Siebter Ausfall in Folge Solana stürzt ab: Wie verlässlich ist die “schnellste” Blockchain der Welt?

Solana erlebt wieder einen Netzwerkausfall. Es ist der siebte in wenigen Monaten. Kritiker warnen: Die Blockchain hat ein Designproblem.

Giacomo Maihofer
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Solana

Beitragsbild: Shutterstock

| Viel Power, zu einem hohen Preis. Das Solana-Netzwerk setzt auf besonders starke Rechner

Das Solana-Netzwerk ging letzten Samstag für sieben Stunden down – mal wieder. Es ist der siebte Crash innerhalb weniger Monate. Zum Vergleich: Bitcoin und Ethereum stürzen in ihrer gesamten Historie nie ab. Hat die angeblich “schnellste” Blockchain der Welt ein Sicherheitsproblem?

Am Samstag, den 30. April, flutete eine Armee von Bots das Netzwerk mit einem Datentsunami. Das geschah während eines NFT-Mints, genannt Candy Machine. Bei solchen Events werden NFTs erstellt und live zur Auktion angeboten. Das Netzwerk crashte aufgrund der Last und wurde Sonntag neu gestartet. Der Kurs fiel heute um zwei Prozent. Nutzer machen ihrem Frust auf Twitter Luft mit Galgenhumor.

Der aktuelle Absturz ist symptomatisch für ein tieferlegendes Designproblem von Solana. Das Projekt schoss im Bullrun von 2020 aus dem Nichts hoch in die Top-Ten der Kryptowährungen, auch wegen eines Claims: 50.000 Transaktionen pro Sekunde will die Blockchain leisten – zu fast nicht existenten Gebühren von 0,00025 US-Dollar. Möglich macht dies ein innovativer Konsensalgorithmus, Proof of History. Eine ausführlichere Analyse lest ihr hier.

Die reale Geschwindigkeit von Solana beträgt 1,300 Transaktionen pro Sekunde. Das ist immer noch ein Riesensprung gegenüber Ethereum mit 14 Transaktionen pro Sekunde, die mit teils horrenden Gebühren von abertausenden US-Dollar verbunden sind.

Schnelligkeit hat ihren Preis

Doch laut Kritikern opfert Solana für dieses beachtliche Tempo zwei andere Kernversprechen von Blockchains, ihre Dezentralität und Sicherheit. Krypto-Forscher Justin Bons sieht Solanas Konsensalgorithmus, Proof of History, als besonders anfällig für DDos-Attacken. Auf Twitter schreibt er schon am 14. April 2022:

Vor Solana verwendeten fast alle großen Blockchains eine nicht-deterministische Blockerstellung. Sie sorgt für Sicherheit und Zensurwiderstand. Denn niemand kann vorhersagen, wer den nächsten Block erstellt. Proof of History hat eine deterministische Blockerstellung zur Folge. So ist es möglich, den nächsten Blockproduzenten zu erkennen und anzugreifen. Ich muss nicht das gesamte Netzwerk attackieren, sondern nur die nächsten 100 Validatoren. So könnte ein Angreifer diese mit DDos angreifen und Kontrolle über das Netzwerk erlangen.

Justin Bons auf Twitter

Ein anderer Kritikpunkt, der Solana seit seinem Aufstieg begleitet, ist die geringe Zahl an der Knotenpunkte im Netzwerk, sogenannte Validatoren. Der Proof-of-History-Konsensalgorithmus ist eine Variation von Proof of Stake. Dezentralität lässt sich hier auch an der Zahl der Validatoren messen. Sie verarbeiten die Transaktionen, sichern die Integrität des Netzwerks, seinen Konsens. Je mehr existieren, desto besser.

Mit 1.700 Validatoren zählt Solana zum Mittelfeld. Cardano nutzt fast 3.000. Und Platzhirsch Ethereum sattelt mit fast 300.000 registrierten Validatoren zum Ende des Jahres auf Proof of Stake um – und würde damit mehr Validatoren haben als alle Top-Proof-of-Stake-Blockchains zusammen.