Der geplatzte ICO-Hype von 2017 schlägt immer noch hohe Wellen. Wie kürzlich bekannt wurde, lud die US-Börsenaufsicht Security and Exchange Commission (SEC) allein in diesem Jahr eine Vielzahl von ICOs formal vor. Gegen die Unternehmen laufen Ermittlungsverfahren wegen Verstößen gegen das Börsengesetz.
Es stellt sich also die Frage, welche Zukunft der Verkauf von Token als Form der Kapitalbeschaffung für Start-ups hat. Wie Sven Wagenknecht am vergangenen Freitag, dem 19. Oktober, argumentierte, ist das Kapitel ICO auch nach Platzen der Blase längst nicht abgeschlossen. In Form von regulierten Finanzprodukten könnten Token Sales immer noch eine gangbare Möglichkeit der Kapitalbeschaffung sein. In einem rechtssicheren Umfeld könnten STOs endlich auch institutionelle Investoren an Bord holen. Das wäre ein Meilenstein für die Etablierung dieser Form der Unternehmensfinanzierung.
Zeit für eine Übersicht
STOs sind ein junges Phänomen. Entsprechend rar gesät sind Start-ups, die sich dieses Mittel der Finanzierung zu eigen machen. Anhand von ausgewählten Beispiele möchten wir auf existierende Projekte aufmerksam machen.
Brille 24
Zunächst ein Unternehmen aus Deutschland. Bei Brille24 handelt es sich um einen der führenden Online-Optiker in Europa. Das Unternehmen wirbt mit modernen AI-Applikationen, welche den Kauf von Brillen gänzlich online abwickeln soll. Dazu gehört eine virtuelle Anprobe sowie die Online-Untersuchung der Augen.
Zur weiteren Finanzierung von Forschung und Entwicklung plant das Unternehmen einen STO über Neufund. Dabei ist jeder Token 1:1 durch Unternehmensanteile gesichert. Da es sich also de facto um Wertpapiere handelt, sind Investoren dividendenberechtigt.
mySWOOOP
Im Wachstums-Ranking 2017/18 der Online-Plattform Gründerszene belegte mySWOOOP Platz 25 der am schnellsten wachsenden Tech-Unternehmen Deutschlands. Das Re-Commerce-Unternehmen ist auf den preisoptimierten An- und Verkauf einer Vielzahl an gebrauchten Waren spezialisiert. Mit einer eigens entwickelten Software garantiert mySWOOOP den Kauf und Verkauf zu Bestpreisen.
Auch mySWOOOP plant, via Neufund Unternehmensanteil auf Security Token zu emittieren um Investoren so am Gewinn zu beteiligen.
BlockState
Das Schweizer Unternehmen BlockState hat sich der Digitalisierung von Finanzprodukten verschrieben. Dabei kommen Smart Contracts für die Verwaltung der Token-basierten Assets zum Tragen. Hauptaugenmerk legt BlockState auf einen „integrativeren Finanzmarkt“, wie Michael Weber, Gründer von BlockState, es ausdrückt.
Ferner verwaltet BlockState mit dem CTF15 eine Art Krypto-ETF, mit dem Investoren Unternehmensangaben zufolge die 15 größten Krypto-Assets abdecken können.
Auch BlockState gehört zu den ersten Unternehmen, die ihren STO über Neufund lancieren. Die Token sollen Investoren auch hierbei die üblichen Aktionärsrechte einräumen. Über den BlockState-STO berichteten wir bereits im Juni.
BlockEstate
Im Gegensatz zu den bisher vorgestellen STOs geht BlockEstate keine Partnerschaft mit Neufund ein, sondern mit dem STO-Intermediär Polymath. BlockEstate ist ein Finanzunternehmen mit Fokus auf den US-amerikanischen Immobilienmarkt. Die Hardcap von 50 Millionen US-Dollar möchte BlockEstate dementsprechend dafür nutzen, in ein breites Immobilienportfolio zu investieren. Die Security Token bilden auch hierbei Unternehmensanteile ab, sind also wie Wertpapiere zu betrachten. Die Ausschüttung aus den Gewinnen soll dabei quartalsweise erfolgen.
Token Sales noch nicht am Ende
Der Token Sale als Mittel der Unternehmensfinanzierung hat offensichtlich noch nicht ausgedient. Im Gegenteil: Sofern die Regulierungsbehörden, allen voran die SEC, aus der ICO-Blase des letzten Jahres die richtigen Lehren ziehen, könnten Token Sales in Form von STOs ein richtiges Revival erleben. Denn vernünftig regulierte Security Token dürften endlich auch institutionelle Investoren auf den Plan rufen.
BTC-ECHO