Kommentar  Stiftung Warentest testet Bitcoin – Ergebnis: niederschmetternd

Die Stiftung Warentest hat Bitcoin unter die Lupe genommen und kommt zu keinem guten Ergebnis. Warum der Artikel “Bitcoin ist kein sicherer Hafen” grundlegende Verständnisprobleme offenbart. Ein Kommentar.

Sven Wagenknecht
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Stiftung Warentest testet Bitcoin

Beitragsbild: Picture Alliance

| Neuerdings testet man auch Bitcoin bei Stiftung Warentest

Nicht nur Rasenmäher und Kaffeevollautomaten werden von Stiftung Warentest unter die Lupe genommen, sondern neuerdings auch Kryptowährungen. Anscheinend fühlt man sich dazu berufen und kompetent genug, einzelne Vermögenswerte zu bewerten. Zwar sucht man vergebens etwas zur Nvidia-Aktie, Gold oder dem Euro, aber Bitcoin scheint so wichtig zu sein, dass man ihn einer Überprüfung unterzogen hat. So viel vorweg: man kann nur hoffen, dass die Stiftung Warentest bei Haushaltswaren und Co. sorgsamer vorgeht als bei der Kryptowährung.

“Bitcoin-Mythen” unter der Lupe

Allein die Wortwahl, dass man “Bitcoin-Mythen” analysiert, suggeriert zu Anfang des Artikels, dass es sich bei BTC um etwas Ominöses handeln muss. Nach einer kurzen Erläuterung zum Bitcoin-Kursanstieg in den vergangenen Wochen ploppt direkt schon das Urteil von Stiftung Warentest auf: “Wir raten jedoch von einer Investition in das umstrittene Spekulations­objekt Bitcoin ab.” Wenn es um Anlageberatung geht, scheint man gerne direkt zur Sache zu kommen.

Als erster Kritikpunkt dient die hohe Volatilität von Bitcoin, die pauschal etwas Negatives sein soll. Besonders irreführend ist dann die folgende Aussage: “Wer zu einem ungüns­tigen Zeit­punkt, etwa im November 2021, einge­stiegen ist, sitzt aktuell immer noch auf einem dicken Minus”, erklärt Stiftung Warentest. Dabei verkennen die Autoren vollkommen, dass es nur sehr wenige Tage in der Geschichte von Bitcoin gab, wo dieser höher als aktuell stand. Praktisch jeder, der BTC gekauft hat, ist gegenwärtig im Plus. Unwissenden Anlegern möchte man hier den Eindruck vermitteln, dass ein BTC-Investment bislang ein Schuss in den Ofen war.

Inflation und Bitcoin

Eines der größten Missverständnisse rund um Bitcoin, ist, dass viele Menschen den Inflationsschutz von BTC falsch verstehen, so auch Stiftung Warentest. So kommen die Autoren zu dem wenig verwunderlichen Ergebnis, dass Bitcoin nicht unmittelbar die ausgewiesene Inflationsrate kompensiert. Da mit dem starken Anstieg der Verbraucherpreise im Jahr 2022 BTC nicht gestiegen, sondern gefallen ist, kommt man zu dem Schluss, dass Bitcoin keinen Inflationsschutz darstellt.

Wer sich etwas mit dem Finanzmarkt auskennt, der weiß, dass der Inflationsschutz von Sachwerten wie Aktien, Immobilien, Gold oder eben Bitcoin niemals unmittelbar eintritt, ganz im Gegenteil. Steigt die Inflation, dann fallen in der Regel auch die Kurse der Sachwerte, da mit höheren Zinsen seitens der Notenbanken gerechnet wird. Bitcoin ist da selbstverständlich keine Ausnahme. Genau wie bei anderen Sachwerten stellt sich die Kompensation des Kaufkraftverlustes in der langen Frist ein. Wer einen unmittelbaren Inflationsschutz sucht, der muss auf inflationsindexierte Anleihen oder Derivate zugreifen, die so “programmiert” sind, dass sie mit der Inflation steigen.

Zumal die Autoren keine Differenzierung zwischen der Verbraucherpreisinflation und der Vermögenspreisinflation vornehmen. So weist Bitcoin eine sehr hohe Korrelation zur globalen Geldmenge M2 auf, die nicht nur BTC, sondern auch andere Vermögenswerte maßgeblich beeinflusst. Allerdings geht es bei dieser Betrachtung nicht um die Verbraucherpreise, sondern um die Assetpreise. Ein wichtiges Detail, das man, wenn man schon mit “Mythen” aufräumen will, hätte erklären können.

Bitcoin-Gold-Korrelation

Die Aussage: “Bitcoin ist das neue Gold” hat Stiftung Warentest wohl wörtlich genommen und eine Korrelationsanalyse zwischen den beiden Assets erstellt. Wenig verwunderlich kommen sie zu dem Ergebnis, dass Bitcoin und Gold keine nennenswerte beziehungsweise aussagekräftige Korrelation zueinander aufweisen. Es wäre demnach falsch, BTC als das neue Gold zu bezeichnen.

Stiftung Warentest hat dabei anscheinend nicht verstanden, dass es um die Wertspeichereigenschaften geht, die Bitcoin und Gold so gut vergleichbar machen. Aus diesem Grund nutzen auch BlackRock und Fidelity diesen Vergleich, um ihren Kunden zu erklären, warum BTC ein sinnvolles Investment ist. Die Charakteristika beider Assets bieten eine gute Analogie.

Natürlich ist BTC aber noch mehr als nur digitales Gold. Bitcoin ist ein technologisches Netzwerk und unterliegt damit vollkommen anderen Adoptionseffekten als das gelbe Edelmetall. Entsprechend ist seine Korrelation zu Tech-Aktien oftmals höher als die zu Gold. Die Wachstumsdynamiken im Technologiesektor, der von Netzwerkeffekten getrieben wird, sind selbstverständlich andere als bei einem Edelmetall, das schon seit Jahrtausenden existiert. Es wäre also alles andere als gut, wenn Bitcoin 1:1 mit Gold korrelieren würde, da es nahelegen würde, dass das Bitcoin-Netzwerk beziehungsweise seine Etablierung bereits am Ende angekommen wäre. Aus diesem Grund findet aktuell auch ein Exodus von Gold zu BTC statt, wie in diesem Artikel erklärt wird.

Ein Eigentor für Stiftung Warentest

Es grenzt schon an Ironie, dass Stiftung Warentest vor Bitcoin warnt, aber gleichzeitig mit einem Kryptobörsen- und Brokervergleich Geld verdient. Wer also auf der Suche nach Kryptobörsen für den Bitcoin-Kauf ist, kann dies über kostenpflichtige Inhalte bei Stiftung Warentest tun. So ganz gegen BTC scheint man dann doch nicht bei Stiftung Warentest zu sein.

Aus Verbraucherschutzsicht ist das ständige Warnen vor BTC sehr problematisch. Während BlackRock und Fidelity ihren Kunden aktiv Bitcoin empfehlen und BTC auch konservativen Portfolios beimischen, bleiben deutsche Kleinanleger außen vor. Jeder kann sich an dieser Stelle selbst die Frage stellen, ob er oder sie lieber den mathematischen Portfolio-Modellen und -Berechnungen der Wall-Street-Akteure vertraut oder dem Bauchgefühl von Stiftung Warentest.

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