leib erfahren haben. Familie, Bekannte oder Kollegen, die vor einem Jahr noch um Tipps gebeten oder einfach nur stillschweigend und gegebenenfalls etwas neidisch über den Anlageerfolg hinweggeblickt haben, können sich eine gewisse Schadenfreude, sofern sie nicht selbst investiert sind, nicht verkneifen. Oder anders formuliert: insgeheim hatte man es ja besser gewusst und deshalb die Finger von Innovationswerten gelassen.

Ohne Tech-Investoren, kein Value

Sich über Meme-Investoren lustig machen, ist nachvollziehbar, weil hier offensichtlich in Unsinn investiert wird. Die allermeisten Investments sind aber keine Meme-Kryptowährungen oder -Aktien, sondern Projekte mit einer echten Zukunftsvision. Ganz gleich, ob Gensequenzierungs-Unternehmen Invitae, das Telemedizin-Unternehmen Teladoc oder eben die Kryptowährung Ethereum.

Sofern man an einen technologischen Fortschritt glaubt, der uns in den kommenden Jahren hilft, nicht nur Probleme zu lösen, sondern auch ein hohes Maß an Wertschöpfung zu erzielen, dann kommt man nicht um Innovationswerte herum. Manch einer mag vergessen haben, dass die Value-Aktien von heute und die Hidden Champions aus dem Schwarzwald, auch mal Start-ups waren.

Dass sich das Automobil durchsetzt, haben zur Zeit von Carl Benz Ende des 19. Jahrhunderts auch nur die wenigsten geglaubt. Dennoch sind in diesen Anfangsjahren hunderte Automobil-Start-ups entstanden. Wikipedia spricht gar von 3.000 Automobilherstellern in den USA, von denen am Ende nur drei bekannte Firmen eine nennenswerte Marktdurchdringung erreichen konnten: Ford, General Motors und Chrysler. Innovationswerte haben immer bedeutet, dass man wahrscheinlich scheitert.

Timing und Überbewertung

Nun bleiben dennoch zwei gern vorgetragene Kritikpunkte übrig, die das Timing und die Bewertung der Unternehmen oder Kryptowährungen betreffen. Soll bedeuten: Wie kann man nur zu so einer hohen Bewertung und in einem so aufgeheizten Markt – Anspielung auf 2020/2021 – investieren?

Sicherlich ist der Punkt mit der Bewertung nicht haltlos. Unternehmen, die mehr Geld verbrennen als sie einnehmen, mit zweistelligen Milliardenbewertungen zu beziffern, ist, gelinde formuliert, sehr gewagt. Retrospektiv sind wir alle klüger.

Kritiker vergessen an dieser Stelle aber gern, dass das optimale Timing an den Märkten eine Wunschvorstellung ist und eher durch Zufall als durch Können zum Tragen kommt. Angesichts der enormen Geldmengenausweitung und des rasanten technologischen Fortschrittes ist es sehr schwer einzuschätzen, wann, welches Bewertungsniveau gerechtfertigt ist. Dies gilt insbesondere für den schwer greifbaren Sektor der Kryptowährungen.

ETFs sind keine Hedgefonds!

Kommen wir in diesem Zusammenhang auf die prominenten Tech-Investoren Cathie Wood und Frank Thelen zurück. Ihre Fonds, die in Tech- und Krypto investieren, basieren auf einem simplen Versprechen: Wir stellen für dich ein Portfolio an Innovationswerten zusammen, das über ein entsprechend großes Zukunftspotential verfügt. Nicht mehr und nicht weniger.

Es handelt sich nicht um Hedgefonds, die mithilfe von Short-Optionen und anderen Derivaten versucht in jeder Marktlage eine Total-Return-Strategie umzusetzen. Wer das erwartet, hat sich anscheinend nicht richtig vorher informiert. Selbst bei dem 10x DNA Fonds von Thelen, der im Gegensatz zu Cathie Wood kein ETF, sondern ein aktiv gemangter Fonds ist, steht einfach zu erkennen geschrieben, dass u.a. mindestens die Hälfte der Gelder in Aktien, also Long-only, investiert sind.

Dass sich die Performance dieser Fonds nicht von der Makro- bzw. Marktlage emanzipieren kann, sollte damit einleuchtend sein. Das dicke Minus der letzten Monate ist also unausweichlich gewesen. Ganz grundsätzlich sollte man die Fähigkeit von Fondsmanagern nicht überschätzen. Am Ende werden sie in aller Regel genauso von Marktentwicklungen überrascht wie die Kleinanleger. Ihre Leistung steckt daher eher in der fundamentalen Analyse der Basiswerte, also der Selektion, denn in einem aktiven Handelsstil.

Tech-Investoren haben gute Karten

Wer sich nicht als aktiver Trader begreift, der auch mit Short-Derivaten hantiert, ist zum Optimismus an der Börse verdammt. Wer über ausreichend Anlagehorizont sowie Anlage-Diversifikation verfügt, hat mit der optimistischen Einstellung langfristig immer recht behalten.

Dies soll keine Durchhalteparole sein, sondern ein Appell um Maß und Mitte. Genauso wie dieses Ende 2021 aus den Fugen geraten ist, hat es sich die Übertreibung aktuell in die genau entgegengesetzte Richtung entwickelt. Jeder Schock, jede Krise kommt zu einem Ende oder normalisiert sich. Spätestens dann, werden auch Innovationswerte wieder ihren Weg nach oben aufnehmen. Die meisten Kritiker von heute werden dann wieder am Seitenrand stehen und sich über ihre eigene Passivität oder vermeintlich besseren Anlagestil ärgern.

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